Mannheim: Der Alpenkönig und der Menschenfeind 10.2.2018
A.Schubert, J.Forster, C.Witt, S.Reck, A.Henkel. (c) Christian Kleiner
Im Schauspielhaus wird in in der Premierenserie ‚Der Alpenkönig und der Menschenfeind‘ von Ferdinand Raimund in der Regie von Susanne Lietzow gegeben. In dem romantisch-komischen Original-Zauberspiel geht es um einen reichen Grundbesitzer, der seinen Wohnsitz aus der Stadt in die Alpeneinsamkeit verlegt. Seiner eigenen Familie tritt er in Feindschaft gegenüber, besonders dem Schwiegersohn in spe, einem Maler. Als der Diener Habakuk bei ihm mit einem Messer vorbeikommt, mit dem er Salat schneiden soll, interpretiert v.Rappelkopf das als ein von ein von seiner Frau geplantes Mordkomplott gegen ihn. Die in einer kleinen Berghöhle hausende Köhlerfamilie vertreibt er mittels Geldbestechung und hat es dann aber plötzlich als Einsiedler mit dem Alpenkönig zu tun, der gegen ihn genauso hart und brutal wie er gegen seine Familie auftritt und ihn aus der Klause vertreibt. Inzwischen kommt sein reicher Schwager aus Amerika vorbei, er setzt ihn in seinem Taxi fest und übernimmt seinen Part verkleidet bei der Familie, was zuerst funktioniert. Am Ende steht er aber durch die Dazwischenkunft des wahren Schwagers und des Alpenkönigs, der ihn entlarvt, buchstäblich nackt da, und seine Familie verläßt ihn.
- Lietzow inszeniert mit Verve viele unvorhergesehene Volten und läßt den Sprachkünsten ihrer Schauspieler freien Lauf. Eine Combo mit E-Geige und Schlagzeug spielt und begleitet einige Songs der Protagonisten in echtem Rock-Sound. Das Bühnenbild von Aurel Lenfert stellt eine Fläche mit einem großen braunen Knautschsofa dar, oben ein Alpengemälde. Später kommt ein schwarzer großen Berg hereingefahren, in dem die Köhlerfamilie haust, die man auch auf einem Video ‚agieren‘ sieht. Der Wagen des Schwagers ist ein echtes heutiges Mercedes-Taxi. Die Kostüme sind für Astrologus/Alpenkönig und seinen Alpanor furchteinflößend älplerisch, die Familie großbürgerlich bis modern (Marie-Luise Lichtenthal).
Das Ensemble stellt sich sehr lebendig auf. Alpenkönig ist Klaus Rodewald mit großer Souverinät in seiner Alpenzelle, im Gefolge der wendige David Müller als Alpengeist. Den Menschenfeind gibt Boris Koneczny mit nie erlahmender Rede-„Gewalt“. Wie und mit welch scharfzüngiger Diktion er seine Mitmenschen niedermacht, ist unerhört und immens erstaunlich. Seine Frau wird von Anke Schubert bis zur schieren Unterwürfigkeit gegeben, kann seine Pointen aber schlagfertig konterkarieren. Die Tochter Malchen, Carmen Witt, versinkt geradezu in Perplexität bei seinen Vorhaben. In der Kurzrolle des Silberkerns, Sophies Bruder, agiert Reinhard Mahlberg, der auch die Köchin übernimmt. Der Maler August Dorn wird von Julius Forster sehr dezidiert gespielt. Es nützt ihm nichts, sein Bild auf des Vaters Befehl hin zu übermalen. Malchen verläßt ihn am Ende. Habakuk wird von Stefan Reck mit bester ironischer Rezitation gegeben. Kammermädchen Lischen wird Almut Henkel extra-pointiert und mit genüßlich wandelbarer Sprechstimme gegeben. Die Köhler-Familie wird hinreißend in Mehrfach- und Doppelbesetzungen gespielt.
Friedeon Rosén