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KLOSTERNEUBURG/ Stiftshof/ Kaiserhof: DIE ZAUBERFLÖTE. „Modell-Aufführung zum Jubiläum“. Premiere

07.07.2014 | Allgemein, KRITIKEN, Oper

Klosterneuburg – Kaiserhof

DIE ZAUBERFLÖTE   IN KLOSTERNEUBURG  – EINE MODELL-AUFFÜHRUNG ZUM JUBILÄUM  (6. Juli 2014)

 Stift Klosterneuburg feiert heuer den bereits 900. Geburtstag – also zeigte sich der Heilige Leopold „leutselig“ und bescherte dem umtriebigen Intendanten Michael Garschall und seinem ambitionierten Team  auch das ideale Open-Air-Wetter. Man spielte  demnach  Mozart’s Zauberflöte bei „Kaiser-Wetter“ in einer Modell-Produktion, die  auf  den klassizistisch-barocken Kaiserhof zugeschnitten ist. Ein Sommerfestival als unverwechselbares Kultur-Event – wollen dies nicht auch viele andere—? In Klosterneuburg findet man  jedenfalls eine Produktion von Isabella Gregor  (Bühne Hans Kudlich, Kostüme Franz Blumauer), die die Balance hält  zwischen dem Volksspiel-Märchen (Papageno+Co.)  und der Aufklärungsoper ( „In diesen Heiligen Hallen“) . Die Wienerin Gregor, die seit rund 10 Jahren in Deutschland und Österreich Berufserfahrungen gesammelt hat, schafft damit etwas, um das sie viele Operndirektoren oder Festspiel-Intendanten beneiden werden. Sie siedelt das Stück im „Fantasy-Land“ zwischen der Entstehungszeit durch Wolfgang Amadeus Mozart und Emanuel Schikaneder und der Gegenwart an; die Welt von „Isis und Osiris“ wird aus der Rückblende der Freimaurer geschildert. Spannend!  Aber auch die musikalische Seite war erstaunlich homogen.

Hier ist an erster Stelle der Wiener „rising stae“ Thomas Rösner zu nennen. Er bringt als Dirigent  die Sinfionetta Baden in Höchstform und führt  behutsam ein Sänger-Ensemble, das keinen wirklichen  Schwachpunkt hat. An erster Stelle ist der 34jährige Tiroler Martin Achrainer zu  nennen. Er gehört seit 7 Jahren zum Ensemble des Linzer Landestheaters und trägt die Zauberflöte in Klosterneuburg. Sein Papageno ist komisch und zugleich menschlich berührend. Er ist ein „Naturbursch“ und Spaßmacher – und ist mehr noch – ein Mensch. Großartig!  Auch Pamina berührt. Die Australierin  Valda Wilson gestalten eine ergreifende G-Moll-Arie, punktet schon im Duett mit Papageno und ist souverän in der Feuer- und Wasserprobe. Jubel löst auch die Deutsche Antje Bitterlich als dramatische Königin der Nacht aus. Sie schafft beide Arien souverän und ist sogar wortdeutlich.  Aber auch Sarastro ist hervorragend: der in Hamburg geborene  Johannes Stermann ist ein  – so selten gewordener – echter Bass und hat die nötigen „tiefen Töne“. Ungewohnt engagiert  auch die „3 Damen“: Simona Eisinger, Bettina Schweiger und Christiane Döcker. Sie kommen aus Bratislava und Oberösterreich. Und  gehören  – gemeinsam mit der  entzückenden Papagena von Katrin Fuchs – zu der positiven Sänger-Bilanz dieser Aufführung. Geschmacksache bleibt der Tamino von Ilker Arcayürek. Die Mittellage des in Istanbul geborenen Tenors ist  sehr dunkel und etwas kehlig, die Höhe   ist dann klanglich  inhomogen. Dafür entschädigt ein dramatischer Vortrag. Nicht in Form dürften auch die 3 Knaben gewesen sein, die vom Mozart-Knabenchor Wien (Leitung Peter Lang) gestellt wurden. Erwähnen muss man auch noch Matthäus Schmidlechner als Monostatos,  Dionysos Tsaousidis als Sprecher und Priester sowie Clemens Kerschbaumer als Geharnischter.Insgesamt: eine Modell-Aufführung!

Peter Dusek

 

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