GARS am Kamp/ Burgfestspiele. DON CARLO. Premiere am 17.7.2015
David Pershall (Posa), Oscar Marin (Carlo). Foto: Andreas J. Hirsch
Das wohl größte Atout dieser „Don Carlo“-Produktion ist die Burgruine selbt – mit all ihren Möglichkeiten und auch abzüglich ihrer Einschränkungen. Thilo Reinhardt hat daraus das Bestmögliche gemacht, hatte es nicht leicht, schuf aber spannende Momente. So etwa, als der stimmlich und vom Aussehen her wenig gefährlich wirkende, nur mit einer Sonnenbrille“bewaffnete“ Großinqisitor (Bernd Hoffmann) gegen König Philipp (Paul Gay) handgreiflich wurde und seine Begleiter dem flüchtenden Regenten den Weg versperrten. Das war stark. Die Einbeziehung des Balkons sowie der Stiegenabgänge innerhalb der Ruine boten auch gute Möglichkeiten für interessante Personenführung. Geboten wurde eine Szenerie, die von den örtlichen Gegebenheiten weitgend abhängig ist und kaum Spielraum für Neudeutungen etc. lässt. Diese können auch nicht der Sinn eines weitgehend auf die Region abgestimmten Sommerfestivals sein. Nicht dass Thilo Reinhardt das nicht könnte, es entspricht nur nicht der Vorgabe. Die Kostüme von Luca Dall‘ Alpi waren konventionell und boten wenig Überraschungen.
Dirigent Johannes Wildner holte aus seinem Festspielorchester beeindruckende Verdi-Klänge heraus, beim Chor muss man Abstriche machen – und macht sie angesichts des Gesamtergebnisses gerne.
Die solistischen Leistungen waren etwas durchwachsem . Alexandra Reinprecht wurde in der wenig dankbaren Rolle der Eliabeth ihrer Rolle als Aushängeschild der Produktion gerecht, Nora Sourouzian als Eboli kann neben ihr aber glänzend bestehen. Paul Gay ist vor allem darstellerisch ein starker Philipp, David Pershall ein kultivierter singender, junger attraktiver Posa mit (noch) nicht allzu großem Bariton. Der Titelheld ist mit Oscar Marin vom Typ her gut besetzt. Er verfügt auch über ein schönes Timbre, wenn es „in die Höhe geht“, wird es verdammt eng. Über Großinquisitor Bernd Hoffmann habe ich eingangs bereits geschrieben, Krzysztof Borysiwicz kämpft als Mönch/Karl V. mit der Akustik der Burg. Aurora Perry als Tebaldo klang anfangs etwas sehr scharf, überspielte dies aber temperamentvoll. Max von Lütgendorff blieb als Lerma unaufällig, und das in jeder Hinsicht.
Machen Sie bei der Sommerhitze doch einen Ausflug in das doch etwas kühlere Gars
Charlotte Pohl