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GENF/Grand Théâtre de Genève: PORGY AND BESS von George Gershwin. Gelungene Seltenheit. Derniere

26.02.2015 | Oper

Grand Théâtre de Genève „Porgy and Bess“ von George Gershwin – Dernière am 24. Februar 2015

 Gelungene Seltenheit

 George Gershwins jazzig, blues-ähnliches Meisterwerk (uraufgeführt 1935 in New York) ist immer wieder einen Besuch wert. Vor allem wenn es eine so ausgezeichnete Produktion ist, wie in Genf. Es ist schon eine Besonderheit, allein weil nur dunkelhäutige Sänger und Tänzer auf der Bühne stehen. Die Handlung ist recht simpel, wenn auch kein Shakespeare. In einer kleinen Siedlung spielen die Männer Würfelspiele, wobei ein Streit entsteht und der gewalttätige Crown den Fischer Robbins tötet und aus der Stadt flieht. Seine rauschgiftsüchtige Frau Bess zieht in ihrer Not beim gehbehinderten Porgy ein. Die beiden verlieben sich, doch Crown kommt zurück und wird im Kampf von Porgy ermordet. Da sich Porgy weigert, die Leiche zu identifizieren, wird er für eine Woche ins Gefängnis geworfen. Unter Rauschgift folgt Bess einem Tänzer nach New York und Porgy folgt ihr nach New York, um sie zu finden.

Die Inszenierung der Altmeisterin des Broadway, Baayork Lee (Koproduktion des Harlem Theatre New York), ist ebenso fulminant und einfühlsam wie gewagt. Durch grandiose Personenführung, tolle Lichteffekte (Reinhard Traub) und überzeugende Choreographien gelingt ihr ein Abend aller höchster Güte. Dazu tragen aber auch die Bühne (Michael Scott) und die sehr realistischen Kostüme von Christina Giannini bei. Es gibt viel nackte Haut und witzige, sowie tiefgründige Momente.

Angeführt wird das ganz großartige Ensemble von Indira Mahajan als Bess. Mit ihrer warmen Stimme und einer kräftigen Höhe rührt sie des Öfteren zu Tränen. Ebenso überzeugend der Porgy von Alvy Powell. Er beeindruckt nicht nur mit seinem kernigen Bassbariton, sondern auch durch sein Spiel. Der gewalttätige Crown ist mit Michael Redding sehr passend besetzt. Großartig Marjorie Wharton als Maria. Durch ihre fantastische Stimme und ihr witziges Schauspiel hat sie von Anfang an die Sympathie des Publikums auf ihrer Seite. Jermaine Smith als Sportin Life, Marie-Yan Pringle als Serena, John Fulton als Jack sowie Heather Hill als Clara ergänzen ein Ensemble von hoher Qualität.

 William Barkhymer führt das Orchester und den Chor des Harlem Theatres mit großer Präzision sowie Feingefühl und den richtigen Tempi für das Jazzige.

Das Publikum im ausverkauften Saal war begeistert und dankte allen Mitwirkenden mit 10-minütigem Beifall und Getrampel.

 Fazit für „Porgy and Bess“: Diese Produktion ist szenisch und musikalisch absolute Spitzenklasse und sehr sehenswert. Es bleibt zu hoffen, dass bald wieder ein so hochwertiges Ensemble mit „Porgy and Bess“ in Europa zu erleben sein wird.

 Sebastian Kranner

 

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