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FRANKFURT/ Alte Oper: „P.-L. AIMARD-HR S.O.-DAVID AFKHAM“

02.02.2017 | Konzert/Liederabende

Frankfurt: „P.-L. AIMARD-HR S.O.-DAVID AFKHAM“

Konzert in der AOF 02.02.2017

 

Der junge Dirigent David Afkham war erstmals 2014 beim HR-Sinfonieorchester zu Gast und kehrte heute als Wiederholungs-Täter in die Alte Oper zurück. Das Programm der traditionellen zwei Konzertabende umfasste zunächst das „Fünfte Klavierkonzert“ (Ludwig van Beethoven) mit dem französischen Pianisten Pierre-Laurent Aimard.

In Wien wurde Beethovens letztes Klavierkonzert im Jahre 1812 wegen seiner ungewöhnlichen Länge abgelehnt, dieser Umstand änderte sich jedoch inzwischen.

Nach den dahin rauschenden einleitenden Improvisationen  der beiden Themen setzte Pierre-Laurent Aimard die männlich heldischen Züge des Es-Dur-Konzerts in Kraft und intonierte den marschähnlichen Kopfsatz mit markanter Bravour. Schließlich wollte Beethoven  den sieghaften Aufstieg eines Helden schildern.

Dem gegenüber soll der zweite Satz „Gesänge frommer Wallfahrer“ zum Gegenstand haben und trägt thematisch choralartige Züge. In wechselvollem Spiel der Variationen spielten sich Pianist und Orchester die Themen eines eindrucksvollen Gemäldes von tiefem Stimmungsgehalt zu. Betörend in weltversunkenem Schmelz begleitete David Afkham mit dem hervorragend disponierten HR-Sinfonieorchester die untermalenden Passagen und motivisch glänzte Aimard mit herrlichen pianistischen Soli, bereits das folgende Satzthema ankündigend.

Fernab jeglicher Strenge fanden sich Pianist, der einfühlsame junge Dirigent mit dem herrlich aufspielenden Orchester zum gehaltvollen nebeneinander Musizieren des  Rondos. Musikantisch virtuos, hochkonzentriert in engagierter Solidarität bot sich das Ganze zum brillanten Feuerwerk der Läufe des grandiosen Finalsatzes.

Das Publikum dankte mit lautstarker Begeisterung und wurde mit „Miniaturen“ von Pierre Boulez belohnt.

Nach der Pause stand die „Fünfte Symphonie“ von Dmitri Schostakowitsch auf dem Programm. Obwohl ich mich wiederhole, kann man nicht oft genug betonen und dies bemerkten schon mehrmals internationale Dirigenten aus Überzeugung: das HR S.O. nimmt im  europäischen Raum nach wie vor eine vordere Position ein. Gebannt lauschte man der Brillanz und Perfektion des hessischen Klangkörpers, seinem intensiven Spiel der tonalen Kombinationen von Harmonik und Melodie zur methodischen Formation.

Natürlich hatte zur programmatischen Gesamtkonzeption der junge dynamische Dirigent sehr großen Anteil, David Afkham hielt die Fülle der Stimmungen des Moderato scheinbar bewusst heroisch, in geradezu majestätischer Klangsprache. Musikalisch den variierten russischen Volksweisen, den Disharmonien, der illustrativen Rhythmik der anspruchsvollen Partitur stets verpflichtet.

Faszinierend zu erleben in welch polarisierender Einheit sich gleichgesinnte Musiker fanden im herrlichen Spiel der lebenserfüllten, fröhlichen Elemente des Allegretto. Berührend interpretiert wurde das Largo, der von Schwermut und hymnischer Größe gezeichnete Satz, mit den sich erregend steigernden Violinen-Bratschen- und Celliformationen.

Exzellent in Präzision musizierte das prächtig disponierte Orchester mit seinem agilen Dirigenten in überdimensionierten Überschwang das finale Allegro non troppo und schenkten den Konzertbesuchen Hörgenüsse elitärer Art. Entsprechend euphorisch die begeisterte Zustimmung.

In Anbetracht des ungewöhnlichen Erlebens erhielten die Worte des Komponisten: Echte Musik spiegelt immer den Inhalt des Lebens, der in der Seele des Menschen umgewandelt wurde, die Welt der Gefühle, Stimmungen, Leidenschaften, Gedanken und Ideen wider eine besondere Bedeutung.

Gerhard Hoffmann

 

 

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