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LUDWIGSBURG/ Forum am Schlosspark: DIE VERÄNDERUNG DER REPUBLIK mit Matthias Richling

04.03.2014 | KRITIKEN, Theater

Mathias Richling im Forum am Schlosspark Ludwigsburg

DIE VERÄNDERUNG DER REPUBLIK

Kabarett mit Mathias Richling am 11.4. im Forum am Schlosspark/LUDWIGSBURG

Vierzig Jahre macht Mathias Richling nun schon Kabarett. Das ist wahrhaft eine stolze Zahl – und auch dieses Mal zögerte er nicht mit zahlreichen rhetorischen Wurfgeschossen. Dass die Bürger gelernt haben, aufzumucken, machte er an diesem Abend überzeugend deutlich. Er holte das gesamte Polit-Personal von Regierung und Opposition auf die Bühne. Ob es nun um die Steuerhinterzieher von Stuttgart 21 oder das Desaster von Schavan oder Hoeneß ging, Richling erwies sich wieder einmal als genialer Stimmenimitator. Er sprach von einem unerträglichen Verbotsstaat, 70 Prozent der CDU würden sich nicht mehr für die Wähler interessieren. Es gehe um „Pleiten, Peer und Pannen“. Peer Steinbrück bekam natürlich auch sein Fett weg. Die SPD wolle ja die Steuern von Kohl und die Pädophilie habe es schon bei den Grünen gegeben. Er lud zur Casting-Show von Dieter Bohlen ein. Wenn Stuttgart 21 scheitern würde, gebe es eben einen Durchgangsbahnhof der SPD. Richling imitierte auch gekonnt den Gesundheitsexperten Karl Lauterbach. Und er parodierte in hervorragender Weise Hans-Dietrich Genscher. Selbst Cem Özdemir von den Grünen wurde hier genau getroffen. Gregor Gysi verspottete Richling als verwirrten Patron der DDR, der nichts dazugelernt hat. Und wenn man die Grünen wählen würde, habe man mit deren Steuerplänen sowieso kein Geld. Mathias Richling verhöhnte aber auch die katholische Kirche, wobei er schilderte, wie er im Beichtstuhl „ausgegrapscht“ wurde. Diese Kirche brauche das „Bescheißen zum Überleben“. Gebe es Vollbeschäftigung mit der FDP? Er nahm sich des geschassten Bundespräsidenten Wulff an: „Herr Wulff, das Volk verhöhnt Sie, hat das Ihr Leben beeinträchtigt?“ Auch Thilo Sarrazin kam mit seinem Buch gegen den Euro und Europa in vergnüglicher Weise zu Wort. Im Gegensatz zu Frau Merkel sei die Queen die „Souffleuse der Monarchie“. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble schwadronierte über Griechenland und den Haufen Geld, den es bekomme, das sei doch eine Ehre. Übrigens seien doch die Hartz-IV-Empfänger ein großes Problem für das gesamte Europa. Mit seiner grotesken Oettinger-Parodie hatte er die Lacher ebenfalls auf seiner Seite. Peter Scholl-Latour wurde als eifriger Journalist parodiert, während Horst Seehofer sich als bayerischer Ministerpräsident über die Erhöhung der Frauenquote in der CSU so seine Gedanken machte: „Männer müssen die Schuld abtragen, dass man sie geboren hat.“ Und Frauen würden in einen Chefsessel gezwungen werden, den sie nur putzen sollten. In Deutschland existiere mittlerweise ein Volk von Tatverdächtigen – und der Staat mache den Bürger zum Exhibitionisten, um ihn dann zu verhaften. Sehr schön war zuletzt das Gespräch zwischen Helmut Schmidt und Gerhard Schröder. So gelang es Mathias Richling an diesem Abend immer wieder, das Publikum überaus  schlagkräftig zu unterhalten.   

 Alexander Walther

 

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