Copyright: Oper Graz/Werner Kmetitsch
OPER GRAZ: „EUGEN ONEGIN“ am 4.3.2018. Die vierte Blinden-gerechte Opernvorstellung der Grazer Oper
An diesen Abend wurden an Menschen mit Sehbehinderung Apps und Hörgeräte zur Bildbeschreibung verteilt und auch die Begleithunde waren erwünschte Gäste. Diese waren sich ihrer Aufgabe voll bewusst und benahmen sich dementsprechend vorbildlich.
Zwei mal „Onegin“ innerhalb vierundzwanzig Stunden, einmal Wien, einmal Graz fordert klarerweise Vergleiche heraus.
Zur Regie ist zu sagen, 1: 0 für Graz. Wenn auch nicht gerade berauschend, so doch ein wenig schöner anzusehen. Lenski, hervorragend von Pavel Petrov gesungen und dargestellt, er steht mit der Wiener Besetzung absolut auf Augenhöhe, darf sich in Graz selbst erschießen, warum nicht ? Markus Butter in der Titelrolle beweint seinen toten Freund und zeigt damit erstmals menschliche Züge, am Ende der Oper muss er voll Selbstmitleid zerfließen. Da in Graz die Pause vor der Duellszene gemacht wird, setzt nach dieser sofort die Polonaise an, schroff und fast grausam wird sie als Umbaumusik zum Greminbild verwendet. Onegin beweint Lenski, dieser wird ehrwürdig von der Bühne getragen, dies unter der Regie von Seretzki, den singt Constantin Sfiris immer noch mit mächtig schwarzen Bass. Warum Triquet ein Zauberkünstler ist, erklärt sich nicht, Gagreich ist es allemal, besonders dann wenn man nach seiner Arie, effektreich dargebracht von Manuel von Senden, die arme Tatjana in zwei Stücke zersägt, etwas verwundert in die Pause gehen kann.
Die Tatjana war Sandra Janusaite mit hübscher, in der Höhe leider im Forte leicht schrill werdender Stimme. Sie muss ihre große Szene ohne Brief auf einem Tisch, der auch als Bett funktioniert, vortragen, dass macht die Sache auch nicht einfacher, Tatjana hat viele Klone – Sopran Chor, man kann es auch als Begleitung sehen, ebenso wie die Chor-Mezzosopranistinen ihre Schwester Olga vervielfachen. Diese Olga wird locker und schönstimmig dargestellt von Yuan Zhang. Sie ist blond und grau gekleidet, Tatjana in schwarzer Einheitsrobe. Ebenso sind Onegin und Lenski, sowie Fürst Gremin in vielfacher Ausgabe zu sehen. Onegin zu Tatjana, also schwarz, Lenski für Olga grau und Gremin als alter Vetran im „Wotanlook“ (einäugig) Als Gremin konnte Alexey Birkus im Rollstuhl sitzend darstellerisch nichts zeigen, musikalisch und stimmlich war die Arie sehr gut vorgetragen.
Larina, die jugendliche Mutter der beiden Mädchen wurde von Christina Baader sehr stark dargestellt und überaus durchschlagskräftig gesungen. Eine besorgte Filipjewna spielt Elisabeth Hornung. Als Vorsänger und Hauptmann waren Markus Murke und Neven Cenic dabei.
Am Pult stand stramm und dennoch poetisch musizierend Oksana Lyniv, der Chor unter Bernhard Schneider ist sehr stark und gut disponiert.
Die Inszenierung von Jetske Mijnssen hat absolut gute Ideen, vielleicht sogar etwas zu viele? Das Bühnenbild von Gideon Davey ist hell, fast schneefrei! Nur bei der Duellszene passte man sich an das Tageswetter an. Wunderschön die Kostüme von Dieuweke van Reij, die auch feinst gearbeitet sind. Angenehmer Weise spielen weder Spitalsbetten, noch Koffer und ähnliches Utensil mit. Alle Kostüme sind schön und nicht Straßenfetzen im Stile „Humanas letzter Schrei“
Elena Habermann