KOBLENZ: TOSCA. Premiere am 24.1.2015
Michael Mrosek Anna Wisniewska Deniz Ilmaz © Matthias Baus
Die junge Regisseurin Anja Nicklich präsentierte eine traditionelle, sehr gefällige „TOSCA“.
Ihre Personenführung ist zwingend und präzise. Dies gilt vor allem für Cavaradossi, Scarpia und Angelotti wie auch für alle Statisten, Nebenrollen und die Chöre. Tosca wirkte zum Teil etwas zu hektisch. Dies mag in der Persönlichkeit der Darstellerin liegen, überzeugt doch auch ihre Körpersprache nicht hundertprozentig. Im ersten und dritten Akt agierte sie für meinen Gusto zu stark Publikums/Rampen-orientiert, zu wenig der Rolle entsprechend. Im zweiten Akt war die schauspielerische Leistung makellos.
Das Staatsorchester Rheinische Philharmonie spielte die Musik von Giacomo Puccini fehlerlos und lief unter der Stabführung von Giuliano Betta zu Höchstform auf. Erstaunlich ist, dass die Phil-harmonie im Dirigat von Betta mit dem doch eher kleinen Orchester, speziell die Streicher sind nach heutigen Massstäben eher unterbesetzt, einen so reichen, dem Verismo Puccinis entsprechenden Klang hervorzaubert.
Foto: Matthias Baus
Das Bühnenbild und die Kostüme von Antonia Mautner Markhof waren gefällig ohne grosse Experimente. Die Opfer von Scarpia waren im zweiten Akt in Zellen auf der Engelsburg eingeschlossen und litten sichtlich. (Dan Brown und Illuminati lassen ebenso grüssen wie Dr. Lecter).
Die polnische Sopranistin Anna Wisniewska-Schoppa als Floria Tosca intoniert sehr sauber und brilliert mit klaren Höhen. Für meinen Geschmack ist ihr Vibrato ein bisschen zu stark und vor allem vermisse ich bei ihrer Tosca, neben den dramatisch hervorragenden Gesangspassagen, die Lyrik in den entsprechenden Duetten im ersten und dritten Akt. Die Folterszene im zweiten Akt liegt dem dramatischen Sopran und überzeugte sehr. Verbesserungswürdig ist eindeutig die Diktion von Frau Wisniewska.
Der Tenor Deniz Yilmaz als Cavaradossi überzeugte in allen Lagen und meisterte seinen Part bravourös. Sauber in den Höhen ohne stemmen und pressen, mit klarer Diktion gab er einen glanzvollen Cavaradossi, welcher mit seiner Intonation ebenso wie mit seiner Diktion begeisterte.
Michael Mrosek als Scarpia gefiel durch seine schauspielerische Leistung und durch seine Musikalität bis zum letzten Ton im zweiten Akt. Als schwarzer, höhnisch grinsender Engel im Hintergrund unterstrich er seine sadistische Rache an Tosca und Cavaradossi. Dieser schwarze Engel ist ein hervorragender Regieeinfall.
Kai Uwe Schöler sang einen vielversprechenden Angelotti, Als Sagrestano überzeugte Jongmin Lim und Junho Lee als Spoletta. In weiteren Rollen Christoph Plessers (Sciarrone) und Tae-oun Chung (Carciere).
Der Opernchor und der Extrachor Stadttheater Koblenz werden von Ulrich Zippelius geleitet. Der Kinderchor der Singschule an der Liebfrauenkirche e.V. wurde von Manfred Faig einstudiert.
Selten habe ich an einer Premiere einen derart anhaltenden lauten Applaus vernehmen können, wie am 24. Januar im Stadttheater Koblenz anlässlich der Premiere von Tosca. Mindestens zehn Vorhänge, eine stehende lautstarke Ovation für Künstler, den Dirigenten, das Bühnenteam und die Chöre, das ganze Ensemble. Das hat mich schon sehr beeindruckt. Die Koblenzer lieben ihr Stadttheater unter dem Intendanten Markus Dietze. So soll das auch sein!
Peter Heuberger
Basel