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FRANKFURT/ Alte Oper: „SEONG-JIN CHO-HR SINFONIEORCHESTER-ANDRÈS OROZCO-ESTRADA“

25.05.2018 | Konzert/Liederabende

Frankfurt / Alte Oper: „SEONG-JIN CHO-HR SINFONIEORCHESTER-ANDRÈS OROZCO-ESTRADA“ – 24.05.2018

Zum letzten Abo-Konzert der Saison des hr-sinfonieorchesters im Mozartsaal der Alten Oper gastierte Seong-Jin Cho mit dem „Zweiten Klavierkonzert“ (Sergej Rachmaninow).

Der nun 24-Jährige erregte im Jahre 2015 als Gewinner des Internationalen Chopin-Wettbewerbs für Aufsehen und gastierte inzwischen in den größten Konzertsälen der Musikwelt.

Bedächtig in langsamer Steigerung artikulierte der junge Pianist die ersten Takte des pianistischen Ohrwurms, steigerte sich zu kräftigen Impulsen in die rasanten prächtigen Couleurs des Moderato. Sein Ton blieb stets vollgriffig, unforciert, beherzt großzügig voll federnd kontinuierlicher Dichte. Gleich einem leuchtenden Aquarell inmitten tönender farbsatter Ölgemälde entwickelte der knabenhaft wirkende Solist traumwandlerisch in feinsten Details das wundervolle Adagio sostenuto.

Dazu intonierte Andrés Orozco-Estrada mit dem hinreißend musizierenden hr-sinfonieorchester den spektakulären Begleitsound, dessen betörende Violinen-Celli-Fraktionen wiederum in unvergleichlicher Perfektion, faszinierende Klangwelten zauberten. Ich muss immer wieder bemerken, dass im Vergleich mit den Welt-Eliteorchestern der hessische Klangkörper ebenso mit seinen brillant-prägnanten Bläserformationen, eine unverwechselbar-qualitative Hegemonie einnimmt.

Souverän voll Hingabe verlieh Seong-Jin Cho den Kadenzen des Allegro einprägende Instrumental-Kaskaden sowie dem gesamten Finalsatz eine spielerische Perfektion ohne vordergründiges Auftrumpfen und dennoch den Touch einer technisch versierten Tastenakrobatik.

Das Publikum war vom Spiel des sich in allen Richtungen höflich verbeugenden Künstlers begeistert und wurde mit dem versonnen, feingliedrig interpretierten zweiten Satz der „Pathétique-Sonate“ (Beethoven) bedankt.

Zum Programmauftakt erklang „La Bagarre“ (Bohuslav Martinú) einer kurzen Impression, Lärm, Getümmel von Menschenansammlungen beinhaltend. Martinú schildert dynamische orchestrale Delirien welche man vorzugsweise auch als Filmcollagen bezeichnen könnte. Differenziert keineswegs „lärmend“ umriss der temperamentvolle Dirigent mit seinem beispiellos aufspielenden Orchester improvisatorisch die locker geknüpften Formen und expressiven Tutti-Forte Elemente des neunminütigen Werkes.

Nach der Pause erklang die „Neunte – Aus der Neuen Welt“ welche Antonin Dvorak während seines dreijährigen Aufenthalts in Amerika als Direktor des National Conservatory of Music komponierte. Weich leitete Andrés Orozco-Estrada das Adagio – Allegro molto ein, breitete das vielfältige motivische Thema aus, welches von den Celli intoniert leise von den Flöten übernommen, fortissimo im Streicherchor aufbricht und im gesamten Instrumentarium seine volle Entfaltung fand. In prächtiger orchestraler Formation wurde der thematische Aufbau der artifiziellen Verkettungen strukturell vortrefflich präsentiert.

In breiten Bläserakkorden erhob sich das Largo als feierliche Introduktion, das Englischhorn stimmte seine melancholische Weise an, welche die Holzbläser im echohaften Nachklang ausdrucksvoll übernahmen. Herrlich stimmten die Klarinetten, Oboe, Flöte von Violinen verstärkt jene herrliche altbekannte Weise an, welche sich allmählich zu wunderbarerem Orchesterklang steigerte.

Lebendig in Verschmelzung der melodischen Elemente der Alten und Neuen Welt erklang das motivreiche stimmungsvolle Scherzo. Böhmisch, rhythmisch in unwiderstehlicher Dynamik offenbarten sich die Triolen der Seitenthemen, die fremden Eindrücke, die klangmalerischen Jubeltöne der slawischen Heimat in vollendetet interpretierter Orchesterkultur des finalen Allegro.

Kurzer,  jedoch sehr heftig der Applaus des begeisterten Publikums.

Gerhard Hoffmann

 

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