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GRAFENEGG / WOLKENTURM: WAGNER – ABEND mit Siegfried-Idyll und Walküre/1. Akt

GRAFENEGG / WOLKENTURM: WAGNER – ABEND am 02.09.2013-09-03

SIEGFRIED – IDYLL und WALKÜRE 1. Akt

Eine Wiederholung des Konzertes aus Salzburg – 29. & 30.09.2013 – in gleicher Besetzung und trotzdem ganz anders. Der gravierenden Unterschied ergab sich aus der „Inszenierung der Witterung“ und aus dem stimmungsvollen Ambiente des „Wolkenturms“.

 Der erste Teil – das Siegfried – Idyll – wurde bei ruhigem Spätsommerwetter liebevoll und romantisch aufgeführt. Wir hatten den Eindruck, dass bei dieser Wagner-Musik die Kombination Lorin Maazel und die Wiener Philharmoniker am Besten zur Geltung kommt. Die zarten und verträumten Melodien des Siefried – Idylls, das als Geburtstagsständchen für Cosima komponiert wurde zeigen eine andere Seite von Richard Wagners Charakter und sollten den Kritikern, die Wagner nur als antisemitisches Ungeheuer sehen, zu denken geben!

 Nach der Pause – rechtzeitig zum Gewittersturm des Walküren – Vorspiels setzten heftige Sturmböen mit ein paar symbolischen Regentropfen ein, die die Interpretation von Maestro Maazel und der Philharmoniker kräftig unterstützten, was dem Gesamteindruck durchaus zugute kam. Der temperamentvolle, dynamische Wagner ist nicht die stärkste Seite von Lorin Maazel. Dafür waren aber die Gesangssolisten – trotz grenzwertiger Wetterbedingungen ein Erlebnis.

 Matti Salminen bewies mit mächtigem Bass und wunderbarem Ausdruck, dass er noch immer ein hervorragender Hunding ist – seine Mimik lässt auch bei einer konzertanten Aufführung die Bedrohlichkeit dieser Figur erahnen.

 Eva-Maria Westbroek ist eine dynamische Sieglinde mit einem warmen, kräftigen Sopran – mit edlem Vibrato, ohne jede Schärfe. Wäre schön, sie wieder einmal in Wien in einer „geschlossenen Anstalt“ zu erleben.

 Peter Seiffert ließ eindrucksvoll hören, dass er einer der besten Wagner-Tenöre unserer Tage ist. Besonders die dramatischen Stellen wurde mit stimmlicher Präsenz und Schönheit beeindruckend gesungen. Die Wälse – Rufe wurden 110%ig dargeboten, was bei so einem Openair-Event durchaus passend ist – bei einer „normalen Aufführung“ wäre etwas weniger mehr.

 Das Finale gestalteten Sieglinde und Siegmund mit selten gehörter Intensität und Leidenschaft – wir hatten den Eindruck dass beide – im Bewusstsein, dass kein zweiter Akt folgt – die Grenzen der stimmlichen Möglichkeiten voll ausschöpften und so eine normalerweise nicht übliche Ausdrucksstärke erzielten.

 Auf dem Heimweg haben wir noch gerätselt, wie man es schafft, das Wetter so perfekt in die Inszenierung einzubinden. Ein ähnliches Erlebnis hatten wir im Juli in Bregenz bei der Zauberflöte, als sowohl bei der sternflammenden Königin – „der Hölle Rache“ – als auch bei der Feuerprobe plötzlich über dem Pfänder kräftiges Wetterleuchten zu sehen war.

 Trotz aller schönen Festspielerlebnisse ist es aber jetzt höchste Zeit, dass der Opernalltag wieder beginnt – wir freuen uns darauf.

 Maria und Johann Jahnas

 

 

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