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LÜBECK: CAVALLERIA RUSTICANA / LA VIDA BREVE. Premiere

13.01.2012 | KRITIKEN, Oper

Südliche Opernfolklore in Lübeck: CAVALLERIA RUSTICANA / LA VIDA BREVE – Premiere am 13.1.2012

Von Horst Schinzel


Cavalleria rusticana. Foto: Theater Lübeck

Ein recht ungewöhnlicher Doppel-Opernabend in der Lübecker Oper: Mascagnis(1863- 1945) populäre „Cavalleria Rusticana“ diesmal nicht mit dem „Bajazzo“ verbunden, sondern mit einem kaum bekannten Werk des Spaniers Manuel de Falla (1876 – 1946) – auf Französisch 1913 uraufgeführt – „La vida breve“- Das kurze Leben. Beiden Musikschöpfungen ist  gemein, dass sie für Wettbewerbe entstanden. Beide gelten als „veristisch“ und beide haben Probleme zwischen unterpriviligierten Teilen der Gesellschaft und den besseren Kreisen zum Sujet. Der spanische Komponist versteht es noch besser als sein italienischer Kollege, Spannung aufzubauen und bis zum Schluss durchzuhalten. Dazu trägt auch seine geradezu brutale Musik wesentlich bei. Bei Mascagni kann man dagegen über .arge Längen nicht hinweg sehen – zumal in dieser Inszenierung, für die sich Lübeck mit der Italienerin Rosetta Cucchi eine Fachfrau für Folklore und südliches Flair geholt hat. Die hat ihr Team mit Tiziano Santi (Bühnenbild) und Claudia Pernigotti (Kostüme) mitgebracht.


La vida breve. Foto: Theater Lübeck

Der Italienerin sind großartige Massenszenen gelungen, während ihre Personenführung vor allem in der Mascagni-Oper doch hier und da der Nachbesserung bedarf. Vor allem aber – bei aller Schönheit der Musik – täten der „Cavalleria“ kräftige Striche doch gut. Die Bühne zeigt im „Kurzen Leben“ Ruinen, in denen Zigeuner – Gitanos – hausen, während Mascagnis Werk in einer Salzsiederei auf Sizilien spielt. Hier das Gitano-Weib Salud, das von einem reichen jungen Mann aus der Stadt verführt wird,  dort der Bauer Turridu, der zwischen seiner einstigen Verlobten Lola und seiner jetzigen Freundin Santuzza schwankt (Erklärung dazu im Anschluss an die Kritik). Die Handlungen sind spannend und nachzuvollziehen.

 Getragen wird der Doppelabend durch die herrlichen Stimmen der Lübecker Ensemble-Mitglieder: Ausrine Stundyte als Salut und Santuzza, Wioletta Hebrowska als Carmela und Lola, Dmitry Golovnin als Paco und Turridu, Gerard Quinn als Onkel Savaor und Alfio. Alle beeindrucken stimmlich wie durch die Gestaltung ihrer durchaus schwierigen Rollen. Die übrigen Ensemble-Mitglieder fügen sich nahtlos ein –  in „La vida breve“ beeindrucken überdies das von Martina Wüst choreografisierte Tanzpaar Michaela Meyer und Michael Schnizler sowie Steffen Kubach in den Rollen des Sängers und des Manuel.

 Als musikalischer Leiter hat Roman Brogli-Sacher den  großen Apparat – das Orchester ist im ersten Teil verstärkt – gut im Griff. Leider ist sein Klangkörper viel zu laut und droht die Sänger auf weite Strecken zu überdecken. Hier muss der GMD noch kräftig nacharbeiten, sich vielleicht auch etwas um südliche Leichte bemühen. Das Premierenpublikum ist sichtlich beeindruckt. Immer wieder brandet Szenenbeifall auf,  der Schlussbefall ist lang und herzlich.

Weitere Aufführungen: 21. Januar, 19.30 Uhr, 5. Februar, 16 Uhr, 17. Februar, 19.30 Uhr

 PS.: Laut Programmheft war Turridu früher mit Lola verlobt, die aber Alfio geheiratet hat. Danach hat sich Turridu mit Santuzza „vergnügt“. Quelle (Laut Rezensent) Programmheft Theater Lübeck.

 

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