FRANKFURT / Alte Oper: „JANINE JANSEN – CHAMBER ORCHESTRA OF EUROPE – SIR ANTONIO PAPPANO“ – 02.06.2019
Im Mittelpunkt des heutigen Konzertabends in der Alten Oper stand das “1. Violinkonzert“ von Karól Szymanowski dessen Oper „Król Roger“ zur Stunde einige Steinwürfe entfernt an der Oper Frankfurt ihre Premiere erlebte.
Eine der renommiertesten Geigerinnen unserer Zeit Janine Jansen spielte das Werk des polnischen Komponisten virtuos und hinreißend. Szymanowski entwickelte hier eine experimentelle musikalische Sprache in vielfältigen neuen Klangfarben und üppig-überschwänglichem Glanz. Anklänge und Wahlverwandtschaften zur Strauss- Opulenz, der elegisch-exotischen Debussy-Ravel-Orientierung waren unüberhörbar. Die niederländische Violinistin wurde diesem Konzert in einem Satz durchkomponiert in jeglicher Hinsicht gerecht, ihr schlanker, fein gesponnener Ton erhob sich wunderbar über das Orchester und ließ die Geige in weitem Bogen-Atem singen. Kunstvoll, variiert in profilierten Linien gestaltete Janine Jansen die imposante Kadenz und ihr instrumentaler Ton wirkte selbst in den hohen Lagen noch melodisch klar und offerierte einen surrealistischen Klangzauber welcher die Seele berührte und dem man sich einfach nicht entziehen konnte.
Sir Antonio Pappano setzte die gewichtigen Orchesterparts unter Spannung, schuf plausibel Zusammenhänge zwischen den Formteilen und animierte das Chamber Orchestra of Europe zu bravourösem Musizieren. Der Instrumentalklang öffnete sich zu breitem transparentem Panorama ohne die Solovioline zu überdecken.
Die Bravorufe sowie die herzliche Zustimmung des Publikums wurden von der sympathischen Künstlerin und Pappano mit dem kurzen „Nocturne für Violine und Klavier“ (Lili Boulanger) belohnt.
Eröffnet wurde das Programm mit Richard Wagners Dank an Cosima zur Geburt des Stammhalters dem „Siegfried-Idyll“. Reduziert auf 12 großartige Instrumental-Solisten erklang diese „Morgengabe“ in kammermusikalischer Formation angeführt vom betörend schönen Violinton der Konzertmeisterin musizierte das kleine Ensemble unter Sir Pappano kontrastreich jene heimlichen und innigen Züge der wunderbaren Motive und Themen.
Das feine Weben der Streicher glich dem ruhigen Atmen einer Menschenbrust, die endlich friedvolle Ruhe fand nach den Stürmen eines wildbewegten Lebens.
Nach der Pause zündete Sir Antonio Pappano mit dem exzellenten Chamber Orchestra ein Feuerwerk voll Temperament und tschechischer Rhythmik mit den „Slawischen Tänzen op. 72“ (Antonin Dvorak). Überschäumend präsentierten und schien geradezu dafür prädestiniert die Musiker den flotten slawischen Odzemek in schneller – langsamer – schneller Form, ebenso vortrefflich den Dumka, die rhythmische polnische Polonaise sowie den ausgelassenen vom Balkan stammenden Kolo. Der besonders in den Bläsern hervorragend besetzte Klangkörper faszinierte mit einer Palette an Couleurs und Sir Antonio vermittelte ebenso mit dem bestens vorbereiteten Instrumentarium auch während der ruhigen Tänze fesselnd den Kolorit der böhmischen Folklore.
Das Publikum applaudierte begeistert beim Finale sowie dazwischen. Das Orchester feierte ebenso seinen Dirigenten und Sir Antonio Pappano sichtlich erfreut hätte am liebsten alle Musiker einzeln umarmt. Als da capo gab es nochmals den überschäumenden Kolo zum beschwingten Heimweg in die laue Sommernacht.
Gerhard Hoffmann