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MANNHEIM/ Nationaltheater: NORMA. 1. Saisonpremiere

15.10.2017 | Oper

Mannheim: NORMA.  14.10. 2017. Premiere

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Julia Faylenbogen(Adalgisa) und Miriam Clark (Norma). Copyright: Hans Jörg Michel

Die 1.Saisonpremiere ist Vincenzo Bellinis wohl bekannteste Oper ‚Norma‘ auf das Libretto von Felice Romani. Diese gilt zurecht als große Belcantooper und kann als solche immer wieder in ihren Bann ziehen wie jetzt auch das Mannheimer Publikum. Die Regie übernahm Markus Bothe, der letzte Spielzeit mit einer Aufsehen erregenden Inszenierung von Monteverdis ‚Rückkehr des Odysseus’auf sich aufmerksam machte. In einer eher ruhigen Gangart zeigt er einen abgegrenzten Hain als Kultstätte der Gallier mit einer knorrigen Eiche in der Mitte (Bb.: Robert Schweer). Die Gallier sind an diesen Ort gebannt,wo sie weißgeschminkt und in weißer (Kriegs)tracht genderneutral, also Frauen und Männer in Einheitslook, erscheinen. Ein offenbar von den Römern Erschlagener liegt dort und gibt Anlaß zu immer neu ertönendem Ruf nach offenem Widerstand gegen die Besatzer. Im 2.Akt werden auch Sandsäcke an die Nebenfrau/-mann  händisch übergeben, so daß die ursprünglich ganz natürliche Steinmauer zu einer Mauer aus Sandsäcken mutiert. Das private Dreierschicksal ist mit diesem  Konflikt eng verflochten. Normas Gemach befindet sich unter der Kultstätte,über eine Treppe erreichbar. Dort wachsen junge Bäume wie in einem Gewächshaus, die auch als Rückzugsorte für Normas Kinder dienen. In diesen eigenwlligen Ambienten kann Bothe die Handlung auf den Punkt bringen. Das Kostümbild entwarf ihm dazu Justina Klimczyk, für die beiden Römer in kontrastierendem dunkelblau, Norma und Adalgisa in roten und hellen Tuniken.

Musikalisch wurde ein ganz klarer austarierter Aufbau gestaltet. Es kam eine von Benjamin Reiners betreute sehr gepflegte Wiedergabe zustande, in der das Orchester einerseits die Sänger durch sanfte Begleitung unterstützte, andererseits auch Kriegsdramatik satt zum Ausdruck brachte. Höhepunkt war das Ende mit drei anrollenden Wellen vom äußersten piano zum ff, in denen das tragische Ende Normas und Polliones, das Verschwinden Adalgisas und die ungewisse Zukunft der Waisenkinder wie gemeißelt erklang.

Diese, Sarah Yilmaz und Philipp Riehle haben auch eine kleine Pantomime am Anfang vor dem eisernen Vorhang zu spielen. Iris Marie Sojer/Clotilde und Pascal Herington/Flavio sind als Vertraute markante StichwortgeberInnnen. Sung Ha als Oroveso gibt den Anführer der Gallier mit wuchtigem kantigem Baß. Julia Faylenbogen singt Adalgisa einmal vom dicken Eichenast mit mit teils herb klingendem Mezzo und und bietet somit einen Kontrast zu Norma. Einen sich in dem Konflikt erst sehr verunsichert gebenden Pollione gibt im Rollendebut Irakli Kakhidze und sang dabei einen dezenten, sehr belcantescen flexiblen Tenor mit Höhenpotential. Seinen Gesinnungswandel kann er auch in der stimmlichen Farbgebung unterstreichen. Miriam Clark stand als Norma im Mittelpunkt. Ihr ‚Casta diva‘, mit berückensten Piani intoniert, war neben dem Schluß ein weiterer Höhepunkt, in den sie ihre ganze prekäre Situation wunderbar hineinlegen kann und damit quasi selber zu einer Diva wie im 19.Jahrhundert wird. Mit den vielen Nuancen ihrer Stimme, manchmal auch fast gekeift, betört sie das große Auditorium.

Friedeon Rosén

 

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