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GRAZ : „MARIA STUARDA“ von Gaetano Donizetti

31.03.2012 | Allgemein, KRITIKEN, Oper

Premiere der Erstaufführung  am  30.3. 

Eine mystische Hinrichtung

Spätestens wenn der Henker Blut über Hals und Leib der Deliquentin Maria rinnen läßt, wenn das Blut vom Gerüst zu Boden fließt und dieses Blut die Herrscherdynastie der Tudors ankündigt – Jakob der Erste als Kind mit der Krone in der Hand steht unter dem Schauspiel der Hinrichtung – erfüllt sich ein sehenswertes Mysteriumspiel um den Tod der schottischen Königin, aufgeführt von dem Allroundstar der Regieszene, Stefano Poda, der für Inszenierung, Bühnenbild, Kostüme und aufwendigem Lichtdesign gleich verantwortlich zeichnet. Er verwandelte die Grazer Bühne unter Ausnützung der vollen Breite und Höhe in einen Raum, dessen Wirkungsästhetik durch aufwändige Materialausstattung, Licht und Bühnennebel und gemeinsam mit einer minimalisierten, im Bewegungsablauf ungemein langsamen Personenregie eine spannende Verbindung mit der Musik und den Gesangsnummern Donizettis eingeht. Diese Entlassung der Oper in die Ästhetik mag manchmal spannungslos wirken, wird sogar noch durch musikalische Pausen unterstrichen, aber sehenswert ist es allemal und die Wirkung der gesanglichen Beiträge steigert sich ungemein.

Fotos Karim Zaatar

Die Grazer Oper kann in den schwierigen Hauptpartien der beiden Königinnen auf ihr Hausensemble zurückgreifen, hat sie doch mit Margareta Klobucar einen jugendlich-dramatischen Sopran zur Verfügung, der stimmlich und darstellerisch den Leidensweg der Gefangenen mit allen seinen Tiefen und naturgemäß auch mit seinen gesanglichen Höhen makellos nachvollzieht. Und für die junge Altistin Dshamilja Kaiser ist die Rolle der unerbittlichen aber auch schwankenden Elisabetta eine weiterere, äußerst gelungene Weiterentwicklung ihrer Karriere.

Fast etwas an den Rand werden da die anderen Protagonisten von den beiden Damen gedrängt. Jurie Ciobanu singt den Roberto mit Verve, höhensicher aber mit einem leicht angerauhtem Timbre, vielleicht stellt sich auch der tenorale Glanz noch ein. Giorgio Talbot, der treue Berater bis zur Todesstunde ist bei dem vollen Bass von Wilfried Zelinka in guten Händen, während David McShane als Lord Guglielmo Cecil  seine unerbittliche Forderung nach der Hinrichtung der Gefangenen unüberhörbar zum Ausdruck bringt. Und Kristina Antonie Fehrs ist als Anna Kennedy hingegen eine aufopfernde Begleiterin der Todeskandidatin, stimmlich und optisch gleich gut präsent.

Der schon mit der Interpretation des Verdischen „Otello“ im vergangenen Jahr in Graz positiv aufgefallene Gaetano d´Espinosa verantwortete die gute Einstudierung, vielleicht hat der gemeinsame Vorname des in Palermo  Geborenen mit dem Komponisten aus Bergamo die lockere Wiedergabe dieses Werkes bewirkt, in dem zwar die großen musikalischen Einfälle etwas rarer gesät sind, die Musik jedoch ernsthafte Reife zeigt.

Fazit: Sehens und hörenswert, das zwischen traditioneller und moderner Regie gelagerte, äußerst phantasievolle Ausstattungstheater verleiht der Musik des großen Romantikers einen fühlbar passenden Rahmen.

Peter SKOREPA

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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