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KIEL: YANG GUIFEI von Yijie Wang – eine Oper als Doktorarbeit

30.04.2014 | Allgemein, KRITIKEN, Oper

Kiel:  „Yang Guifei – Eine Oper als Doktorarbeit. 30.4.2014

Von Horst Schinzel

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Foto: Torsten Kollmer

 Eine Oper als Teil einer Doktorarbeit- in der Musikgeschichte dürfte dies bislang einmalig sein. Die junge Chinesin Yijie Wang (31) hat die Oper „Yang Guifei“ über eine historische Lieblingsmätresse eines Kaisers nach einem Textbuch von Sören Ingwersen geschrieben. Die junge Musikwissenschaftlerin studiert sei 2007 in Hamburg. Nach ihrem Diplom-Abschluss im Fach Komposition promoviert sie seit 2011 zum “Dr. sc. mus“ als Komponistin und Musikwissenschaftlerin. Ihre erste Oper nach einem historischen Stoff aus der chinesischen Geschichte wurde im Februar 2014 an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater uraufgeführt. Ende April gab es in Kiel zwei Gastspiele.

Der Kaiser Xuanong und die Geliebte Yang Guifei lebten vor 1300 Jahren während der Tang-Dynastie. Es war eine Blütezeit für Kunst und Musik Yang Guifei galt als eine der schönsten Frauen ihrer Zeit und als große Künstlerin mit umfassenden Talenten. Aber sie wurde ein Opfer der Politik und nahm sich schließlich das Leben. Yijie Wang versucht, nicht nur diese Zeit, sondern auch deren Musik lebendig werden zu lassen. Und dies in einer ihr doch fremden Sprache. Neben den westlichen Instrumenten. verwendet sie chinesische Instrumente – Geige, Laute und Zither, die doch heftig anders klingen für westliche Ohren. In diese Musik muss sich der Musikfreund hineinhören. Er entdeckt wunderbare Klänge.

Weil die Kieler Musikerin Bettina Rohrbeck die musikalische Leitung der Uraufführung hatte, war das ungewöhnliche Werk Ende April auch im Keiler Schauspielhaus zu erleben. Ein Gastspiel, das eine Wiederbegegnung mit einem aufstrebenden Sängerinnen-Talent brachte. Die Darstellerin der Konkubine Rebekka Reister singt derzeit in der Hamburger Kammeroper die weibliche Hauptrolle, wird im Sommer als eine der Töchter des Milchmanns Tevje bei den Eutiner Festspielen auftreten und war überdies an der Einstudierung des Rythmicals „Schockorange“ beteiligt. In Lübeck war sie Mitglied des Internationalen Opernelite-Studios und hat dort wie in Kiel gesungen. Überdies entfaltet sie eine umfangreiche Konzerttätigkeit. Deutlich wurde: Es lag gewiss nicht an ihr, wenn vor einigen Wochen die Uraufführung des „Scharlachroten Buchstaben“ so gründlich daneben gegangen ist.

 Es fiel auf, welch großen Anteil junge chinesische Sängerinnen und Sänger an dieser Produktion hatten. Nicht nur, dass viele im Chor mitsangen. Großartig nicht nur wegen ihrer Gelenkigkeit Ying Ma als Schatten der Konkubine. Als Kaiser war der in Lübeck und Eutin bekannte Janeng Lu zu erleben. Den Vetter gab der international erfahrene Axel Wolloscheck. Als Eunuch sangt der litauische Countertenor Algirdas Bagdonavicius, während der brasilianische Bariton Ronaldo Steiner den General An Lushan verkörperte. Alle gefielen sängerisch wie durch die lebhafte Darstellung (Choreografie Catharina Lühr) :

Für Dominik Neuner war es die letzte Inszenierung an der Hamburger Hochschule. Er war auch für das minimalistische Bühnenbild verantwortlich. Bettina Rohrbach konzentrierte ihr Dirigat auf das Orchester mit seinen exotischen Klängen. In diesem wirkten gleichfalls viele chinesische Musiker.

Schade, dass diese letzte Aufführung vor fast leerem Saal stattfand. Umso herzlicher war der Beifall der wenigen Zuschauer.

Horst Schinzel

 

 

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