Frankfurt / Opernhaus: „STREAM–KARNEVAL DER TIERE“ – 09.04.2021
Foto: Vincent König
Es ist schon erstaunlich des Einfallsreichtums der Inszenatoren der Oper Frankfurt und bar ihrer Kreativität immer wieder aufs Neue überraschend. Heute erlebte man eine Stream-Produktion aus dem Bockenheimer Depot der szenischen Aufführung vom „Karneval der Tiere“ von Camille Saint-Saens. Aus einer imaginären Loge moderierte der Erzähler Christoph Pütthoff genüsslich-süffisant zu Texten von Loriot das bunte Treiben. Liebevoll mit ironischem Augenzwinkern von Katharina Kastening umtriebig in Szene gesetzt, so verwandelten sich Statisten der Oper in herzerfrischender Weise agierend in reizend kostümierte (Christoph Fischer) tierische Fabelwesen.
Saint-Saens hat die Veröffentlichung dieses Kabinettstücks musikalischen Humors zu Lebzeiten streng untersagt, er befürchtete man werde ihn an diesem in wenigen Tagen skizzierten Spaß, nicht aber an seinen ernsthaften Kompositionen messen. Eine Ausnahme gewährte er jedoch auf Bitten der Ballerina Anna Pawlowa mit dem „Cygne“.
Gewiss begnügte sich Saint-Saens nicht damit, die Tierwelt (zu der er auch die Pianisten zählt) musikalisch zu charakterisieren, seine „Große zoologische Fantasie“ enthält eine Anzahl parodistischer Anspielungen auf Werke seiner Zeitgenossen und so erkennen wir zweifelsohne Offenbach, Berlioz, Rossini etc. in liebenswerten Arrangements.
In farblichen Nuancierungen verstand es der Dirigent Lukas Rommelspacher und ebenso Pianist fungierend das auf 20 Musiker reduzierte Frankfurter Opern- und Museumsorchester in den Kontext der rhythmischen Partitur zu lenken. Pompös, dennoch transparent instrumentiert, vom zweiten Flügel (In Sun Suh) eindrucksvoll gradiert erklang die Einleitung zum feierlichen Marsch der Löwen, zur gemächlichen Prozession formierten sich die Schildkröten, sodann folgte der Einzug der „graziösen Ballerina“ Elefantendame (zu Loriots köstlicher Textur) von tiefen Bässen parodiert. Traumhaft säuselnde Streicher intonierten Das Aquarium. Flöte, Piccolo, Klarinette imitierten wunderschön das Gezwitscher, das ruhelose Flirren der Kolibris Im Vogelhaus. Pathetisch persiflierten Suh und Rommelspacher solistisch brillant die Reihe der tierischen Protagonisten fabulierend. Ja und dann hielt er endlich Einzug, zog Der Schwan seine majestätisch-anmutig Runden, weich kantabel herrlich elegisch vom Cello intoniert. Opulent, prächtig musiziert, mit differenziertem Stimmungspinsel koloriert präsentierte sich effektvoll das imposante instrumentale Finale.
Ein musikalischer Spaß mit literarischem Tiefgang, in adäquatem Layout präsentiert bot akustisch wie optisch höchsten Genuss. Bravo !
Gerhard Hoffmann