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MANNHEIM: GÖTTERDÄMMERUNG

08.07.2013 | Allgemein, KRITIKEN, Oper

Mannheim: Götterdämmerung 7.7.2013


Cornelia Ptassek, Jürgen Müller,Judith Nemeth v.l., Foto: Hans Jörg Michel

 Mit ‚Götterdämmerung‘ wird die neue Ring-Produktion von Dan Ettinger/musikal.Leitung und Achim Freyer (Inszenierung, Bühne, Kostüme, Lichtkonzept) am Nationaltheater beschlossen. In diesem 3.Tag des Bühnenfestspiels bündeln die Protagonisten wie auch die Ensembles und Kollektive noch einmal alle Kräfte und führen Wagners Opus Magnum zu einem exzellentem, hinreißenden Finale.

Zu Beginn imaginiert Freyer die Nornen als Wesen in schwarzem Outfit mit Sternenkranz an den Köpfen. Sie bewegen schwarze Kugeln bzw. fungieren mit Holzstäben. Sie schweben im oberen Bühnenraum, und Edna Prochnik, Viola Zimmermann und Iris Kupke geben ein glasklar schönstimmig singendes Terzett.

Die Szene wirkt auch musikalisch vom getragenen Beginn bis zur Schlussdramatik spannend logisch aufgebaut. In tänzerisch schwungvollen Bewegungen besingen Brünnhilde und Siegfried ihr junges Liebesglück, während sich das Pferd wieder um 180° auf die Füße dreht, um mit Siegfried die Rheinfahrt anzutreten. Der weite Raum auf der großen Drehbühne weitet sich durch geschickte Verspiegelung beim Gibichungenhof zum unendlichen Raum.

Viele rote Lichtschwaden am Horizont signalisieren großstädtisches Flair.

Hagen, der sich beim ‚Kleidertausch‘ sogar Siegfrieds Trichter aus der Schmiedeszene auf den Kopf setzt, ist als Kleinwüchsiger schwarz gezeichnet und läuft auf Holzstelzen, was ihm ganz beachtlich gelingt. Gunther und Gutrune erscheinen in weißer Hof-Kleidung mit großen Kopfmasken. Wenn Siegfried sich dazu gesellt, zieht er zum Brünnhilden-Raub über sein Clownsdress einen weißen höfischen Anzug mit Kopfmaske wie Gunter. Gutrune entblößt er die blutig rote Brust.

Dann erscheint aber im 1.Akt die Waltrautenszene verschenkt, da die auch wie ein schwarzer Dompfaff etwas mickrig anmutende Waltraute durch Edna Prochnik nicht adäquat, sondern mit unzureichenden stimmlichen Mitteln gesungen wird. Nach der Wiederkunft zu den Speereiden mitsamt Chorkulisse hält Gunther nur das dunkelrote Hochzeitskleid Brünnhildes in Händen, die anderen Protagonisten stehen jeder für sich auf erhellten Podesten. Nun zieht auch die Orchesterbegleitung mächtig an und trumpft in der Dreierverschwörung voll auf. Die Herren des Chores singen klangmächtig und sind alle wie Klone Gutrunes und Gunthers kostümiert.

Die Rheintöchter verbeugen sich und schwenken ihre Zylinder und singen, von Katharina Göres als Wellgunde prächtig angeführt, im Frack von Siegfrieds bevorstehendem Schicksal. Bei der Jagdszene laufen verkeidete verschreckte Hasen und Rehe wie auch der omnipräsente Eisbar über die Bühne. Die Mannen singen bei der Rast aus dem Off, Siegfried kann nach Hagens Speertötung seinen Liebesgesang auf Brünnhilde noch im Stehen beenden. Der Trauermarsch, mächtig aus dem Orchester herausziseliert, findet dann bei fast leerer Bühne statt, und bei Brünnhildes Schlußgesang sind nur noch die Hauptpersonen tot zugegen. Brünnhilde singt und kommentiert in bemerkenswerten Regieposen und Schritten das finale Geschehen. Beim „Weg vom Ring“ Hagens passiert dann aber gar nichts mehr, und die in den Spiegeln flimmernde schwarze Weite der Bühne und der glänzend wässrige Boden stellen hier die Endkulisse dar.

 Gutrune singt mit manchmal spitz-herben Tönen und hellklarem Timbre Cornelia Ptassek und bringt sich in überkopfgroßen Maske mit angedeuteten Streifenmund und -Augen ganz extravagent zur Geltung. Karsten Mewes gibt einen mystisch träumend stimmverhangenen Alberich, der Sohn Hagen zur Rache mahnt. Dieser ist Christoph Stephinger und baut nach starkem balsamischen Beginn wieder ab. Thomas Berau gibt den Gunther mit großem stimmlichem Aplomb und dicken Baßbaritonfarben. Als Siegfried prunkt Jürgen Müller wieder mit toller Diktion, breit voluminösem Timbre und echtem Tenorschmelz. Auch Judith Nemeth ist eine „sprechend“ singende Brünnhilde, bei deren dunkel-herben Timbre man den Eindruck hat, sie versteht alles und führt den Ring zu einem Ende, bei dem man den Atem anhält. Und dabei exzellent grundiert vom Orchester.

 Friedeon Rosén

 

 

 

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