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GOLD

Film Poster  Gold~1

Filmstart: 14. April 2017
GOLD
USA / 2016
Regie: Stephen Gaghan
Mit: Matthew McConaughey, Édgar Ramírez, Bryce Dallas Howard u.a.

Goldgräber- bzw. Goldsucher-Geschichten gibt es viele, sie üben zweifellos eine gewisse Faszination aus. Und dies ist – man nehme nur den Titel – eine solche Geschichte. Allerdings geht sie über das Suchen und Finden von Gold hinaus, und das macht sie trickreich. Das beruht übrigens auf einer wahren Geschichte, die noch gar nicht so lange zurückliegt, also musste man Namen verändern. Aber unglaubwürdig ist a priori gar nichts daran.

Wer Geldprobleme und einen ungesunden Sinn fürs Abenteuer hat, mag bei der Goldsuche landen – schließlich gibt es davon noch Vorräte auf unserer Welt, man muss sie nur finden. Und man braucht einen Darsteller, dem man jede Verrücktheit glaubt. Matthew McConaughey. der auch schon auf die 50 zugeht, hat gemerkt, dass es ihm mehr einbringt, schräg statt hübsch zu sein: Man denke an seinen „Oscar“ für „Dallas Buyers Club“. Also auch hier: etwas mehr Kilos und viel weniger Haare, absichtsvoll gar nicht gut aussehend, aber letztlich noch immer der unbeschwert-schräge-aufgedrehte Typ, dem man den Kopfsprung in verrückte Aktionen glaubt.

Als Kenny Wells, dem man Ende der achtziger Jahre in Nevada begegnet, hat er leider die Familienfirma zu Bruch gefahren. Wie wäre es, denkt er, in Borneo Gold zu suchen? Dazu benötigt er den Schmuck der Freundin (Bryce Dallas Howard, die später, reich geworden, in verrückten Outfits prunken darf) bzw. das Geld, das er dafür bekommt, und den Geologen Mike Acosta (Édgar Ramirez). Ab nach Jakarta, wo er diesen überredet, mit ihm in den Dschungel zu gehen – und der erste, klassische Teil des Films ist fertig, weißer Mann unter Eingeborenen, Hitze, Malaria, Probleme, und schließlich, hurra, das Gold. Eine echte Mine, in der man üppig fündig wird. Dergleichen reicht meist für einen ganzen Film.

Aber hier wurde, aufgrund realer Ereignisse, einmal weiter gedacht: Stephen Gaghan („Syriana“) ist schließlich kein Durchschnittsregisseur. Und den konkreten Fall, der 1993 als Goldminen-Schwindel durch die Presse ging, gab es auch. Da ist das Gold – und was nun? Wie bringt man es unter die Leute, wie macht man Geld daraus? Hier geht Kenny mit seiner Washoe Corporation an die Börse und an die Wall Street. Und da geht es noch weit schlimmer zu als im Dschungel. Das fordert ebenso viel Unverschämtheit, Risikobereitschaft und, als Unterstützung, Whisky wie der erste Teil der Geschichte.

Aber gegen die Haie der Wall-Street und ihre skrupellose Gier kommt niemand auf, zumal sich bei diesem Geschäft auch die Politiker (ob in Amerika, ob in Indonesien) ein gewaltiges Stück abschneiden wollen. Und natürlich interessiert sich auch das FBI für die Sache…

Die Geschichte wird immer wilder, immer mehr Leute tauchen auf, denen selbst Kenny nicht gewachsen ist, aber seltsamerweise ist man ja als Normalmensch bereit, alles zu glauben, was man von den bösen Geldhaien so hört… Und da wird der Film zum Wirbelwind.

Nur eines steht leider fest: Obwohl „Gold“ ein durchaus gescheiter Film mit satirischen Untertönen ist, war er an der Kinokasse keineswegs golden, die Einspielergebnisse bewegen sich in den untersten Regionen. Da verliert man als Produzent sein Geld an der Wall Street genau so sicher…

Renate Wagner