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INNSBRUCK/ Schloss Ambras: LA DIRINDINA von Domenico Scarlatti

12.08.2012 | Allgemein, KRITIKEN, Oper

Intermezzo auf Schloss Ambras: „La Dirindina“ von Domenico Scarlatti (Vorstellung: 11. 8. 2012)


Der köstlich-komödiantische Donato Di Stefano als Musiklehrer Don Carissimo mit Marie-Sophie Pollak als seine Schülerin Dirindina (Foto: Martin Vandory, Innsbrucker Festwochen)

Im Rahmen der Innsbrucker Festwochen der Alten Musik, die heuer unter dem Motto Schöne Fremde stehen, kam am 11. 8. 2012 im prächtigen Spanischen Saal des Schlosses Ambras das Intermezzo „La Dirindina“ von Domenico Scarlatti (1685 – 1757) halbszenisch zur Aufführung. Der Sohn des bedeutenden italienischen Komponisten Alessandro Scarlatti studierte bei seinem Vater und trat 1701 in die königliche Kapelle in Neapel ein. Von 1709 bis 1714 war er in Rom Kapellmeister der Königin Casimira von Polen und verfasste für deren Privattheater sieben Opern. Nach Ambleto – mit dem Intermezzo La Dirindina – versiegte sein Opernschaffen. Sein musikalischer Ruf wurde vor allem durch die Cembalo-Sonaten, die ab 1729 in Spanien entstanden, begründet.

Die Farsetta per musica La Dirindina, deren Libretto von Girolamo Gigli stammt, wurde 1715 für Rom komponiert. Mit ihr wollte Scarlatti den Opernbesuchern einen Blick hinter die Kulissen des Sängerdaseins bieten. Der schon in die Jahre gekommene Gesangslehrer Don Carissimo hat ein Auge auf seine hübsche Schülerin Dirindina geworfen, die aber in die wunderschöne Stimme des jungen Kastraten Liscione vernarrt ist. Auch er ist der angehenden Sängerin nicht abgeneigt und kommt ihr unter dem Vorwand näher, sie auf ihre Laufbahn als Sängerin vorbereiten zu wollen. Dirindina lässt sich auch durch Don Carissimos Einwand, dass sie mit einem Kastraten auf lange Sicht nicht viel anfangen könne, nicht von diesem abbringen. Als Don Carissimo eine Bemerkung Dirindinas missversteht und sie schwanger glaubt, überlässt er seine junge Schülerin dem vermeintlichen Kindsvater zur Ehe, um einen Skandal zu vermeiden.

Regisseur Christoph von Bernuth gelang eine mehr als halbszenische Aufführung, da er die Darsteller im ganzen Saal agieren lässt und auf diese Weise einen beinahe hautnahen Kontakt zum Publikum herstellt, was besonders Donato Di Stefano in der Rolle des alten Musiklehrers Don Carissimo zu herrlich komödiantischen Auftritten nützt. Sein köstliches Mienenspiel und sein warm strömender Bass entzückten das Publikum in jeder Szene. Als seine Schülerin Dirindina konnte die junge Sopranistin Marie-Sophie Pollak durch ihr augenzwinkerndes, unbekümmertes Spiel überzeugen. Man sah ihr an, wie sehr ihr diese Rolle Spaß bereitete. Das gleiche darf wohl auch beim Countertenor David Hansen als Kastrat Liscione gesagt werden, der die Koloraturen seiner Partie hingebungsvoll perlen ließ. Die stumme Rolle der Mutter Dirindinas spielte Alessandro Baudino.

Das Orchester Academia Montis Regalis – beim Intermezzo in kleinerer Besetzung von Alessandro De Marchi vom Cembalo aus geleitet – bereicherte den Abend noch mit fünf Musikstücken von Riccardo Broschi, Charles Avison (nach zwei Sonaten von Domenico Scarlatti), Giulio Caccini und Domenico Scarlatti. Die von Donato Di Stefano blendend gesungene Arie aus Artaserse von Broschi entpuppte sich dabei als besondere Delikatesse.

Das begeisterte Publikum bejubelte am Schluss alle Mitwirkenden und den Regisseur minutenlang mit Bravi-Rufen und „erzwang“ mit rhythmischem Applaus sogar eine Zugabe.

Udo Pacolt, Wien – München

 

 

 

 

 

 

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