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FRANKFURT: „JAVIER PERIANES-HR S.O.- ANDRÈS OROZCO-ESTRADA“

12.06.2016 | Konzert/Liederabende

„JAVIER PERIANES-HR S.O.-   ANDRÈS OROZCO-ESTRADA“

 

                    Konzert am 09.06.2016 in der AOF

Zum letzten Abo-Konzert der Saison lud das HR Sinfonieorchester Frankfurt zu spanisch-tschechischen Klängen. Unter der fachkundigen Stabführung ihres Chefdirigenten Andrés Orozco-Estrada eröffnete das hessische Elite-Orchester den zweiten Teil des abwechslungsreichen Programms mit „Taras Bulba“ (Leos Janacek), der symphonischen Rhapsodie nach der altrussischen Sage um den tragischen Kosakenhetmann, welcher seinen Sohn tötete als sich der in eine schöne Polin verliebt und sein Volk zu verlassen droht.

Großartig interpretierte das HR SO. unter seinem charismatischen temperamentvollen Stabführer  dieses farbenreiche leidenschaftliche Musikepos in plastischer Formung Janaceks Tonsprache in ihrer dynamischen Schroffheit und dennoch rhetorischen Klangrede, einfach hinreißend ausmusiziert.

Spanische Stimmungsbilder voll zündendem Temperament, schwermütiger Melodik vereint das Werk „Noches en los jardines de Espana“ (Manuel de Falla) vom Gastsolisten Javier Perianes  in exquisiter pianistischer Brillanz dargeboten.

Der spanische Tastenkünstler malt zu  Im Generallife  unwirklich-verschwimmende samtene Farben der betörenden Nachtstimmung. Der aufreizend schwüle Zauber südländischer Nächte wurde wohl selten ähnlich in erregende Töne komponiert. Sorgfältig modellierte Perianes die bezaubernden Tönungen in lyrischen Übergängen, verband auf bewundernswerte Weise Intellekt, Gefühl und Technik im poetischen Spiel zu Ferner Tanz. Bunte grelle Eindrücke vermittelt der Pianist im Sog des leidenschaftlichen Geschehens im letzten Satz In den Gärten der Sierra von Cordova, formte Impressionen, vermittelte dem Hörer akustisch-bildlich jene blutvollen Stimmungsbilder des sternenübersäten Himmels dieser faszinierenden Landschaft.

Obwohl das Klavier solistisch behandelt, fügte das begleitende  HR SO. einen besonders gewichtigen  orchestralen Farbdiskant mit ein und be(ver)zauberte mit berückenden Klängen.

Das Publikum war hingerissen und applaudierte euphorisch, der sympathische Solist bedankte sich mit einem sensibel, feinstrukturiert gespielten „Nocturne“ (Chopin).

Eine Rarität in den Konzertsälen bildet auch die „Erste Symphonie“ von Bohuslav Martinu, einem sehr vitalen Werk mit tänzerischen Elementen, reizvollen Spannungen zwischen regelmäßigen und unregelmäßigen Rhythmen, teils in traditioneller Harmonik geprägt vom Impressionismus. Orozco-Estrade mit seinem vorzüglichen Orchester verstand es brillant den volkstümlichen Charakter dieser Musik mit den divergenten Stilen der Partitur  zu vereinen, in pompöser  Gesamtpracht zu interpretieren. Majestätisch eröffneten Orgelklänge das einleitende Moderato, vehement schroffe Dissonanzen drängten sich vordergründig ins gewaltige Allegro, gestisch-plastisch berauschend musiziert erklang das bewegende Largo, in rhetorischer Qualität und umwerfender Klangkultur steigerte Andrés Orozco-Estrada das Instrumentarium in die finale Euphorie des Allegro non troppo. Was für eine grandiose bewegende Wiedergabe – Appetit auf  m e h r  weckend!

Andalusisches Flair bot nochmals das Konzertfinale mit de Fallas 2. Suite „El sombrero de tres picos“,  wiederum  demonstrierte  Andrés Orozco-Estrada in überwältigender Brillanz die orchestralen Vorzüge seines Ensembles, gab Seguidillas die überschäumende Lebensfreude, Farruca die männlich herbe Note und zelebrierte zu Jota die boleroartigen Rhythmen, die stampfenden überbordenden Eruptionen. Man war versucht Olé zu rufen. Ein wunderbarer Saisonabschluss weckt die Vorfreude auf den nächsten Konzertherbst.

Gerhard Hoffmann

 

 

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