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MAINZ: DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG

06.06.2015 | Oper

 Mainz: Die Meistersinger von Nürnberg  4.6.2015

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Alexander Speman, Derrik Ballard. Foto: Martina Pipprich

 Vor kurzem kam Mainz mit einer Neuinszenierung von Wagners Meistersingern heraus.  Im Ganzen ist sie eine solide Darstellung, und mit dem philharmonischen Staatsorchester, Chor, Extrachor und Mitgliedern des Mainzer Domchores ist auch eine musikalisch überzeugendende Umsetzung herausgekommen. Der in allen musikalischen Epochen beheimatete Dirigent Hermann Bäumer kann den spezifischen Meistersinger-Stil zum Leben erwecken und arbeitet schon im Vorspiel die ‚altertümelnden‘ Meistersinger- und König-David-Themen prägnant heraus, die gewitzt mit den ironischen Brechungen in den Holzbläsern kontrastiert werden. Auch die Streicher leisten Außerordentliches, und das Blech kann oft schön romantisierend das Geschehen klanglich anreichern.- Dazu hat Ronny Jakubaschk eine eher kleindimensionierte kammmerartige Regie entwickelt, die sich fast immer an vorgegebene Muster hält, wenn die Ausstattung von Matthias Koch dazu auch eher ins Abstrakte tendiert. Die Zunft der Meistersinger agiert in einem durch zwei schräge Wände begrenzten, mit Streifenornamenten versehenen Wänden, die bei beim Probesingen aufblinken, an der hinteren Wand steht später ein doppelstöckiges (Pogner)häuschen mit Maschinenraum, den anscheinend der Merker betätigt. Alles ist meist in bläuliches Licht (Johannistag?) getaucht. Die Lehrbuben sind in Latzhosen, Käppis und Gamaschen gekleidet und treten oft wie eine Girls-line auf sowie mit Wischern ‚bewaffnet‘, die sie dann am Boden ‚choreographisch‘ einsetzen. Stolzing und Eva sind in Anklang an Ritterromantik gekleidet, beide rotgefärbte Haare, Eva in einem wie ein Minikleid wirkendes ausgestelltes Wams, darunter Leggings. Magdalene mit etwas längerem Graurock und im Kontrast blaugefärbten Haaren, der David wie die anderen Lehrbuben, zeichnet sich aber in Gestalt von Michael Pegher  durch einen kleinen feinen Tenor aus. Die Meistersinger sind mit Hüten und daran befestigten Ferngläsern und Anzügen phantasievoll, teils stutzerhaft gekleidet, viel Bärte, meist ‚ovale‘ Fräcke. Angenehm gelöst erscheint die Festszene, in der die Chöre die Aufstellungen immer wieder wechseln, und Beckmesser am Ende in der Gemeinschaft aufgenommen bleibt und sich auch mit Sachs wieder verträgt. Dagegen wirkt die Prügelszene eher etwas steif.

 Die Lehrbuben, sehr sympathisch, sind vor allem mit ‚Eleven‘ aus dem Domchor besetzt. Den Fritz Kothner und Nachtwächter singt ganz verschmitzt Peter Felix Bauer. Die übrigen Meistersinger werden von Johannes Held, Max Friedrich Schäffer, Christopher Kaplan, Scott Ingham, Karsten Münster, Manos Kia, Stephan Bootz und Georg Lickleder ganz distinguiert gezeichnet und fabelhaft gesungen. Die Magdalene gibt mit vollem dunklem Mezzotimbre Linda Sommerhage. Der Beckmesser wird von Heikki Kilpeläinen mit hellem fast samtenem Bariton in zupackend pastosen Phrasen gesungen, in immer seriöser Haltung und gestutztem Backenbärtchen gespielt, auch in seinen ‚irren‘ Liedern immer belcantesc herüber kommend. Der Veith Pogner von Hans-Otto Weiß kann einen ganz betörenden Baß in seine Ansprache einbringen. Die Eva der Vida Mikneviciute ist diesem Stimmtyp schon meilenweit entwachsen. Das ist keine Eva, allenfalls eine ‚Evita‘. Somit kann sie das  Ensemble auch nicht silberstimmig bis lyrisch anführen, sondern auf eher dramatischen (Ab)wegen. Der Walther in Person von Alexander Speman kann dagegen mit schönen klangvollen Höhen aufwarten, ist aber beim 2.Preislied nicht mehr so gut wie beim ersten. Der Hans Sachs des Derrick Ballard war wegen Erkältung angesagt. Trotzdem ‚meistert‘ er die große Rolle sehr zufriedenstellend, spielerisch präsent und mit tragendem angenehm timbriertem Baßbariton.                                                                                 

Friedeon Rosén

 

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