Karlsruhe: „FRANCO FAGIOLI – HÄNDEL-GALA“ – 02.03.2018
Als weiteres Highlight der 41. Internationalen Händel-Festspiele 2018 am Badischen Staatstheater dürfte das Recital von Franco Fagioli gelten. Der argentinische Counter-Tenor gern gesehener Gast in Karlsruhe, mutierte im Laufe der Jahre zum Publikums-Liebling und wurde wiederum gefeiert als destinguierter Popstar des Barocks.
Franco Fagioli eröffnete sein Recital mit ausschließlich Preziosen von Georg Friedrich Händel mit Presti omai l´Egizia terra des „Giulio Cesare“ temperamentvoll und ließ sodann in getragener Tongebung Se potessero i sospir miei aus „Imeneo“ sowie die Arie Agitato da fire tempoeste des „Orest“ folgen. Nun galt für mich nach wie vor Fagioli als „der“ Ausnahme-Künstler seines Fachs mit ungewöhnlicher Dreioktavenstimme gesegnet. Im Wohllaut des tiefen Altregisters steigerte sich das betörend timbrierte Organ in facettenreiche Mezzocouleurs.
Feine Nuancen servierte Franco Fagioli zu Ch´io parta aus „Partenope“, zu Come nembo che fugge col vento aus „Il trionfo del tempo e die desinganno“ demonstrierte der adäquate Sänger die oberen Register und die Stimme klang während der Koloraturen weniger elegant, fast künstlich. Auch verschwand der Sänger zum orchestralen Ausklang – eine plötzliche Indisposition? Zudem schlichen sich während des Vortrags Bariton-Frequenzen der Naturstimme sowie unsaubere Tonalitäten mit ein.
Nach der Pause zur Arie Mi lusinga il dolce affetto des Ruggero aus „Alcina“ sowie Sento brillar nel sen aus „Il pastor fido“ schien die Stimme wie ausgewechselt, erklang in perfekter technischer Versiertheit, sinnlicher Wärme voll Ausdrucksstärke, als wollte Fagioli nun die Sahnehäubchen servieren. Das euphorische Publikum verwandelte den Saal in einen Hexenkessel der Begeisterung.
Das erlesen musizierende Ensemble Il pomo d´oro geleitete den Sänger unter dezenter gestischer Führung von Zefira Valova empfindsam, fein nuanciert durch die Trouvaillen der barocken Solitäre und glänzte solistisch mit den orchestralen Intermezzi Ouvertüre zu „Xerxes“, „Concerto grosso op. 6“ sowie „Sinfonia in B-Dur“ instrumental transparent und virtuos-delikater Klangfülle.
Elektrisierend in üppigen Farben floss Scherza infida des „Ariodante“ aus Fagiolis Kehle, in entwaffnender Schönheit der farbenreichen Stimme beschloss der gefeierte Künstler sein offizielles Programm mit der Maßstäbe setzenden Interpretation der Arie Crude furie degli orridi abbisi des „Serse“, quasi als Vorgeschmack der Händel-Festspiele 2019 wird Fagioli an der Seite und unter der Regie von Max Emanuel Cencic den „Serse“ singen.
Spontane Standing Ovations und wie bereits zuvor mit Bravostürmen feierte das Publikum Fagioli und das Ensemble und wurde mit 3 Zugaben belohnt: eine Arie aus „Xerxes“ und dem betörenden Ombra mai fu zart schmelzend im Ohr sowie das emotional traumhaft interpretierte lascia ch´io pianga aus „Rinaldo“, dazu allerdings das Publikum zum Mitsingen zu animieren, war einfach nur peinlich.
Gerhard Hoffmann