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JOHN WICK

26.01.2015 | FILM/TV, KRITIKEN

FilmPlakat John Wick~1

Ab 30. Jänner 2015 in den österreichischen Kinos
JOHN WICK
USA / 2014
Regie: David Leitch, Chad Stahelski
Mit: Keanu Reeves, Willem Dafoe, Michael Nyqvist, Adrianne Palicki u.a.

Es ist schon ziemlich lange her, dass der erst 50jährige Keanu Reeves ein Weltstar war. Damals, in den Neunziger Jahren, mit „Speed“, vor allem mit „Matrix“ und noch einigem, was das große Geld brachte. Dann gab es den Karriereknick, und es ist gar nicht leicht, wieder in Hollywood Fuß zu fassen. Mit „47 Ronin“ versuchte er es 2013 auf der Japan-Welle, die manchem Kollegen etwas gebracht hat – was Reeves betrifft, so höhnt die amerikanische Presse, so leckt Universal Pictures noch immer seine Wunden, so schmählich war der Kassen-Mißerfolg dieses allzu teuren Streifens.

Noch eine Chance nun, in klassischer Konstellation: John Wick ist der „gute“ Killer, der sich aus Liebe zurückgezogen hat, durch den Tod der geliebten Frau nun halb geläutert und in permanenter tiefer Trauer sowieso nichts von alten bösen Zeiten wissen will, und nur wider Willen in die Welt von einst zurückkatapultiert, weil der Beste nicht in Frieden leben kann, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt…

In diesem Fall ist es der mutwillige Sohn eines Gangsterbosses, der Wick nicht kennt, meint, dieser müsse ihm sein Auto überlassen, was er ablehnt. Aus Rache killen sie seinen Hund, und das soll man nie tun, das emotionalisiert, auch die Zuseher, die ja Tiere oft (uneingestanden, aber doch) lieber haben als Menschen…und wenn er noch das letzte Geschenk der sterbenden Gattin war, damit ihr John nicht so allein ist!

Und schon geht’s los, denn man soll sich nicht mit Profis anlegen, auch wenn’s nur einer ist. Keanu Reeves ist der schweigsame, einsame Wolf, der sowieso nichts mehr zu verlieren hat, sich vor nichts fürchtet und seinen Job besser beherrscht als alle anderen.

Was jetzt beginnt, ist Hetzjagd und Gemetzel, besonders persönlich genommen, weil sein Exchef Viggo (Michael Nyqvist ist von Dänemark, wo er in der Stig Larsson-Trilogie brillierte, im internationalen Film angekommen) als Vater des verhängnisvollen Bürschchens weiß, dass er Wick wahrscheinlich nicht stoppen kann (man kennt ja seine Leute), und schaltet Marcus ein, scheinbar als Vermittler, aber mit dem Auftrag zu töten: Es ist die interessanteste Rolle des Films, und Willem Dafoe lässt uns bis zur letzten Sekunde im Unklaren, wo seine Loyalitäten liegen, ob bei den Millionen Dollar, die er für den Auftrag bekommen soll, oder bei John Wick, dem alten Kumpel…

Weil außer in ein paar Rückblenden am Krankenbett weit und breit nichts Weibliches zu entdecken ist, wird auch noch eine Killerin eingeführt, die Wick zwar nichts anhaben kann, aber Ärger bereitet und von Adrianne Palicki mit beachtlicher Körperlichkeit ausgestattet wird.

Am Ende sind außer unserem John Wick die meisten tot. Das Finale ist dermaßen auf der Hand liegend – Drehbuch-Kurs, Klischeebehandlung, Lösung 1 (Tipp: hat mit Hündchen zu tun!) -, dass es niemanden überraschend wird. Von Fortsetzung war die Rede, aber auch wenn das Regieteam David Leitch & Chad Stahelski (ihres Zeichens ursprünglich Stuntmen, also verstehen sie was von Action) gewissermaßen konventionell ordentliche Arbeit geleistet hat – es ist zu bezweifeln, dass Keanu Reeves mit dem John Wick eine dermaßen charismatische Gestalt geschaffen hat, dass das Publikum wieder nach ihm schreit…

Renate Wagner

 

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