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FRANKFURT/ Alte Oper: LONDON PHILHARMONIC ORCHESTRA / Vladimir Jurowski

Frankfurt: „LONDON PHILHARMONIC ORCHESTRA“  30.09.2014

 Zum Konzertsaison-Auftakt in der Alten Oper gab es ein Wiedersehen- und Hören mit bekannten Gästen dem London Philharmonic Orchestra unter der Leitung seines Chefdirigenten Vladimir Jurowski. Zudem gab es eine erfreuliche Wiederbegegnung mit dem Pianisten Martin Helmchen.

 In bemerkenswerter Überlegenheit näherte sich der Solist dem „Klavierkonzert B-dur“ von Johannes Brahms. Weich und stimmungsvoll erhebt sich das Allegro non troppo und Helmchen formt in zartem Mezzopiano den stimmungsvollen Charakter dieser Einleitung. Leidenschaft, Vehemenz und Innehalten im Lyrischen bilden die Ausdruckspole seiner grandiosen Interpretation. Der Pianist entwickelt ein  sehr breites Spektrum von Versonnenheit im Allegro appassionato setzt klanglich wunderbare Akzente und besticht mit bewundernswerter Noblesse.

 Großen Anteil am tonal-plastischen Gesamtbild der Interpretation hatte natürlich das prächtig musizierende London Philharmonic Orchestra mit den dynamischen, breit gefächerten Orchestrierungen welche Vladimir Jurowski im ungemein sensiblen Zusammenspiel mit dem Pianisten so trefflich wirkungsvoll beisteuerte. Traumverloren beginnt das Andante mit dem wunderschönen Cellosolo, Helmchen passt sich mit ausdrucksstarken  Kadenzen und Akkorden  dem gefühlvollen Thema in hauchfeiner duftigen Begleitungen an. Ohne falsches Sentiment, jedoch mit leisem Hauch an Melancholie formt der Pianist das finale Allegro grazioso und setzte gehaltvoll pointierte, farbliche Akzente.

Die Bravostürme quittierte Helmchen  mit dem innig musizierten „Intermezzo op. 103“ von Brahms.

 Als eine Synthese dürften die „Symphonischen Tänze“ gedeutet werden, quasi einer Abschiedskomposition – als letzten Versuch, der verlorenen Heimat in Brechung mit dem eigenen Schaffen ein Denkmal zu setzen. Gewidmet hat Sergej Rachmaninow dieses dreisätzige Werk anno 1941 zur UA Eugéne Ormandy.

 In differenziertem Aufbau, geschärften Kontrasten interpretierte Jurowski mit dem grandios musizierenden englischen Elite-Orchester die immense Detailfülle dieser Komposition und demonstrierte zugleich die vortrefflichen Klangqualitäten dieses ungewöhnlichen Instrumentariums.  Herrlich entfalteten sich die Streicher-Celli-Gruppen wohldosiert in ihren rhythmischen Steigerungen zur atemberaubenden Vereinigung aller Instrumente des phänomenal-schlagkräftigen  Klangkörpers mit den bestechend präzisen Blechformationen.

 Den jähen Aufschrei und tosenden Beifall des Publikums belohnten die Gäste mit Wagners „Meistersinger-Vorspiel zum 3. Akt“ in wunderbar filigran aufblühender Spielweise.

 Gerhard Hoffmann

 

 

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