Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

LECH am Arlberg/ Lech-Classic Special Edition: BALLADEN – eine aufregende Kombination aus Text und Musik

07.08.2020 | Konzert/Liederabende

Joseph Lorenz und Stefan Cerny. Foto: Lech Classic-Festival

6.8.: Lech Classic Festival Special Edition – „Balladen“ – eine aufregende Kombination aus Text und Musik

Konzertmeister Martin Emmerich moderiert zu Beginn mit Witz und kündigt ein spannendes Programm mit fließenden Übergängen zwischen musikalischen Darbietungen und vorgetragenen Balladen an. Am Beginn trommelt der bekannte Wiener Schauspieler Joseph Lorenz ungeduldig auf das Pult, um die Pferdehufe bei Goethes „Erlkönig“ während seines packenden Vortrags zu untermalen. Mit unterschiedlich klingenden Stimmen erzählt er schnell sprechend das – dramatisch ausgehende – Gedicht. Daraufhin folgt eine interessante Gegenüberstellung der musikalischen Version von Franz Schubert mit dem kraftvollen Bass Stefan Cerny, der zum Ensemble der Wiener Volksoper gehört – begleitet mit teils zarter, teils dramatischer musikalischer Unterstützung des Lech Festival Orchesters.
Daraufhin folgt ein Vergleich „Der Sänger“ von Johann Wolfgang Goethe und von Carl Loewe. Als der Kammerschauspieler vom singenden Mann zu erzählen beginnt, der zuerst frohen Muts König und Publikum begrüßt, ertönt noch kurz die Stimme eines „richtigen“ Musikers – Stefan Cerny – aus dem Hintergrund. Dann erklärt Lorenz, wie manch ein Künstler als kleine Gabe „den besten Weine in purem Golde gereicht bekommen wolle“ und damit schon glücklich sei. Lustvoll trinkt Lorenz aus seinem Wasserglas, um die Szene zu untermauern. Mit Klavierbegleitung vom souveränen Jobst Schneiderat erklingt die würdevolle, tiefe Stimme von Cerny als König und wieder wird die goldene Kette als Lohn angeboten und abgelehnt. Mit exakter Aussprache besticht Lorenz nun bei „Der Totentanz“, erneut ein Goethe-Werk. Bei der Ballade von den nächtlichen Beobachtungen des Türmers, als die Toten erwachen, imitiert der Mime mit großer Gestik die zombie-ähnlichen Bewegungen und mit einem eindringlichen Klavierton „donnert die Glocke eine mächtige Eins“ und der „schauderliche Tanz“ endet mit dem „Zerschellen des letzten Gerippes“. Die schnellen Töne des Fazioli-Flügels unterstützen Cernys beeindruckende Tiefe bei der Interpretation von Loewes „Totentanz“. Danach verzaubert das Orchester mit dem Scherzo. Allegro molto aus „Der Tod und das Mädchen“ in d-moll zum Teil mit leidvollem Ausdruck und mit oft passend hart klingender Melodie. Der Bassist setzt sich in Folge mit „Der Tod und das Mädchen“ von Franz Schubert auseinander. Tieftraurig, ernst und ein wenig trostlos hört das Publikum vom jungen Mädchen und dem fast zärtlichen Werben des Todes mit einem Schluss in tiefster Tonlage.
Eine unglaublich spannende Erzählung des „Handschuhs“ von Friedrich Schiller lässt Erinnerungen an die eigene Schulzeit im Gymnasium wach werden. Was waren das für langweilige Stunden, wenn Schulkollegen diese – nun aufregend gebrachte – Ballade mühsam-stockend oder herunterleiernd vorgetragen haben…. Wenn aber ein Mann mit Charisma, großartiger Betonung und mit köstlicher Darstellung wie z.B. der überheblichen Kunigund (mit dem Finger im Mund den Liebesbeweis des Ritters Delorges einfordernd) auf der Bühne steht, stockt einem fast der Atem

Nach dem „Quartettsatz“ in c-moll von Franz Schubert ein weiteres berühmtes Stück: Schillers „Die Bürgschaft“. Wütend stampft Lorenz mit dem Fuß auf, bei „Was wolltest du mit dem Dolche, sprich!“ und als gegen Ende die bekannte Zeile „ihr habt das Herz mir bezwungen“ zu hören ist, denkt sich wohl manch ein Besucher: „Du uns auch, verehrter Joseph Lorenz!“. Das Orchester begeistert mit Schönklang bei Schuberts Zwischenaktmusik Nr. 3 – Andantino aus dem Schauspiel „Rosamunde“. Cernys tiefe Stimme mit viel Volumen ist zwar nicht wie die Glöckchen, die am Pferd des Reimers und der Elfenkönigin an den Zügeln hell erklingen, aber Loewes „Tom der Reimer“ wird tadellos vorgetragen. Über die „Uhr, die während unserem Leben immer pocht, manchmal träge, sollte an manchen Tagen rascher gehen, oft auch den Schlag verzögern“ erinnert uns nun der Sänger an besondere Stunden. Die biedermeierliche Ballade „Die Uhr“ op. 123 wurde von Johann Gabriel Seidl geschrieben und von Carl Loewe vertont. Daraufhin blickt sich Lorenz vorsichtig um und entdeckt, „dass sich der alte Hexenmeister doch einmal wegbegeben hat“ und so ist der übermütige und in Not geratene „Zauberlehrling“ von Goethe an der Reihe und wird mit großer Leidenschaft präsentiert. Bei der „Träumerei“ op. 15 Nr. 7 von Robert Schumann können beim Publikum romantische Gefühle aufkommen. Zuletzt spürt man große Hingabe beim Vortrag des Bassisten mit Klavierbegleitung von Heinrich Heines „Die beiden Grenadiere“ op. 49 No.1 (vertont von Schumann). Das hymnenartige Stück handelt von 2 französischen Soldaten und die Treue zum gefangen genommenen Kaiser und setzt an diesem künstlerischen hochwertigen Abend unter dem Motto „Prima la musica e poi le parole“ einen markanten Schluss-Punkt.
Großer Jubel und Gäste, die lange mit den Füßen auf den Boden trampeln, bezeugen die allgemeine Begeisterung.

Susanne Lukas

 

Diese Seite drucken