Karlsruhe: „DER FLIEGENDE HOLLÄNDER“ Gala 02.11.2013
Drei Gäste waren zur Gala „Der Fliegende Holländer“ geladen, verhalfen Richard Wagners Seefahrer-Oper zu einer glanzvollen Aufführung und ließen fast keine Wünsche offen. Der inzwischen international renommierte Tomasz Konieczny zeichnete den dämonisch- expressiv Getriebenen mit einem in allen Lagen bestens ausbalancierten Bassbariton. In dramatisch-deklamatorischer Tonsprache erklang der Monolog „Die Frist ist um“ mit metallisch wirkenden Höhenaufschwüngen, zudem bewahrte sich der ausgezeichnete Sänger eine Weichheit in der Stimme, welche besonders den verhaltenen Passagen der Partie zugute kam, so u.a. dem einleitenden Duett „Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten„. Störend wirkten lediglich kleine Momente vokaler Verfärbungen in der Artikulation, doch seien sie bar der imposanten Gesamtleistung verziehen. Konträre, satte Basstöne mischte Reinhard Hagen seinem Daland bei und schenkte dem nicht übermächtig-fundierten Material schöne, weiche Stimmfarben. Manuela Uhl zeichnete die Senta sehr mädchenhaft, neugierig und dennoch scheu in der Begegnung mit dem Traumkonterfei, entschlossen im Erlösungswillen des Finales. Ein lyrischer Glanz umhüllte ihren jungendlich-dramatischen Sopran, natürlich – wie selbstverständlich erklang die Ballade, geschmeidig, bestens geführt erschien die silbern schimmernde Stimme, verlieh dem Holländerduett eindrucksvolle Innigkeit und demonstrierte selbst in den expressiven Schlusstönen des Suizids treffliche Gesangskultur ohne jegliche Schärfen. Gelöster als vor einer Woche erklangen die kraftvollen Momente Eriks sowie belkantesk in lyrischem Schmelz die Traumerzählung, eindrucksvoll gestaltete Zurab Zurabishvili die Cavatine im dritten Akt mit seinem glanzvollen Höhenpotenzial. Wunderschöne Altfülle schenkte wiederum Rebecca Raffell der Mary und frisch erklang der Steuermann (Steven Ebel).
Der scheinbar vielbeschäftigte Dirigent Johannes Willig hastete mit der heute konzentrierter musizierenden Badischen Staatskapelle durch die Partitur, doch waren Diskrepanzen mit dem stilvoll agierenden Opernchor- und Extrachor sowie teils mit den Solisten unüberhörbar vorprogrammiert. Vordergründig laut und weniger pieksfreudig präsentierten sich die Bläser, in zügigen Tempi fanden sich die weich klingenden Streicher mit den restlichen Orchestergruppen in rhythmischer Klangbalance. Die hier sonst gewohnten Bravostürme blieben aus, herzlich feierte das Publikum die Gastsolisten.
Gerhard Hoffmann