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GRAFENEGG /Festival: ABSCHLUSSWOCHENDE / Thielemann und die Sächsische Staatskapelle / Rudolf Buchbinder mit Beethoven

13.09.2016 | Konzert/Liederabende
GRAFENEGG/ FESTIVAL : ABSCHLUSSWOCHENENDE am 10. und 11.9.2016
 
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Thielemann und seine Dresdner. Copyright: Grafenegg-Festival
Gewaltige Trümpfe spielte das Grafenegg Festival zum Abschluss seiner zehnjährigen Jubiläumssaison an diesem Wochenende aus.
Samstag Abend gastierte Christian Thielemann mit „seiner“ Staatskapelle Dresden im Wolkenturm mit der dritten, Richard Wagner gewidmeten, Symphonie von Anton Bruckner. Wagner und Bruckner, Bruckner und Wagner, das ist ja Thielemanns Kernrepertoire. Und insofern war es dann auch nicht weiter verwunderlich, dass man von ihm eine großartige Interpretation dieses sperrigen Un-Werks, das dem Organisten Gottes zuerst viel Unverständnis und Unglück eingebracht hat(die Philharmoniker verweigerten zweimal die Annahme, und bei der Uraufführung verliess dann die Hälfte der Zuhörer den Saal) erleben durfte.
Sommernachtsgala 2014
Wolkenturm. Copyright: ORF/ Milenko Bradic

Ja, so wie er Bruckner dirigiert, mit nie nachlassender Spannung, mit großem Mut zum Risiko(und somit auch zu Fehlern), zu Ecken und Kanten, zu häufigen ungewöhnlichen Tempo- und Dynamikwechseln, das macht ihm derzeit keiner so leicht nach.
Die 70minütige Dritte blieb hier (im Gegensatz zu anderen Spielorten der laufenden Staatskapelle-Tournee, an denen auch noch ein Mozart-Klavierkonzert gespielt wird) bei aller Bravour allerdings der einzige Programmpunkt an diesem Abend, was von manch einem Gast(darunter dem ausgebildeten Musikpädagogen, Dirigenten und in Grafenegg immer anwesenden Innenminister Wolfgang Sobotka) nicht zu Unrecht ein wenig kritisiert wurde.

Aber was soll man machen: Thielemann hatte es offenbar eilig, denn kurz nach Ende des erfolgreichen (wenn auch zugabelosen) Konzerts wartete bereits der vertraglich ausbedungene Transporthubschrauber auf den kapriziösen Maestro, um ihn sogleich zurück nach München zu bringen.

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Rudolf Buchbinder. Copyright: Grafenegg-Festival

Den absoluten Clou von Grafenegg 2016 konnten wir dann jedoch am Sonntag erleben. „Hausherr“ Rudolf Buchbinder bot uns zum Ausklang die einzigartige Gelegenheit, an einem einzigen Tag zu hören: zuerst in der Matinee im Auditorium das 2.,4. und 3., und dann am Abend das 1. und das 5. im Wolkenturm.

Buchbinder und Beethoven sind ja längst Synonyme geworden, und auch zwischen Buchbinder und den Philharmonikern besteht schon lange eine innige Seelenverwandtschaft. Daher leitete der Maestro das selbstverständlich völlig ausverkaufteste Konzertmarathon allein und direkt vom Piano aus, und seine musikalischen Compagnons lasen ihm seine Wünsche vom Hinterkopf bzw. von seinen äußerst sparsamen Gesten ab, wenn er einmal eine Hand dazu frei hatte.

Natürlich könnte man einwenden, dass die Präsenz eines „echten“ Dirigenten diesem denkwürdigen Event noch ein wenig mehr Spannung verliehen hätte, aber war man von der delikaten und kammermusikalischen Interpretationskultur des Dreamteams Buchbinder/Philharmoniker am Ende so überwältigt, dass letztlich nicht einmal mehr Wehmut über das somit vollzogene Ende des Festivals aufkam.
Die schönen Tage von Grafenegg sind jetzt zu Ende. Ebenso so schöne werden hoffentlich folgen…

 
Robert Quitta, Grafenegg

 

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