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LÜBECK: TRISTAN UND ISOLDE – etwas glanzlose Premiere

07.10.2013 | KRITIKEN, Oper

Lübeck: Etwas glanzlose Premiere „Tristan und Isolde“ am 6.10.2013

Von Horst Schinzel

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Foto: Jochen Quast

Die Lübecker Oper hat seit Mitte der Neunziger Jahre mit dem Projekt „Wagner trifft Mann“ große künstlerische und finanzielle Erfolge errungen. An die soll in dieser Spielzeit angeknüpft werden. Unter anderem mir Wagners Oper „Tristan und Isolde“. Bei der Premiere an diesem Sonntag hakte es denn doch arg. Irgendwie fehle der letzte Glanz. Das fing damit an, dass Operndirektorin Katharina Kost-Tolmein vor den Vorhang treten musste, um zu verkünden, dass der für die Premiere in der Titelrolle vorgesehene Amerikaner Jeffrey Dowd erkrankt sei. An seiner Stelle übernehme der als Zweitbesetzung angekündigte und in Lübeck bereits wohl bekannt Richard Decker die Rolle. Der Beifall des Premierenpublikums zeigte, dass dies eine sehr willkommene Änderung war. Und auch sonst war das Auditorium mit den sängerischen und musikalischen Leistungen dieses Abends sehr zufrieden.

Das kann jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass der in Lübeck und darüber hinaus in Norddeutschland wohl bekannte  Regisseur Anthony Pilavachi an seine großartigen Leistungen in der Vergangenheit diesmal nicht anknüpfen kann. Seine statuarische Personenführung  in dieser Einstudierung – mit der er sich erstmals überhaupt an dieses Werk gewagt hat – ist schlicht langweilig. Der Regisseur stellt seine – großartigen – Sänger auf die Bühne – und es geschieht weitgehend nichts. Pilavachi hat im Vorfeld der Premiere verlauten lassen, dass er dass Werk in den Kontext der persönlichen Verhältnisse Wagners zur Entstehungszeit stellen wolle. Seine Einstudierung ist in großbürgerlichen Wohnverhältnissen des späten Biedermeier angesiedelt (Bühnenbild und Kostüme Tatjana Ivschina). Seine Figuren  sind dieser Zeit entsprechend  – einschließlich „Vatermörder“ – gekleidet.

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Edith Haller und Wioletta Hebrowska. Foto: Jochen Quast

Die Personenführung fällt diesmal weitgehend aus. Etwa im Ersten Aufzug, wenn zwischen dem Vorzeigen des Kopfes des von Tristan erschlagenen  Ritters Morold und dem Einnehmen des Liebestranks die Südtirolerin Edith Haller als Isolde und Ensemblemitglied Wioletta Hebrowska als Brangäne sechzig Minuten mit einander herrlich singen, aber sich dazu kaum bewegen. Dass eine bewegtere Darstellung schwierig zu gestalten wäre, sei gern zugegeben. Wagner nennt sein Werk „Handlung“, aber irgendwie ist das Pilavachi entgangen Und das  ist schade. Denn er hat ein weitgehend aus Gästen zusammen gesetztes Ensemble zur Verfügung, das jeder Staatsoper Ehre machen würde. Edith Haller überzeugt in ihrem Lübeck- und Rollen-Debüt mit einer großen und wohl geführten Stimme, die auch in den hohen Lagen den Scharfen vermeidet. Wioletta Hebrowska bezeugt einmal mehr die wunderbare Entwicklung, die sie in Lübeck genommen hat. Der in Lübeck bereits bekannte  Bassist Martin Blasius als König Marke gefällt auch diesmal  mit seiner sonoren Stimme. Die Rollen des Kurwenal und des Melot sind mit dem Gast  Michael Vier und mit Jonghoon You aus dem Opernelitestudio gut besetzt.

Den Chor hat einmal mehr Joseph Feigl einstudiert. Für die musikalische Leitung ist Roman Brogli-Sacher an seine langjährige Wirkungsstätte zurückgekehrt. Er führt das Orchester zu einer Klangfülle. die Wagner angemessen ist. Das Premierenpublikum ist hörbar beeindruckt und dankt mit lang anhaltendem Beifall.

Weitere Aufführungen

20. und 27. Oktober , jeweils 16 Uhr

 

 

 

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