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MANNHEIM: DAS RHEINGOLD

23.05.2013 | KRITIKEN, Oper

Mannheim: Das Rheingold  22.5.2013

 Achim Freyer legt seinen Mannheimer ‚Ring‘, nach Los Angeles seinen Zweiten, ganz archetypisch an. Es fiel auch das Wort von den Göttermaschinen, Er setzt nur ganz wenig auf historisch-politische Bezüge, so sein Alberich (Karsten Mewes‘ hybrider baritonaler Gesang „bis aufs Blut“), wenn er von Welteroberung singt und sein Hitler-ähnliches Gesicht wie geklont in aufsteigender Reihe an die Rückwand projiziert wird. Seine Kleidung könnte man  als Wehrmacht-Habit deuten, wie auch die der Riesen die trotz enormer körperlicher Deformationen entfernt in Wehrmachtsuniformen stecken. Dies  erscheint aber als die einzige Ausnahme in dem Planetenkosmos, den Freyer für seinen Ring als Regisseur und Ausstatter kreiert.

 Die Rheintöchter hängen sitzend auf Gestellen vom Schnürboden herab. Sie führen die hier für alle Götter und Halbgötter/Mischwesen typischen mechanischen Handbewegungen aus. Ein Rabe befindet sich noch bei Wellgunde, so wie derer zwei links und rechts der großen Scheibe, die sich nach und nach zu drehen beginnt. Oben befinden sich in den Bühnenecken noch ein Maler mit Staffelei, den sich Freyer als Froh erdacht hat und der vielleicht auf ihn selber als Maler verweisen soll, rechts ein undefinierbares Mischwesen, beide verbleiben auch in der Walküre auf ihren Plätzen.

Das Kreisen der Bühne korreliert natürlich aufs Innigste mit der Vorspielmusik, die vom Nationaltheater-Orchester  und seinem Dirigenten Dan Ettinger bis zur Neige mit Rubati ausgekostet wird. Nach dem Rheingoldraub in Form von smaragdgrünen Teilen fahren auf der Scheibe plötzlich Wotan (Thomas Jesatko, sehr sonor, gute Diktion, sein höhensicherer schneidig timbrierter Bariton in Bestform) als unförmiges Monster mit Sience Fiction Kopf einäugig, und Fricka  (Edna Prochnik mit ihren stimmlich ‚interessanten‘ Einwürfen singt adäquat, nicht nur als Stichwortgeber für den Mann) mit schwarz/weißen Streifen im Gesicht und einem geschnörkelt schwarzem Balken auf dem Kopf (Justiz?). Diese Masken können sie nicht einmal zum Applaus abnehmen.
Freyer-Froh (Julian Tralla eigenwillig markant, gar nicht belcantesk) schmatzt Farbe auf die Palette; Donner (Thomas Berau mit jetzt durchdringend dunklem Bassbariton) ist auch eher eine ‚Maschine‘ mit riesigem Hammer. Freya wächst das Apfelbäumchen gleich aus dem Kopf und am Busen sind sic! die Äpfel gelagert (Iris Kupke mit schönem Sopran-Aufleuchten). Ihr auch auch schwarz-weißes Gesicht ist aber als solches noch erkenntlich. Loge (Jürgen Müller mit heldischen Anklängen) erscheint später als rot/schwarzer Zauberer sechsarmig  und Zigarre rauchend, sehr verspielt tänzelnd als einziger.
Für Mime (sehr ordentlich singend Uwe Eikötter) wie auch für Donner ist Freyer die Fantasie etwas ausgegangen. Fasolt Frank van Hove ist ein sehr ausdrucksreicher warm-timbrierter Bass, Fafner ähnlich aber markanter, auch mit ironisch frechen Mitteln (Marko Spehar) .

 Diese Freyer-Sicht ist natürlich irgendwie faszinierend, und das Auge hängt  immer gebannt an dieser Szene fest. Inspirierend auch
die räumliche Entsprechung der sich unten drehenden Scheibe und dem Stahlreif im Bühnenhimmel, in dem sich Kugeln wie Planeten drehen. Das ganze in der Konzeption von Meister magisch ausgeleuchtet. Auch die Musiker scheinen davon inspiriert. Selten hörte man so plastisch herausgearbeitete Leitmotive; der Graben wurde gleichzeitig eine Basis für dies aufsehenerregende magische Bühnengeschehen.                                   
Friedeon Rosén

 

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