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LONDON/ St. Luke’s:  Beethoven-Klavierkonzerte Nr. 1 und 3 mit Krystian Zimerman und dem London Symphony Orchestra unter Simon Rattle

24.04.2021 | Konzert/Liederabende

Krystian Zimerman musiziert Beethovens Klavierkonzerte 1 und 3  mit dem London Symphony Orchestra am 24.4.2021 in St Luke’s/LONDON:

Ein außerordentlich beeindruckender Nachklang des Beethoven-Gedenkjahres 2020. Der polnische Pianist Krystian Zimerman lässt der Virtuosität bei seiner Wiedergabe des ersten und dritten Klavierkonzerts von Ludwig van Beethoven zusammen mit dem London Symphony Orchestra unter der Leitung von Sir Simon Rattle freien Lauf. Doch es herrscht hier auch viel poetischer Zauber.

Beim ersten Klavierkonzert in C-Dur op. 15 dominiert der melodische Gesang im reichverzierten Largo. Auch das abschließende Rondo besticht mit dahinsprudelnden Läufen und witzigen Seitensprüngen. Die dynamischen Steigerungen besitzen erhabene Größe. Und der erste großangelegte Allegro-Satz hat bei dieser Interpretation etwas Atemlos-Feuriges, das Sir Simon Rattle mit dem London Symphony Orchestra noch anfacht. Im Rondo-Finale verzichtet Krystian Zimerman jedoch auf jeden derben Akzent, sondern lässt die tänzerischen Seitenthemen in reizvoller Weise hervorblitzen. Die persönliche musikalische Aussage steht dann bei Zimermans Wiedergabe des dritten Klavierkonzerts in c-Moll op. 37 im Mittelpunkt des Geschehens. Sir Simon Rattle leitet das London Symphony Orchestra auch hier mit viel Sinn für ein präzises Formschema, das Sonaten-, Lied- und Rondoform gleichermaßen berücksichtigt. Beim Seitenthema im ersten Satz überwiegt der nachdenklich-philosophische Charakter, der den kühnen Auseinandersetzungen zwischen beiden Themen in der Durchführung aber rasch Platz macht. Die beschwingte Energie des Hauptthemas setzt sich hier überall durch. Das Soloklavier überzeugt dabei als treibend-explosive Kraft.

Zimerman musiziert dabei stets mit überwältigender Klarheit und anschlagstechnischer Präzision. Auch der träumerischen Stimmung des zweiten Largo-Satzes wird Krystian Zimerman ausgezeichnet gerecht. Mit hitzigem Rhythmus kommt schließlich das Rondo-Finale daher, dessen aufregende Reise durch entlegene Tonarten hier besonders fesselt.  Trotz der heftigen Akzente spielt Krystian Zimerman diesen Satz mit dem London Symphony Orchestra unter Rattle sphärenhaft leicht und beschwingt. Der Klangball zwischen Solist und Orchester wird äusserst elastisch aufgefangen. Ein großartiger Eindruck, den man nicht vergessen kann. 

Alexander Walther

 

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