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MANNHEIM/ Nationaltheater: EUGEN ONEGIN – eine „White Wall-Premiere“

14.06.2021 | Oper international

Nationaltheater Mannheim: Eugen Onegin  am  13.6.2021

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Foto: Nationaltheater Mannheim

Es war eine sogenannte White Wall Premiere. An einer weißen Wand (Entwurf: Anna-Sofia Kirsch) im mittleren Bühnenbereich sollen  Regisseure in der Coronazeit  ihre Ideen und Wünsche ans jeweilige Stück projizieren. Regisseurin Rahel Thiel brachte sich zuvörderst in der Briefszene mit selbstschreibenden behandschuhten Händen ein, manchmal auch mit einer dazugehörigen Person, die aber alles Russische immer wieder überschreibt, durchstreicht, oder mit dicken Ausrufezeichen versetzt etc., trotzdem ist der vollständige Text  am Ende in schöner Handschrift sichtbar. Allerdings stellt das keine genuin neue Idee dar. Als Pendant zur weißen Wand steht ein ebenso breiter Tisch da, an deren langen Enden sich Tatjana und Onegin gegenüber sitzen. Auch wird der Tisch von den Protagonisten beschritten, besonders die resche Olga tanzt auf ihm herum, und danach findet auch das Duell auf ihm statt. Der Chor ist ausgedünnt dahinter placiert, bei den Außenakten auch in den Seitenlogen, hinter Plexiglas je sechs Frauen/Männer auf beiden Seiten. Bei der Gremin-Arie werden nach dem großen Kopf der Tatjana, der während der Projektion auch altert, alle Köpfe der anderen  Darsteller und Choristen eingeblendet.

Im Graben wird eine reduzierte Orchesterfassung von Pjotr A. Klimow gespielt. Unter der Leitung des neuen 1.Kapellmeisters Janis Liepins wird die Musik wunderbar zugespielt in der 2 1/2 stündigen pausenlosen Fassung.Fürst Gremin wird vom Mannheimer Parade-Baß Sung Ha gegeben. Er ist um vokale Brillanz bemüht, kann  sich aber in dem kurzen Auftritt nicht gegen den profunden Bariton seines Gegenspielers Nikola Diskic durchsetzen, der seine Stimme mit mehr Gefühl einbringt. Juraj Holly gibt den gebrochenen Dichter Lenski, der auch tenoral manchmal etwas die durchgehende Linie vermissen läßt. Larina ist Julia Faylenbogen, die eine erschütterte Mutter herüber bringt, und Marie-Belle Sandis die Filipjewna in der Mezzo Dienerinnenrolle. Die Olga gibt Jelena Kordic mit aufblitzend wohltönend dunklem Mezzosopran, die Tatjana Viktorija Kaminskaite mit schöne Bögen spannendem wohltimbriertem glattem Sopran.  

Friedeon Rosén

 

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