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KISS THE COOK

27.05.2015 | FILM/TV, KRITIKEN

FilmPlakat Kiss the Cook~1

Ab 29. Mai 2015 in den österreichischen Kinos
KISS THE COOK
Chef / USA / 2014
Drehbuch und Regie: Jon Favreau
Mit: Jon Favreau, Scarlett Johansson, Dustin Hoffman, Sofía Vergara, John Leguizamo, Robert Downey Jr., Oliver Platt u.a.

Da ist also ein Meisterkoch – er hält sich selbst dafür, er ist vielleicht auch einer, aber es läuft nicht alles nach seinen Wünschen: Der Chef des Restaurants, in dem er angestellt ist, will ihn nicht experimentieren lassen, sondern verlangt, dass er immer dasselbe kocht. Und der Kritiker, der ihn einst gelobt hat, verreißt ihn höhnisch. Arg.

Soviel zum Segment: Das Berufsleben ist hart.

Muss man sich alles gefallen lassen? Der kleine Sohn zeigt dem Papa, dass man auf Twitter zurückschlagen kann. Beleidigung für Beleidigung – und dann steht es da, unwiderruflich, Tausende lesen es, auch der Restaurant-Chef, der leichter einen Koch austauschen als einen Kritiker beleidigen will. Da steht dann auch ein Star auf der Straße.

Soviel zum Segment: Vorsicht mit den neuen Medien. Wer damit nicht umgehen kann, reitet sich leicht in die Bredouille. Ja, und was die Kündigung betrifft: Noch einmal „das Berufsleben ist hart“, denn neue Stellenangebote gibt es nicht.

Nur das Angebot von der feschen Exgattin, mit ihr nach Florida zu reisen – er darf dafür auf den eigenen Sohn aufpassen, für den er ohnedies (wie so viele schwer beschäftigte, schwer erfolgreiche Väter) viel zu wenig Zeit gehabt hat. Und das ist dann natürlich eine schöne Erfahrung, sich mit dem pfiffigen Söhnchen auseinander zu setzen.

Soviel zum Segment: Es geht nichts, aber auch schon gar nichts über die Familie.

In Florida, wo so schön kubanisch gekocht wird, gibt es der hochmütige Chef billiger und kauft sich einen fahrbaren Imbisswagen. Da kann er auch Gutes kochen, Söhnchen wirbt per Twitter, der Erfolg ist ungemein groß.

Soviel zum Segment: Mach Dich selbständig, es geht nichts darüber, sein eigener Herr zu sein.

Ja, und wenn Söhnchen dabei ist – ihm die Kunst des Märkte-Flanierens, des Einkaufens, des Schmeckens, des Essens und schließlich des Kochens beizubringen, der nächsten Generation weiterzugeben, was man selbst kann – gibt’s was Besseres?

Es ist ein Film voll von guten Lehren aus dem Leben, den Jon Favreau da gemacht hat, und wenn am Ende sogar der „böse“ Restaurantkritiker kommt, sich entschuldigt, selbst ein Restaurant aufmachen und ihn engagieren will… ja, dann ist es fast zu viel des Guten!

Jon Favreau: Hat er möglicherweise sein eigenes Schicksal verfilmt, umgelegt auf die Chefkoch-Geschichte? Ein Schauspieler, der bald 50 ist, sich zweifellos für einen Protagonisten hält, aber ja doch nur in Nebenrollen eingesetzt wird? Der möglicherweise schon die eine oder andere schlechte Kritik bekommen und darunter gelitten hat? Der nun beschloß: Wenn man mir nicht die richtigen Rollen gibt, schreibe ich sie mir einfach selber? Und produziere und inszenierte noch dazu?

Nun, es ist kein Meisterwerk geworden, ein bisschen sehr vordergründig in allem, was da erzählt wird, aber letztendlich ist es gut ausgegangen. Weil Favreau eine starke Persönlichkeit ist, wenn man ihn lässt (und er ließ sich selbst) und weil er viele Kollegen gefunden hat, die bei dieser sicherlich nicht allzu hoch budgetierten Geschichte mitgemacht haben.

Dustin Hoffman etwa als pragmatischer Restaurant-Chef oder Scarlett Johansson, diesmal schwarzhaarig, als liebenswerte Kollegin und elegante „Maitresse“ (gibt’s eine weibliche Form für den „Maitre“?) des Ladens, Sofía Vergara (die kommende Latina des amerikanischen Films, kein Zweifel) als supertolle, supersexy Gattin, die in Robert Downey Jr. einen toleranten zweiten Ehemann hat, John Leguizamo als treuer Koch-Kollege, der sich am Imbisswagen anschließt, und Oliver Platt als erst ekelhafter, dann reuiger Kritiker (davon träumt vermutlich jeder Kritisierte)… Und in Emjay Anthony hat Favreau noch ein Söhnchen besetzt, das es leicht macht, an seinem Beispiel alle amerikanischen Familienwerte hoch leben zu lassen.

Kiss the Cook. Etwas Hunger bekommt man während des Films auch.

Renate Wagner

 

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