Johannes Brahms: Nänie op. 82 für gemischten Chor und Orchester
John Rutter: Magnificat für Sopran, gemischten Chor und Orchester (Auszüge)
Anton Bruckner: Sinfonie Nr. 7 E-Dur
Katharina Kutsch, Sopran
Landesjugendchor Hessen,Leitung: Jürgen Faßbender, Axel Pfeiffer
Nicolás Pasquet, Chefdirigent LJSO Hessen
Foto: Dirk Schauß
Besuchtes Konzert, Musikakademie Schlitz, 12. Januar 2019
Talent-Sternstunde
Ein sehr ambitioniertes Konzertprogramm präsentierte das hohe Niveau in der musikalischen Nachwuchsarbeit des Landes Hessen. Hoch erfreulich, wie gut der Landesjungendchor und das Landes-Sinfonieorchester Hessen aufeinander hörten und ein wirkliches musikalisches Miteinander realisierten! Von Beginn an war die besondere Qualität von Chor und Orchester erlebbar, so dass dieser musikalische Abend zu einer Sternstunde wurde. Dazu ein imponierender Beweis für die hohe Qualität des musikalischen Nachwuches in Hessen!
In der ersten Konzerthälfte erklangen zwei Werke für Chor und Orchester in sehr unterschiedlicher Stilistik, die vor allem an den Chor höchste Anforderungen stellen. Die jungen Damen und Herren des Landesjugendchores Hessen in der Einstudierung von Jürgen Faßbender und Axel Pfeiffer waren sehr gut auf diese Herausforderung präpariert. Sprachlich gut verständlich erklangen alle vier Stimmgruppen sehr ausgewogen und sicher in der Intonation.
Am Beginn war die gut viertelstündige Nänie Komposition von Johannes Brahms zu hören. Dieser sanfte Trauergesang entstand 1880/1881 und wurde dem Andenken des Malers Anselm Feuerbachs gewidmet. Ein Freund, den Brahms sehr schätzte. Die Komposition klingt in ihren Dur-Farben ähnlich versöhnlich, wie das Deutsche Requiem, das Brahms gut zehn Jahr zuvor veröffentlichte.
Der Chorgesang erklang farbig und homogen. Gut heraus gearbeitet erschienen die z.T. fugenartig agierenden Stimmgruppen. Auch in den Kanon Teilen zeigte der Chor seine musikalische Sicherheit. Unter der Leitung von Nicholás Pasquet begleitete sehr aufmerksam das Landesjugendsinfonieorchester Hessen die Sänger. Traumwandlerisch sicher traf Pasquet ein ruhig fließendes Tempo und agierte dazu in großen Spannungsbögen.
Ganz anders dann die Auszüge aus dem Magnificat des zeitgenössischen Komponisten John Rutter. Rutter ist erfolgreicher Komponist der Postmoderne und dazu ein nachgefragter Chorleiter. So gründete er die Cambridge Singers, mit welchen es viele Toneinspielungen gibt.
Das Magnificat für Solo-Sopran (oder auch Mezzosopran), Chor und Orchester zählt zu Rutters erfolgreichsten Werken und wurde 1990 vollendet. Seine Musik wirkt tonal, eingängig, vielfarbig und dabei rythmisch pointiert, immer wieder blitzen auch Jazz Elemente durch seine Musik. Rutter wurde bei seiner Komposition auch von latein-amerikanischen Marienfesten beeinflusst, was hörbar in seine Musik, z.B. durch viefältige Effekte im Schlagzeug eingeflossen ist.
Begeisternd mit welcher Singfreude und stimmlicher Kraft der Landesjugendchor hier über sich hinauswuchs. Schwierige Intervalle wurden staunenswert sicher gemeistert. Hier haben sich die sattelfesten Tenöre ein besonderes Lob verdient, die unermüdlich immer wieder bis zum hohen a singen mussten. Katharina Kutsch agierte dazu ausgewogen mit ihrer warmen Sopranstimme in ihrem Solo. Auch das viel geforderte Orchester war hier ein hinreißender, ungemein farbig agierender Partner, so dass gerade diese Komposition besonderen Anklang beim Publikum fand. Immer wieder gab es spontanen Applaus nach den einzelnen Sätzen. Die ersten drei Teile leitete Axel Pfeiffer , sein Kollege Jürgen Faßbender dann die drei beschließenden Teile.
Nach der Pause hatte dann das Landesjugendsinfonieorchester unter seinem Chefdirgenten Nicholás Pasquet seine große Stunde und musizierte eine packende Interpretation von Anton Bruckners 7. Symphonie. Sie zählt zu den beliebtesten Symphonien des Komponisten und ragt allein schon besonders aus seinem Oevre hervor, da es hiervon nur eine Fassung gibt. Es ist diese besondere Geschlossenheit, die die im Jahr 1884 in Leipzig uraufgeführte Symphonie zu den beliebtesten Werken Bruckners gediehen ließ. Bruckner, der ein großer Verehrer Richard Wagners war, schuf ihm ein musikalisches Denkmal, in dem er den zweiten Satz seiner siebten Symphonie als Gedenkmusik für Richard Wagner verstanden wissen wollte. Wagner war kurz zuvor verstorben. Eine der ergreifensten Trauermusiken der symphonischen Musikliteratur.
Bruckner ist und bleibt ein Prüfstein für jedes Orchester und stellt es vor größte Anforderungen. Vor allem die Streicher und die Blechbläser werden unermüdlich gefordert. Chefdirigent Nicholás Pasquet hatte sein Orchester hörbar gut einstudiert. In allen Instrumentengruppen überzeugte es durch saubere Intonation und gelingendes Zusammenspiel. Die Höhepunkte wurden mächtig, aber niemals dröhnend heraus gearbeitet. Weich agierten Streicher, filigran aufeinander achtend, vor allem im Adagio. Die viel geforderten Bläser, ob im Holz und Blech, musizierten mit großer Sicherheit und gerieten zu keinem Zeitpunkt an hörbare Grenzen. Verblüffend der schlanke und doch zupackende Ton der Blechbläser.
Die Ausführenden erfuhren große Begeisterung in der ausverkauften Musikakademie.
Musikfreunden sei dieses besondere Programm empfohlen, das am 18. Januar nochmals im Stadttheater Rüsselsheim zur Aufführung gelangt.
Dirk Schauß