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LOOPER

02.10.2012 | FILM/TV

Ab 5. Oktober 2012 in den österreichischen Kinos
LOOPER
USA / 2012
Regie: Rian Johnson
Mit: Joseph Gordon-Levitt, Bruce Willis, Emily Blunt, Jeff Daniels u.a.

Sci-Fi kann viel, sogar sehr viel. Wer seine Ansprüche auf das Genre darauf beschränkt, dass in irgendwelchen futuristischen Welten ununterbrochen gekämpft wird, ist hier nicht im richtigen Film. Was Rian Johnson (als Drehbuchautor und Regisseur in Personalunion) sich ausgedacht hat, kümmert sich weit weniger um die Ästhetik als um sein Gedankengerüst. Das ist allerdings immer wieder so verstrickt und so vertrackt, dass man die Lust an der Geschichte verlieren könnte. Um sie angesichts der Darsteller dann aber schnell wieder zu finden.

Also, erst ist da einmal 2044, da sieht der Killer Joe noch aus wie Joseph Gordon-Levitt, aber gelegentlich sind wir später auch in 2074 mit dabei, da ist er dann schon zu Bruce Willis geworden, und wenn der zurück aus der Zukunft kommt, steht der junge Mann seinem älteren Selbst gegenüber. Und es ist alles sehr, sehr kompliziert. Denn der Clou des Drehbuchs besteht in der Verschränkung der Ebenen: Also erfahren wir, dass 2074, wenn Zeitreisen in die Vergangenheit möglich sind, die Gangster ihre Feinde in die Vergangenheit schicken und sie 2044 von ihren Killern, Loopers, genannt, eliminieren lassen. Praktisch, dann hat man in der Zukunft keinen Ärger mit ihnen, wenn sie schon 30 Jahre vorher sterben. Na gut, das kapiert man ja noch.

Aber warum bitte lassen sich die Loopers auf diesen Job ein? Denn eines Tages werden sie selbst aus der Zukunft in die Vergangenheit (also in die Gegenwart der Looper) zurückgeschickt, damit man sie gleich von ihrem eigenen jüngeren Ich erledigen lassen kann – eine zugegeben etwas seltsame Form von Selbstmord. Und irgendwie hakt und sperrt sich hier die Geschichte, die im übrigen auch in zwei Teile zerfällt.

Zuerst sind wir bei Joe Junior, wo Joseph Gordon-Levitt mit seiner markigen Miene einmal die verdiente Hauptrolle bekommt und sich unerschütterlich durch seinen Job knallt. Zwischendurch lernt er Französisch, weil er später mal nach Good Old Europe will, und Ärger gibt es nur, wenn ein junger Kollege (Paul Dano) ihm vorlebt, was es bedeutet, in dem Mann, den man erschießen soll, sich selbst zu erkennen – und es dann nicht zu vermögen.

Ja, und genau das passiert dann, was seinen Chef Mitchell (Jeff Daniels verbirgt unter seiner hintergründigen Freundlichkeit nicht seine Gnadenlosigkeit) gar nicht freut. Hitman Kid Blue (Noah Segan) setzt sich auf die Spuren des abweichenden Loopers, aber für den Kinobesucher ist etwas ganz anderes interessant: Erstens Auftritt Bruce Willis. Und wenn Gordon-Levitt in 30 Jahren dessen Persönlichkeit hat, kann er sich freuen – nicht nur, weil Brucie mit zwei Maschinengewehren unter den Armen so fraglos überzeugend ballert wie wenige sonst…

Dieser späte Joe, den der frühe Joe nicht umbringen kann und ärgerlich konfrontieren muss (dabei zeigt sich etwa im Coffee Shop, dass sich die Vorliebe des Jungen für Steak mit Spiegelei auch beim Älteren noch erhalten hat), hat ein eigenes Anliegen, wenn er in die Vergangenheit kommt: Seine chinesische Frau (die wunderhübsche Qing Xu – oder Xu Quing, wie immer die Chinesen die Namen auch reihen) ist ermordet worden, ein terroristischer Bandenführer „Der Regenmacher“ ist dafür verantwortlich und beherrscht die Zukunft von 2074 – da ist es doch sinnvoll 2044 den zehnjährigen Jungen zu suchen, der er sein muss, und die Sache gleich dann zu Ende zu bringen…

Zweitens: nach fast einer Stunde Auftritt Emily Blunt (eine herrliche Schauspielerin, wie man weiß) als alleinerziehende Mutter eines Zehnjährigen in einem einsamen Farmhaus, und nun handelt die Geschichte nur noch davon, was Joe in zweierlei Gestalt tut – sich in seiner jungen Version mit der Mutter sehr und dem Kind auch ein wenig befreunden, oder das Kind (Pierce Gagnon kann schon recht unheimlich wirken) vom älteren Joe eliminieren zu lassen? Abgesehen davon, dass Mitchell natürlich hinter beiden Joes her ist… und wenn sich das Drehbuch so verheddert hat, dass es keinen Ausweg mehr gibt (sondern nur noch ein Bündel abstruser Szenen), dann muss der Drehbuchautor / Regisseur einige Morde begehen, damit die Sache wenigstens solcherart zu einem Ende kommt.

Was hat man gesehen? Sci-Fi, das Anspruch zeigen will und die Zuschauer auffordert, ihr Hirn ein bisschen anzustrengen, um auf der Höhe der Geschichte zu bleiben. Aber letztendlich nur einen Film, den einzig seine Darsteller über die dramaturgischen Schwächen in die Kategorie „sehenswert“ hinaufspielen.

Renate Wagner

 

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