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GENF/ Opera de Genève; LA BELLE HÉLÈNE von Jaques Offenbach. Premiere

17.10.2015 | Operette/Musical

Genf / Opera de Genève; Jacques Offenbach „La belle Hélène“ Premiere am 14.10.15

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Marie Fiselier (Oreste). Foto: Carole Parodi

 Die Idee das Werk als Kammeroper aufzuführen und das Orchester anzuheben, ist ein spannender Ansatz. Der Regisseur wollte eine Metamorphose zwischen Musik, Bühnenbild und Regie erreichen, dies gelang ihm nur teilweise.

Das Thema

Die Operette spielt im mythologischen Griechenland, Sparta und Nauplia, kurz vor Beginn des Trojanischen Krieges, vermischt mit Elementen der Gegenwart zur Zeit der Uraufführung. Jacques Offenbachs Antikenparodie „La belle Hélène“ gilt als ein Hauptwerk der opéra-bouffe.

Der Inhalt

Helena und ihr Ehemann (schon etwas senil) haben keine gemeinsame Beziehung mehr, deshalb lässt sich Helena vom Schönling Paris bezirzen wie auch verführen. Eine Affäre die zum trojanischen Krieg führte.

Die Inszenierung und das Bühnenbild

Raffiniert arrangierte Hafencontainer dominieren das Bühnenbild (Bruno de Lavenère). Sie dienen als Räume für die intimen Momente oder als Gesamtkulisse für die Grand Opera Szenen. Raffiniert und vielseitig werden die verschiedenen Container eingesetzt und veranschaulichen damit einen lebendigen Hafen mit viel Atmosphäre. Die Dialoge sind zu lang und oftmals voll in der schönen Musik platziert. Die Dialoge etwas abgegriffen, die Klischees eher abgelutscht und öde. Orest in Conchita Wurst zu verwandeln wirkt zum gähnen langweilig.

Die Idee des Regisseurs Robert Sandoz, das Werk umzugestalten, umzuwandeln und eine Verwandlung hinzubringen, führte dazu, dass die Geschichte überladen daherkommt. Das verkleinerte Orchester, das übergrosse Hafenbühnenbild mit dieser riesigen Containerfront, die überzeichneten Figuren, die revueartigen Tanzeinlagen, passen nicht so richtig zusammen. Wie ein Puzzle bei dem einige Teile verloren gingen und andere Teile nicht ineinander gehen.

Die Musik

Alan Woodbridge ist eigentlich der Chordirektor des Hauses, seit September 2014. Es scheint aber, dass der vorgesehene Dirigent Gérard Daguerre die Aufführung lieber am Piano arrangierte als die Premiere zu leiten. Alan Woodbridge hat ein gutes Gefühl für die Musik Offenbachs und führte das hochmotivierte Orchester feinfühlig durch den Abend. Die Durchkreuzung seines Dirigates durch die Dialoge, stören empfindlich und tragen zu einem betrübten musikalischen Erlebnis bei. Woodbridge trägt den Erfolg des Abends durch seine beachtliche Leistung als Dirigent, nebst seiner raffinierten Einstudierung des bestens gelaunten wie hervorragenden Chores.

Die Sänger

Die frustrierte Helena deren Leben mit Ménelas nur noch langweilig ist, wird von einer hervorragenden Veronique Gens interpretiert, musikalisch wie darstellerisch. Sie schafft es, das komödiantische mit dem nicht allzu einfachen Gesang perfekt zu paaren und somit eine rundum professionelle Leistung hinzukriegen.

Raul Gimenez interpretiert einen Ménélas mit viel Erfahrung und Verve, Florian Cafiero einen Pâris ohne Fehl und Tadel und Patrick Rocca einen vertrackten Calchas. Marc Barrard (Agamemnon), Bruce Rankin (Achille) Fabrice Farina (Ajax I), Erlend Tvinnereim (Ajax II), Magali Duceau (Bacchis), Seraina Perrenoud (Parthénis), Fabienne Skarpetowski (Léaena) und Thomas Matalou (Philocôme) bilden ein hervorragendes Ensemble. Die junge Mezzosopranistin Maria Fiselier brilliert als Oreste, singend wie tanzend.

Das Fazit

Offenbachs Operetten finden heutzutage nicht mehr so leicht den Weg auf die Bühne. Die Genfer Intendanz sei deswegen zu loben, dass sie es trotzdem wagte die schöne Helena auf den Spielplan zu nehmen. Dank eines sagenhaft aufgekratztes Ensemble und Alan Woodbridges wunderfeines Orchester und brillanten Chor war der Abend trotz allem sehr stimmig und amüsant.

Video; https://www.youtube.com/watch?v=Zw8hJ9QOSXY

Marcel Paolino

 

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