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LUDWIGSBURG/ Forum Schlosspark: SINFONISCHE DICHTUNGEN VON RICHARD STRAUSS. Wilde, harmonische Bewegungen

13.05.2016 | Konzert/Liederabende

WILDE HARMONISCHE BEWEGUNGEN

Sinfonische Dichtungen im Forum am Schlosspark am 12. Mai bei den Schlossfestspielen/LUDWIGSBURG

Das 2002 entstandene Klarinettenkonzert des finnischen Komponisten Magnus Lindberg gehört zu den meistgespielten Werken des 21. Jahrhunderts. Mit dem Klarinettisten Kari Kriikku hat Lindberg intensiv zusammengearbeitet – Kriikku hat dieses Werk nun auch in Ludwigsburg gespielt. Neben kontrastreicher Dynamik und energiegeladener Dramatik überrascht die Komposition durch gewaltige orchestrale Ausbrüche, die vom fulminant musizierenden Orchester der Ludwigsburger Schlossfestspiele unter der energischen Leitung von Pietari Inkinen in aufwühlender Weise interpretiert wurde. Weitgespannte Intervallbögen und Glissando-Figurationen ergänzten sich dabei gegenseitig. Und die rauschhaft-ekstatischen Momente stellte Kriikku in ausgezeichneter Weise heraus. Rhapsodische Melodien und Jazz-Anklänge führten auch zu geräuschhaften Passagen.

Von Richard Strauss erklang dann die Tondichtung „Don Juan“ nach Nikolaus Lenau op. 20. Pietari Inkinen ließ das Orchester der Ludwigsburger Schlossfestspiele hier in seiner ganzen Vielstimmigkeit und Farbigkeit erstrahlen. Hinsichtlich des Jugendlich-Elementaren erschienen sogar Assoziationen zu Nietzsches „Übermensch“. Das erste Thema erklang in herrisch-eleganter Eroberergebärde, mit Kraft und sinnlichem Feuer behauptete sich die harmonische Struktur, der Inkinen mit dem Orchester rasch Leben einhauchte. Auch die neue Gestalt, die den Weg des Eroberers kreuzte, konnte sich rasch durchsetzen. Die breite Gesangsmelodie der intensiven Oboenstimmte prägte sich besonders ein – und vom Hornthema als Tonsymbol der Lenau-Verse ging eine zündende Kraft aus. Die Themen Don Juans übrschlugen sich bei dieser gelungenen Interpretation in geradezu hysterischer Wildheit, die sich ständig steigerte. Das Hornfanal ging im hymnischen Rausch unter und führte nochmals zu wahrhaft orgiastischen Kraftausbrüchen. Als zerstörte Elementarkraft ging der Klang zuletzt unter.

Nicht weniger famos war die Wiedergabe der Tondichtung „Till Eulenspiegels lustige Streiche“ nach alter Schelmenweise in Rondoform op. 28 von Richard Strauss. Der milde Ton des Märchenerzählers bei der Vorstellung des gewieften Spaßmachers gelang dem Orchester der Ludwigsburger Schlossfestspiele unter der anfeuernden Leitung von Pietari Inkinen genauso überzeugend wie die enorme Wandlungsfähigkeit dieses Eulenspiegelmotivs. Die lyrische Umbildung entfaltete nämlich weiteren Klangzauber. Mit schier unerschöpflicher Verwandlngskunst zeigte sich Till in gespielter Harmlosigkeit. Und der Rhythmus „Üb‘ immer Treu und Redlichkeit“ wurde nuancenreich herausgearbeitet. Den Moralphilistern schleuderte der Schelm immer neue Vorwürfe in heftigen Staccato-Attacken entgegen, die schließlich im dröhnenden Posaunenurteil vom „Tod“ endeten. Vor allem auch das zweite Thema mit der behäbigen Melodie charakterisierte das Bürgertum in den Fagotten und im Fortissimo der Blechbläser bei dieser ausgefeilten Wiedergabe messerscharf. 

Alexander Walther

Als Zugabe spielte der Klarinettist Kari Kriikku spielte noch von Roberto Pansera „The Dance of Joy“ (Bearbeitung: Timo Hietala)

 

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