Mannheim: DER IDIOT/Weinberg 20.4.2014
Das Mannheimer Nationaltheater hat ‚Der Idiot‘ von Mieczyslaw Weinberg, der von der Opernwelt zur UA des Jahres gewählt wurde, wieder auf den Spielplan gesetzt. Er ist sozusagen eine große ‚Schostakowitsch-Oper‘, da der Kompositionskollege von Weinberg ja gezwungen war, sich in der Sowjetunion Stalins opernmäßig sehr zurückzuhalten, während der weniger bekannte Weinberg im Stillen derartige Werke vollbringen konnte. Es wird in Regula Gerbers schlüssiger Inszenierung mit Tiefgang gespielt, Team Stefan Mayer, Falk Bauer, Nicole Berry (s. Opernkritik hier NMO 17.5.2013). Die musikalische Leitung hatte wieder der Doyen und Kenner der russisch-sowjetischen Schule Thomas Sanderling, der das Werk im Orchester zum Klingen und Leuchten brachte.
Auch in der Ensemblebesetzung gab es keine größeren Verschiebungen. Der Könner Dmitry Golovnin hat wieder die exorbitante Titelrolle übernpommen, mit der er quasi in jeder Szene zum Einsatz kommmt und sich schönst klanglich/tenoral verströmt. Sein Widerpart und Freund Rogoschin ist wieder bei Steven Scheschareg in besten Händen. Sein schön timbriert Bariton, den er auch brachial einsetzen kann ist eruptive Wucht. Ludmila Slepneva kann als Natassja mit breitem schönem Soprantimbre für sich einnehmen. Lars Möller gibt wieder den Mefisto-haften Lebedjew mit süffisantem Bariton. Elzbieta Ardam ist die durchschlagskräftige, stimmlich manchmal richtig ausufernde Prokofjewna, und ihre Tochter Aglaja hat jetzt Anne-Theresa Möller mit herbem Mezzo übernommen und kommt in ihrer ‚Funktionskleidung‘ gegenüber Natassja eher bieder herübern und beglaubigt auch somit Mysckins letzendliche Entscheidung. Uwe Eikötter ist wieder ein zuvererlässiger Gawrila.
Friedeon Rosén