Premiere des Landestheaters Linz im Musiktheater-Foyer am 4.Mai 2016, in Kooperation mit der Anton Bruckner Privatuniversität
Der Operndirektor (L’impresario in angustie)
Opera buffa in zwei Akten; Libretto von Giovanni Maria Diotati, Musik von Domenico Cimarosa.
In deutscher Sprache
Richard Klein, Christa Ratzenböck, Rastislav Lalinski, Dominik Nekel, Kie Kanazawa, Miriam Böhmdorfer. Copyright: Reinhard Winkler für Landestheater
Cimarosa, Zeitgenosse Mozarts (1749 – 1801), war ein weitum höchst geschätzter Komponist, der in Neapel, Florenz, St. Petersburg, Wien und Venedig rund 70 Opern schrieb, und dazu natürlich eine Fülle anderer Werke weltlicher und geistlicher Prägung. Der „Impresario“ wurde 1786 in Neapel uraufgeführt; im dt. Sprachraum erschien er zuerst als „Die theatralischen Abenteuer“ – und zwar 1796 in Weimar, in Einrichtung durch einen gewissen J. W. v. Goethe. Selbiger brachte auch noch eine zwei weitere Versionen bis 1799 ans Theater. Die in Linz verwendete Bearbeitung stammt von ca. 1960 und basiert auf der letzten Goethe-Fassung, minus einiger teils nicht von Cimarosa stammender Einfügungen (DramaturgieThomas Barthol).
Die Inszenierung (John F. Kutil) im großzügigen Hauptfoyer des Musiktheaters muß als Studioaufführung natürlich ohne Maschinerie auskommen, lediglich mit Licht (Johann Hofbauer) wird der Raum variiert. Allerdings ist die bestehende Architektur durchaus geeignet, allerhand Bauten zu ersetzen; ansonsten ist die eigentliche Bühne (Christian Schmidleithner) sehr basal. Nur wenige Requisiten und teils lustvoll-bunte Kostüme (Richard Stockinger) helfen bei der Handlung weiter, die ansonsten dem darstellerischen Vermögen der Protagonisten anheim gestellt ist – und, um es gleich zu sagen, dieses ist weit mehr als ausreichend…
Dominik Nekel mit Orchester. Copyright: Reinhard Winkler für Landestheater
Die Handlung ist einfach – im Grunde einige Episoden, die sich um die beruflichen und seelischen Irrungen und Wirrungen eines Opernensembles drehen, die vor einer natürlich viel zu schnell heranrückenden Uraufführungen vorkommen. Nicht einmal der Text ist fertig (der Operndirektor: „Muß ich denn an diesem Libretto auch mitschreiben?!“ – nicht zufällig ist die Erscheinung der Titelfigur auf Ähnlichkeit mit dem scheidenden Intendanten und gelegentlichen Librettisten Rainer Mennicken hingetrimmt…). Am Schluß ist der Direktor in einem Überseekoffer entsorgt, und das Theater „aus dem Schneider“ – auch das nicht ganz ohne zukünftigen personellen Bezug…
Rastislav Lalinski, Richard Klein, Miriam Böhmdorfer, Christa Ratzenböck, Dominik Nekel und Kie Kanazawa. Copyright: Reinhard Winkler für Landestheater
Rechts seitlich der Bühne ein 18-köpfiges Kammerorchester mit Holzbläsern und Hörnern, besetzt von der Anton Bruckner Privatuniversität, liefert unter der Leitung von Marc Reibel die musikalische Unterlage für dieses Singspiel mit viel Verve und italienisch funkelnder Spielfreude. Nettes Detail: alle sind in Schwarz gekleidet – die Damen haben bunte Schals um, und die Herren setzen ihre Farbakzente mit offen getragenen Fliegen.
Das Bühnenensemble setzt sich aus arrivierten Profis und Studentinnen/Studenten zusammen, die mit den sicherlich nicht einfachen akustischen Verhältnissen des Veranstaltungsortes bestens zurecht kommen. Die Titelfigur singt, spricht, fleht, besänftigt, läuft, kniet und dirigiert Dominik Nekel: erfolgreich im schweren deutschen Baßrepertoire, kann er hier doch auch mit Belcanto bis hin zu höllisch schnellen, gleichwohl präzisen Koloraturläufen begeistern – schauspielerisch liefert er ebenso puren Genuß und Vergnügen wie stimmlich. Die Altistin wird von Christa Ratzenböck in einer zwar kleineren Rolle, aber als Grande Diva mit ebenso viel Lust, Vergnügen und Stimmqualität wie der „Direktor“, gegeben.
Kie Kanazawa, Rastislav Lalinski. Copyright: Reinhard Winkler für Landestheater
Die noch Studierenden lieferten ebenfalls vorzügliche Leistungen, stimmlich wie komödiantisch: Ein Kapellmeister mit einem gewissen Hang zu Hochprozentigem (Tenor): Richard Klein, der säumige Hausdichter (Bariton) Rastislav Lalinsky, der berechnende Koloratursopran Kie Kanazawa, die in Spionage dilettierende Soubrette Miriam Böhmdorfer; wobei Herrn Lalinsky die am weitesten fortgeschrittene Stimme aufzuweisen scheint, was aber die sehr erfreulichen und – bei aller Lockerheit, Spaß und Spielfreude – höchst professionell konzentrierten Auftritte der anderen aus dieser vielversprechenden Gruppe nicht abwerten soll.
Richard Klein und „Johnnie Walker“. Copyright: Reinhard Winkler für Landestheater
Großes Vergnügen im Publikum, und natürlich herzlicher und langer Applaus. Bis Anfang Juni sind vier weitere Aufführungen programmiert.
H &P Huber