Mannheim: DIE WALKÜRE am 25.5.2013
Eigentlich müßte man, was sich im Rheingold schon anbahnte, bei der ‚Walküre‘ Achim Freyers (Regie, Bb Kostüme, Lichtkonzept) von einer szenischen Überladung sprechen. Oft kennt man sich tatsächlich gar nicht mehr aus. Der Himmel ist nun auch voll mit vielen Silberfiguren, wohl kleinen Menschen, den Verdopplungen der Protagonisten mit Leuchtstäben auf dem Kopf.
Zentral ein langer stilisierter Lichtspeer, der Ende 1.Akt einen kleinen roten Lichtstab spaltet, ein Pferd, das später bei der „Abladung“
Sieglindes auf den Rücken fällt. Auf der Erde also quasi des Himmels Spiegelbild, die große Kreisscheibe. Immer wieder rennen aber Hunde diagonal über die Bühne und bellen auch, was natürlich für die geschilderten Jagdsenen auf Wälse und Wolfsohn großen Effekt macht. Siegmund und Sieglinde treten im Gegensatz zu den Göttern in weißen langen blutverschmierten Gewändern auf, Hunding (Manfred Hemm mit geradem wohltönendem baß) mit größerer Wolfsmaske, aber rot. Gesanglich bleibt Endrik Wottrich aber mit seinem dunklen, teils etwas gepresst wirkendem baritonähnlichen Stimmmaterial ein tatsächlich ‚wölfischer‘ Siegmund. Abgehackten Wälserufen folgt ein etwas gelösterer Lenzgesang. Die Sieglinde der Heike Wessels passt sich im 1.Akt dem matten
Singen etwas an, im 2.wirkt sie dann freier singt noch einen verinnerlichten Sopran-‚Traum‘ und ihren angedeuteten Götterdämmerungs-Abschied. Störend wirkt sich im 2.Akt aus, dass immer wieder schwarze Gestalten mit Handwagenmaschinen wie die Nibelungen von links und rechts die die Bühne überqueren. Erst im 3.Akt stellen sie sich als die 8 Walküren heraus, die anscheinend das „böse Werk“ Alberichs übernommen haben. Allerdings sind sie von Freyer jede mit einem Kopfsymbol drapiert: Schere, Gießkanne, Trompete etc, Brünnhilde selber trägt den Raben Wotans als Kopfschmuck.
Die Walkürenszene, die als als einzige choreographisch gestellt ist (die anderen sind ja Verschiebefiguren oder drehen sich auf der
Scheibe) ist auch musikalisch das Glanzstück. Acht hervorragende Frauenstimmen, angeführt von Cornelia Ptassek, über die grandiose Ludmila Slepneva, Iris Kupke (Waltraute) bis zur Schwertleite der Edna Prochnik singen alle mit großer Spannung und glutvoll, auch chorisch fulminant. Bei der anschließenden Brünnhilde – Wotan Auseinandersetzung ist die Bühne plötzlich leergefegt, später wird Brünnhildes ‚Rabengewand‘ hochgezogen, darunter wirkt sie weiblich im weißen Kleid, bleibt aber stehen und liegt nicht im Schlaf. Zum Feuerzauber meldet sich Loge kurz sechsarmig und Zigarrenrauch blasend. Judith Nemeth singt íntensiv mit eigenwillig gefärbter Stimmnote, immer höchst engagiert. Wotan Thomas Jesatko ist wieder eine Wucht, bis in die letzten Textverästelungen interpretiert er alles clever und bedeutungsschwanger aus.
Das Orchester trägt das Seine wieder dazu bei, und das ist nicht wenig, sondern toll und sensationell unter dem zügigen Dirigat von Dan Ettinger gespielt.
Friedeon Rosén