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HIGH PERFORMANCE

25.03.2014 | FILM/TV

FilmPlakat High Performance

Ab 28. März 2014 in den österreichischen Kinos
HIGH PERFORMANCE – MANDARINEN LÜGEN NICHT
Österreich / 2014
Drehbuch und Regie: Johanna Moder
Mit: Marcel Mohab, Manuel Rubey, Katharina Pizzera, Helmut Berger u.a.

Johanna Moder, 34jährigen Steirerin, legt ihren Debutfilm vor. Er wurde sehr gelobt, war andererseits sehr umstritten, ist aber jedenfalls weit genug vom Schema F entfernt, um zu interessieren. Denn wenn man bloß hört, dass es um zwei ungleiche Brüder und die Frau zwischen ihnen geht, fallen einem ja bloß die üblichen emotionalen Rivalitäts-Trivialitäten ein. Nichts davon hat Johanna Moder herangezogen. Sie erzählt eine andere Geschichte – zugegeben sehr reichlich, vielleicht zu reich facettiert (also gelegentlich in Nebengeschichten und –Personen verheddert). Aber sie gibt echte Themen vor. Die von Lebensentwürfen zum Beispiel. Von Wertvorstellungen heute. Und eine kräftige Prise Satire auf den heutigen Esoterik-Quatsch und die Alternativ-Szene ist auch dabei.

Zwei Brüder also, und Manuel Rubey scheint inzwischen Spezialist für die geschniegelten, miesen Typen zu sein, die er höchst überzeugend darstellt: So sehen die Yuppie-Chefs nun einmal aus, dieser präsidiert pipifein in einer aus den USA gesteuerten Computerfirma und will den Koreanern etwas verkaufen. So läuft das heute. Die grinsende Ehefrau mit den unerzogenen Kindern sitzt in einem Haus am Stadtrand und versucht, in „gute Gesellschaft“ zu machen, ganz wie es die Schwiegereltern tun. Auch das gehört dazu.

Dieser Rudi hat einen Bruder namens Daniel, und der scheint zwar ganz locker als Konsumverweigerer per Fahrrad unterwegs, aber seine Arbeiten mit einer Performance-Gruppe nimmt er sehr ernst. (Man sieht etwas von der sich auf der Bühne „herumwindenden“ Vorstellung und darf darüber ebenso lachen wie über die Auseinandersetzungen der Truppe im Kaffeehaus, wo jeder so besonders auf sein Ego bedacht ist und die zeitgenössische „Gesprächskultur“ auf die Schaufel genommen wird.) Der steirische Kabarettist Marcel Mohab ist privat genau in dieser Szene unterwegs: Kein Wunder, dass er unglaublich authentisch wirkt.

Das bisschen „zuviel“ kommt vielleicht von der (entbehrlichen) Drehbuch-Schiene über die Gutmenschen bei Daniel im Haus, die ihm zwar auf die Nerven gehen, aber ins Gesicht lacht er ihnen nicht. Wenn sie dann mit dem sanftmütigen Spät-Hippie-Psycho-Blödsinn kommen, sagt er ihnen allerdings, was er davon hält, und da spricht er vermutlich allen geerdeten Kinobesuchern aus der Seele. Die guten Leutchen nerven…

Die Haupthandlung, die die gegensätzlichen Brüder zusammenbringt, betrifft allerdings Nora (Katharina Pizzera, gar kein geschniegelter Kino-Star-Typ), das Computer-Genie, die Programme schreibt und sie nicht so ohne weiteres preisgibt. Rudi möchte sie haben, setzt Daniel „undercover“ darauf an (Lügen, betrügen, manipulieren – tht’s life!): Jetzt heucheln alle im Tanz um die wertvolle Information einmal Liebe – und weil der Zuschauer wirklich nicht weiß, ob nicht das eine oder andere Gefühl bei diesem oder jener echt ist, wird das Ganze auch als Psycho-Tanz ganz überzeugend.

Da hat die Autorin / Regisseurin sogar mit den üblichen Spannungs-Tricks gearbeitet – huch, wird Daniel erwischt, wenn er die Festplatte der Frau, mit der er eben im Bett war, anzapft? Kann er damit leben? Es gibt ja auch so etwas wie Gewissen… wenn es auch nicht bei jedermann verbreitet ist.

Für das Ende hat sich der Film noch eine ganz hübsche, coole und absolut nicht unglaubwürdige Schlusspointe ausgedacht (merk’s: Money, Money sangen schon Abba). Und obwohl Johanna Moder hier komödienhaft leicht verfährt, hat man absolut keines der belanglosen deutschen Lustspielchen vor sich, sondern entschieden mehr.

Es gibt nur eines, was an diesem Film wirklich dumm ist, und das ist der Untertitel „Mandarinen lügen nicht“: Auch wenn er mit einem winzigen Handlungssegment als ironische Spitze zu begründen ist – das braucht es nicht. „High Performance“ reicht und ist an sich, in sich gut.

Renate Wagner

 

 

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