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KLOSTERNEUBURG/Kaiserhof des Stiftes: LE COMTE ORY – „operklosterneuburg“. Premiere

09.07.2017 | Oper

Kaiserhof Stift Klosterneuburg: ROSSINI ZUM JUBILÄUM: COMTE ORY IN KLOSTERNEUBURG (8.7.2017)

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Martin Achrainer. Copyright: Barbara Zeininger

Es ist schon erstaunlich, auf welch hohem Niveau im geschichtsträchtigen Kaiserhof von Klosterneuburg große Oper Jahr für Jahr in Szene gesetzt wird. 20 Jahre lang ist dafür nun schon Michael Garschall verantwortlich. Der gerade 50jährige Niederösterreicher aus Blindenmarkt präsentiert die wichtigsten Werke der Welt-Literatur zumeist mit sogenannten „rising stars“, immer in neuem Gewand und ohne elektroakustischer Verstärkung. Nun zum Jubiläum wollte er eine lange Zeit vergessene Rarität von Gioachino Rossini aufführen, die nicht wirklich in den imposanten Barock-Hof passt; aber bekanntlich keine Regel ohne Ausnahme und vor allem: der Wettergott war der „Geburtstags-Produktion“ gewogen. Kurz vor Beginn dräuten noch die Gewitterwolken, die ersten Tropfen fielen. Doch dann setzte sich ein mild-schwüler Sommerabend durch und als die Vorstellung kurz vor Mitternacht endete, dominierte die heiter-belanglose Stimmung dieser vorletzten Rossini-Oper, die 1828 in Paris uraufgeführt wurde und zur Hälfte aus Musik besteht, die zuvor bereits in „Il Viaggo a Reims“ zum Einsatz kam. Der „Comte Ory“ – in französischer Original-Version nach einem Text von Eugen Scribe – gehört denn auch nicht zu den besten Opern von Rossini, aber für unbeschwertes Schwelgen in koloratur-freudigem Ambiente reicht es allemal. Die Handlung der Oper sagt alles: der sexbesessene Graf Ory hat als sein nächstes Opfer die verwitwete Gräfin Adèle auserkoren. Die hat sich allerdings mit ihren adeligen Freundinnen zu einem „Keuschheits-Club“ zusammengefunden; man wartet geduldig auf die Rückkehr der Ehemänner vom Kreuzzug. Und so versucht er sich u.a.als Eremit bzw. als Nonne an sein „Lust-Objekt“ heran zu pirschen. Es gibt jede Menge klamauk-hafte Komplikationen. Zuletzt kehren die Kreuzritter rechtzeitig zurück. Ende gut-alles gut? Die Inszenierung von Francois de Carpentries (Bühne Hans Kudlich/Kostüme Karine van Hercke) passt sich diesem diesem skurrilen „qui pro quo“ perfekt an. Historische „Verfremdung“ und schwank-artige Persiflage. Alles dennoch geschmackvoll. Die Produktion gehört allein durch seine optische Realisierung zur Garschall-Erfolgsbilanz. Im Kaiserhof verliert sich hingegen etwas die delikate Partitur von Rossini – das ist kein Stück für „open air“. Immerhin liefert Christoph Campestrini mit der Beethoven Philharmonie und dem Chor „operklosterneuburg“ eine inspirierte Leistung.

Und zwei Sängerinnen tragen den Abend: Margarita Gritskova als Page Isolier beweist einmal mehr, dass sie zu den wichtigsten Entdeckungen von Dominique Meyer gehört. Die dunkle, volle Stimme bewältigt bravourös alle Tücken der Partitur, die Höhe sitzt, die Tiefe bleibt bruchlos. Neben ihr ist es vor allem Daniela Fally als Gräfin Adèle, die für echte Rossini-Stimmung sorgt. Sie jubelt in der Höhe, wartet mit stupenden Läufen auf und hat sogar die nötigen „tiefen Töne“, sie kann zudem ihr  komödiantisches Spieltalent  voll ausleben. Kurzum eine grandiose Leistung! Die Karriere der Niederösterreicherin Daniela Fally ist jedenfalls mit Klosterneuburg eng verbunden: sie debütierte als Esmeralda in der „Verkauften Braut“ im Sommer 2004, dann folgten die Marie in Regimentstochter (2009) und die Gilda in Rigoletto (2015). Nicht ganz mithalten konnte der Sänger der Titelrolle: Turie Ciobanu aus Moldawien gerät mehrfach an die Grenzen seiner vokalen Möglichkeiten. Alles in allem dennoch eine solide Leistung!  Weiters fielen positiv auf: der slowenische Bass Peter Kellner, sein Tiroler Kollege Martin Achrainer als Raimbaud und die britische Mezzo-Sopranistin Carole Wilson als Regonde.

Nächstes Jahr setzt Michael Garschall den risikolosen Weg fort. Man spielt Verdi’s „La Traviata“ mit Vorverkauf ab Jänner 2018.

Peter Dusek

 

 

 

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