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FRANKFURT: KONZERT : „DIANA DAMRAU + NICOLAS TESTÈ

14.04.2015 | Konzert/Liederabende

Frankfurt: „DIANA DAMRAU + NICOLAS TESTÈ“ 13.04.2015

 Ein Musikmagazin würdigte kürzlich Diana Damrau als „beste Belcanto-Sängerin der Welt“! Erlebte ich heute den sympathischen, bodenständigen, natürlichen Weltstar in der Alten Oper, kann ich dieser Feststellung nur beipflichten. Die charmante Sopranistin wurde von ihrem Ehemann, dem Bassbariton Nicolas Testé begleitet zur orchestralen Unterstützung von Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz sowie dem Dirigenten David Giménez. Frau Damrau ließ sich als erkältet ansagen, hustete während des Konzerts oft und entschuldigte sich auch selbst beim Publikum.

 Eröffnet wurde der spektakuläre Abend mit der Ouvertüre zu „I Capuleti e i Montecchi“ (Bellini) sehr schwungvoll jedoch nicht fehlerfrei musiziert. Diana Damrau sang sodann die Szene und Romanze der Giulietta Eccomi in lieta vesta…Oh, quante volte. Zwar noch etwas vorsichtig schenkte die Sängerin dieser Figur den glaubwürdigen, vokalen Liebreiz in kluger Klangökonomie. Subtiles Einfühlungsvermögen, farbliche Nuancen, delikate, dynamische Abstufungen mischte die Belcantistin der Szene der Elvira aus „I Puritani“ bei. Kulinarische Vokalkunst servierte Diana Damrau mit der großen Amina-Szene aus „La Sonnambula“, hier zentriert die Sängerin ihre instrumental geführte Stimme zielsicher, zauberhaft innige Töne wechseln schier atemlos in himmlische Höhensphären.

 Sehr individuell charakterisierte Diana Damrau ihre inzwischen vielgerühmte „Violetta“ (Verdi). Samtig weich klang die Mittellage, sinnvoll die dramatisch gesetzten Untertöne, ohne Schwierigkeit wie selbstverständlich perlte das finale hohe Es. Ein Bravosturm des Publikums ließ den Saal erbeben.

 Bereits Elvira und Violetta zeigen die neue Richtung, den Fachwechsel bedingt durch die Ausweitung der Mittellage und die vokale Veränderung des Organs an. Man kann es als natürliche stimmliche Entwicklung, wie bei vielen Kolleginnen ansehen. Die „neuen“ jugendlich-dramatischen Töne kommen natürlich, verstärkt durch geläufige Koloraturen dem Bolero der Elena Mercé, dilette Amiche aus „I Vespri Siciliani“ bestens zuteil.

 Etwas nervös, mit leichtem Vibrato begann Nicolas Testé die Arie des Raimondo sowie das Duett mit Lucia aus „Lucia di Lammermoor“ (Donizetti), zunehmend gewann sein schön timbrierter Bassbariton an Sicherheit zur Arie des Conte aus „La Sonnambula“ um sich schließlich stilsicher im klangvollen, melodiösen Duett aus „I Masnadieri“ mit Amalia zu vereinen. Vorzüglich präsentierte zudem der charmante Franzose die Erzählung des „Massimiliano“ aus demselben Werk. Sonor in markanter Tongebung folgte ebenso der Auftritt des Ferrando All´erta, All´erta aus „Il Trovatore“ in bester Manier.

 Zur orchestralen Untermalung der beiden Solisten waltete David Griménez umsichtig, zu weilen verhalten, konträr temperamentvoll mit der leider nicht immer fehlerfrei musizierenden Pfälzer Philharmonie. Mehr solide als prägnant erklangen die weiteren Ouvertüren zu „Norma“, „La Traviata“ oder dem Intermezzo aus „Manon Lescaut“ (Puccini), wohl auch bedingt durch detailverliebte Überbelichtungen diverser Orchesterparts des Dirigenten.

 Die „Brief-Szene“ Luisa-Wurm aus „Luisa Miller“ bildete den krönenden Abschluss des ereignisreichen, vielseitigen Konzertabends, die beiden liebenswürdigen Solisten wurden euphorisch gefeiert und bedankten sich mit den Zugaben: Collin´s Abschied vom Mantel aus „La Boheme“ sowie dem unverwüstlichen O mio Babbino caro aus „Gianni Schicchi“.

 Gerhard Hoffmann

 

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