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KAISERSLAUTERN/ Pfalztheater: HERZOG BLAUBARTS BURG (Bartok)/ DER ZWERG (Zemlinsky)

05.11.2015 | Oper

Herzog Blaubarts Burg von Bela Bartok” und “Der Zwerg von Alexander Zemlinsky”  im Pfalztheater Kaiserslautern am 2.11.2015

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Der Grund für die Zusammenstellung dieser beiden Einakter war nach Angabe der Regie, dass in beiden Opern das Geheimnis der Liebe und dessen Unerfüllbarkeit thematisiert wurde.

Für beide Werke wurden verschiedene Bühnenbilder gewählt, was sich später als eine hervorragende Idee herausstellte.

Dafür waren verantwortlich für die Inszenierung der Intendant Urs Häberli mit seinem Bühnenbildner Thomas Dörfler und für die Kostüme war Ursula Beutler zuständig  Die Lichtregie, die eine besondere Bedeutung in Herzog Blaubarts Burg hatte, übernahm Manfred Wilking. Für die Gestaltung war der Dramaturg Andreas Bronkalia mitverantwortlich.

Normalerweise sind solche kompetente Werke Chefsache, aber in der besuchten Vorstellung  war der GMD Uwe Sandner an anderer Stelle termingebunden. Dafür dirigierte der erste Kapellmeister und Stellvertreter des GMD, Markus Bieringer, die Vorstellung, was kein  Nachteil war, da er den größten Teil der Probenarbeit leitete.  

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„Herzog Blaubarts Burg“. Copyright: Pfalztheater Kaiserslautern

Herzog Blaubarts Burg

Die Musik ist im musikalischen Impressionismus angesiedelt, vergleichsweise eher Debussy zugeordnet. Obwohl die Oper schon 1911 fertig gestellt wurde, war die Uraufführung erst in Budapest im Jahr 1918, wahrscheinlich war die Zeit vorher nicht reif für diese Musikgattung. Die Handlung ist verhältnismäßig einfach, aber wenn man die Szenen hinterfragen möchte, tauchen eine Menge Rätsel auf.

Es ist ein höchst kompliziertes psychologisches Meisterwerk. Man denkt sofort an den Holländermythos „Erlösung durch die wahrhaftige Liebe“ oder an das Lohengrin Leitmotiv „Nie sollst du mich befragen“. Es thematisiert auch die Dominanz des Mannes in der Geschlechterbeziehung.

Judith hat ihre Familie und ihren Bräutigam verlassen, um Blaubart zu folgen. Sie fordert die Schlüssel zu den sieben verschlossenen Türen seiner Burg. Blaubart gibt zögernd nach. Seine Warnungen hindern Judith nicht daran, eine Tür nach der anderen aufzuschließen. Die Türen dahinter  “eine Folterkammer, seine Waffen und Schätze, ein Blumengarten, die weite Landschaft und ein Tränensee“  führen in die Vergangenheit, in Blaubarts verborgene Seele. Judith will auch die siebte Tür öffnen und leitet damit die Zerstörung ihrer Liebe ein. Hinter der letzten Tür erscheinen drei Frauen, ihre Vorgängerinnen, Symbole für dem Morgen, den Mittag und den Abend.  Gebrochen muss Judith, das Symbol für die Nacht,  den anderen Frauen folgen. Die siebte Tür schließt sich und Blaubarts Burg bleibt ewig dunkel, weil eine erfüllte Liebe, die das Licht in Blaubarts Burg gebracht hätte, nicht zustande kam.

Für Judith ist die Neugierde für die Zukunft, die Bedeutung des siebten Schlüssels, größer, als das Risiko ihres bevorstehenden Verderbens.

Judith wurde von Adelheid Fink ausdrucksstark und mit hervorragende Darstellung interpretiert und  den Herzog Blaubart sang Guido Jentjens mit seiner kräftigen sonoren Baritonstimme. Aus dem Orchestergraben kamen von Markus Bieringer, dank der hervorragenden akustischen Verhältnisse im Zuschauerraum, die impressionistischen Klangwelten voll zur Geltung.

Das abstrakte Bühnenbild mit viereckigen Türen und Fenstern von unterschiedlicher Größe, ergibt mittels raffinierter Technik bei der Beleuchtung, dem Betrachter neue Eindrücke für die verschiedenen Szenen.

 

Der Zwerg

Dieses Werk ist musikalisch das Gegenteil von der Musik von Bela Bartok. Ein durchkomponiertes mit vielen Motiven angereichertes Musikdrama, das nicht in die Atonalität abdriftet. Auffallend ist, dass am Beginn im eher heiteren Teil des Stückes, vor allem die Holzbläser zur Geltung kommen.  Den Zwerg sang Heiko Börner, die Donna Clara die Koreanerin Jihyun Cecilia Lee und Ghita, die Lieblingszofe der Infantin, war mit Ariette Meißner besetzt. Allgemein kann man sagen, dass die sängerischen Leistungen durchwegs gutes Niveau hatten.

Für die Regie ist der Zwerg die einzige natürliche Person, denn er lässt sich, aus Unkenntnis seines äußerlichen Erscheinungsbildes, nur von seinen innerlichen Gefühlen leiten. Verständlicherweise ist die Enttäuschung, als er erstmalig sein Spiegelbild sieht, so nachhaltig, dass er schließlich daran zugrunde geht.  

Die Personen, allen voran die Infantin Donna Clara, sind dagegen narzisstisch geprägt, dadurch sind sie auch nicht zur Liebe fähig. Die Bewegungen der spanischen Gesellschaft gestalten sich daher künstlich und die Ausstattung der Kostüme macht hier keine Ausnahme.

Das farbenfrohe Bühnenbild ist ganz auf den Höhepunkt des Stückes abgestimmt, wenn der Zwerg in den übergroßen Spiegeln die bittere Wahrheit über sein Aussehen erkennt.

Fazit: Beide Opern erobern immer mehr unsere Spielstätten und werden zunehmend vom Publikum angenommen.

So ist beispielsweise in wenigen Jahren Herzog Blaubarts Burg im Staatstheater Wiesbaden und in der Oper Frankfurt aufgeführt worden. Der Zwerg steht momentan auch im Staatstheater Mainz auf dem Spielplan.

Franz Roos

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