Konzert des Richard-Wagner-Verbandes zum Muttertag im Augustinum Killesberg
MIT BEWEGENDER AUSDRUCKSKRAFT
Muttertagskonzert des Richard-Wagner-Verbandes Stuttgart am 10. Mai 2015 im Augustinum/STUTTGART
Wieder einmal lud der Richard-Wagner-Verband Stuttgart zu einem besonderen Stipendiatenkonzert ein. Der in Slowenien geborene Tenor Sebastjan Podbregar eröffnete zusammen mit der einfühlsamen Pianistin Anna Anstett dieses Nachmittagskonzert mit Adolf Jensens Lied „Zu der Rose“ aus „Lieder des Hafis op. 11“, wo er die feinen dynamischen Abstufungen bestens traf. Eine positive Überraschung war die Wiedergabe Sebastjan Podbregars des Kunstliedes „Heimliche Aufforderung“ von Richard Strauss aus den vier Liedern op. 27, wo ihn Anna Anstett wiederum mit reichhaltiger harmonischer Entwicklungskraft und dezentem Einfühlungsvermögen begleitete. Der motivische und musikpoetische Charakter der differenzierten Beziehungsfäden wurden von diesem Tenor ausgezeichnet herausgearbeitet. Die griechische Sopranistin Maria Palaska zeigte sich (wiederum sensibel am Klavier begleitet von Anna Anstett) bei Robert Schumanns „Lied der Braut I“ aus „Mythen op. 25“ und „Lied der Braut“ aus demselben Werk als eine Sängerin mit großer Steigerungsfähigkeit und weichem Timbre, das sich immer weiter verfeinerte. Bei der „Soldatenbraut“ op. 64 Nr. 1 von Robert Schumann erwies sie sich ebenfalls auch als psychologisch einfühlsame Interpretin, die die thematischen Zusammenhänge klar offenlegte. Sehr gut gestaltete Sebastjan Podbregar (Tenor) zusammen mit Anna Anstett (Klavier) „Nein, länger trag‘ ich nicht die Qualen…“ und „Durch die Wälder“ aus Carl Maria von Webers Oper „Der Freischütz“, wo er suggestive Klangfantasie und Naturromantik bestens traf. Auch die subtile Melodik Mehuls war präzis herauszuhören. Ein ideales Operetten-Liebespaar waren Maria Palaska und Sebastjan Podbregar zusammen mit Anna Anstett bei Emmerich Kalmans Operette „Die Csardasfürstin“. Der schwungsvolle Titel „Tanzen möcht‘ ich“ überraschte mit Grazie und Eleganz, die sich immer weiter fortsetzte. Mitreissender rhythmischer Elan machte sich bei dieser Wiedergabe lustig draufgängerisch und voller Leidenschaft breit, da das Paar auch schauspielerisch ansprechend agierte. Maria Palaska und Anna Anstett gestalteten ferner „Quando m’en vo“ als Walzer der Musetta aus Giacomo Puccinis Oper „La Boheme“ mit bewundernswerter Dichte der reizvollen Themen und Motive. Maria Palaska entfaltete bei Robert Schumanns Lied „Der Nussbaum“ zusammen mit Anna Anstett eine lichtdurchflutete akustische Perlenkette, deren überströmende Gefühlskraft alle Zuhörer fesselte. Beim „Mädchenlied“ op. 107 Nr. 5 von Johannes Brahms war sie ebenso in ihrem Element, wobei Anna Anstett auch den melancholischen Charakter dieser Musik mit kontrapunktischer Finesse betonte. Gustav Mahlers „Frühlingsmorgen“ zeigte in der Interpretation Maria Palaskas zusammen mit der das Sinfonische gut betonenden Anna Anstett viel Sinn für naturmystische Reize und tonmalerische Effekte sowie eine dunkel-magische Tonsprache. Große Crescendo-Steigerungen beherrschte außerdem „Phidyle“ von Henri Duparc, wo Sebastjan Podbregar zusammen mit Anna Anstett den leidenschaftlich-erregten Charakter der Komposition bestens betonte. Zarteste Empfindung und losbrausendes Temperament kennzeichneten die Interpretation der „Serenade des Don Juan“ von Peter Ilitsch Tschaikowski durch Sebastjan Podbregar und Anna Anstett. Maria Palaska erfüllte „Mein Herr Marquis“ aus der Operette „Die Fledermaus“von Johann Strauß mit berückenden Klangfarben – und Maria Palaska und Sebastjan Podbregar unterstrichen Einfallsfrische und Intensität der Melodien bei „Einmal möcht‘ ich wieder tanzen“ aus Emmerich Kalmans Operette „Gräfin Mariza“. Die rhythmische Verve kam jedenfalls auch dank Anna Anstett nie zu kurz. Ohne falsche Sentimentalität sang Sebastjan Podbregar dann „Dein ist mein ganzes Herz“ aus Franz Lehars Operette „Das Land des Lächelns“. Der burleske Zauber des chinesischen Milieus war harmonisch versteckt herauszuhören. Zum Abschluss begeisterten Maria Palaska und Sebastjan Podbregar (wiederum fast schon „sinfonisch“ von Anna Anstett am Flügel begleitet) bei „Lippen schweigen“ aus Franz Lehars Operette „Die lustige Witwe“. Die prägnante Charakterisierung und der klangliche Einfallsreichtum stachen dabei facettenreich hervor. Anna Anstett interpretierte zudem sehr „romantisch“ den berühmten „Liebestraum“ von Franz Liszt, wobei der modulatorische Reichtum in poetisch beglückender Weise bis zur Coda dominierte.
Alexander Walther