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Junge Talente auf dem Klavier vor den Vorhang. ZALA KRAVOS spielt Brahms, Liszt und Chopin – ARS Production CD

Junge Talente auf dem Klavier vor den Vorhang

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ZALA KRAVOS spielt Brahms, Liszt und Chopin – ARS Production CD

Die erst fünfzehnjährige Slowenin präsentiert auf ihrer Debüt-CD einige ihrer Lieblingsstücke, die Balladen Op. 10 von Johannes Brahms, die Ballade Nr. 2 in b-Moll von Franz Liszt sowie vier Impromptus von Frederic Chopin. Als i-Tüpferl gibt es am Ende gar ein der Künstlerin gewidmetes Stück mit dem Titel „Crystal Dream“ der Komponistin Albena Petrovic Vratchanksa zu hören.

 

Mit sechs Jahren begann sie mit dem Unterricht am Konservatorium der Stadt Luxemburg, 2012 bis 2016 studierte Kravos bei der gefürchteten Maria João Pires an der Queen Elisabeth Music Chapel in Brüssel. Eine erstaunliche Konzertkarriere führte Zala, wie sie sich kurz auf der CD nennt, schon nach China und in die USA.

 

Beim Anhören des 2017 aufgenommenen Albums fällt bereits die persönliche Duftmarke, die Eigenständigkeit in der musikalischen Umsetzung dieser doch dem pianistischen Kernrepertoire zuzuordnenden Werke auf. Fehlt mir bei Brahms doch noch das Zupackende, die hochromantische Bühne, so bietet Zala bei Chopins Impromptus, die sie schon mit elf Jahren öffentlich spielte, eine erstaunliche Reife und Tiefe der Emotionen. Poetische Zartheit, etwas schüchtern Tänzerisches und eine ganz natürlich fließende Eleganz zeichnen ihre graziöse Chopin-Sicht aus. Vielversprechend!

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CHRISTIAN ERNY spielt Liszt und Debussy – Solo Musica CD

Der aus der Schweiz stammende Christian Erny hat sich ein klug zusammengestelltes Programm als CD-Premiere ausgedacht. Unter dem Motto „Les parfums, les couleurs, et les sons se répondent…“ aus dem Gedicht „Correspondances“ (Charles Baudelaire) mischt Erny den ersten Band der Préludes von Claude Debussy mit dramaturgisch passenden Piècen von Franz Liszt, nämlich zwei Kostproben aus den Années de pélerinage (Sposalizio, Il penseroso) und zwei Spätwerken des Komponisten „Unstern!“ und „En rêve“.

 

Bei Christian Erny ist alles Klang, mit breit gewählten Tempi geht er eher dem Farbenreichtum der Kompositionen als dessen Gerüst nach. Mit großer Sensibilität und einer bedachten Anschlagskultur folgt Erny den musikalischen Erinnerungslinien eines Debussy und zeigt uns einen Liszt, der jenseits des ihm klischeehaft anhaftenden Virtuosentums sogar als Wegbereiter des Impressionismus gelten darf. Insgesamt fällt auf, dass bei aller Hingabe ans Detail bisweilen das dramatische Ganze, der erzählerische Bogen leidet. Die Balance zwischen lyrisch grundierter Interpretation und expressiver Zuspitzung könnte besser austariert sein. Zur besseren Veranschaulichung der unterschiedlichen kompositorischen Herangehensweisen wäre manch kräftiger Pinselstrich oder farblicher Kontrast förderlich gewesen. Bemerkenswert ist jedoch, dass und wie der Pianist seinen persönlichen Stil entwickelt und dadurch eine Bezugsklammer im dargebotenen Programm schafft. Chapeau!

 

Dr. Ingobert Waltenberger