Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

FRANKFURT/ Alte Oper: „GUSTAVO DUDAMEL- BERLINER PHILHARMONIKER“

06.11.2018 | Konzert/Liederabende


Gustavo Dudamel: Copyright: Stephan Rabold

Frankfurt / Alte Oper: „GUSTAVO DUDAMEL-BERLINER PHILHARMONIKER“ – 05.11.2018

Im Jahre 1942 komponierte Leonard Bernstein seine „Erste Symphonie – Jeremiah“, im Grunde eine symphonische Dichtung, da das Werk programmatisch der biblischen Geschichte des Propheten Jeremia folgt. Es erfolgte die UA am 28. Januar 1944 in der „Syria Mosque“ der Freimauerei in Pittsburgh und war dem Vater des Komponisten Samuel Bernstein gewidmet.

Helle und dunkle Streicher-Sequenzen unterbrochen von wuchtigen Orchesterschlägen verkünden die Prophecy- largamente, entwickeln sich in friedvollen Reflektionen weiter zu weihevoller Stimmung. Die Musik wirkt in Verwendung des musikalischen Materials überzeugend sinfonisch, für Bernstein typisch kennzeichnend erklang das Profanation-vivace con brio in welchem sich unzusammenhängende Elemente mischen: tonale Musik, Jazz, expressionistische Heftigkeit. Gustavo Dudamel am Pult der Berliner Philharmoniker vermittelte die Komposition in schier pathetischer Emphase und dies lag nicht zuletzt am ungemein homogenen und schlanken Spiel des Orchesters in seiner klanglich opulent luxurierenden Perfektion. Im letzten Satz der Lamentation-lento sang der hell-timbrierte Mezzosopran Tamara Mumford Teile der Klagelieder des Jeremias aus der hebräischen Bibel. In leichter Melancholie ohne jegliche Larmoyanz erklangen die Verse dieser lyrisch anmutenden kompositorischen Stimmungsbilder zur virtuos instrumentalen Begleitung.


Tamara Mumford, Gustavo Dudamel. Copyright: Stephan Rabold

Gleich einem Wechselbad akustischer Wahrnehmungen erklang die „Fünfte“ von Dmitri Schostakowitsch unter der Stabführung von Gustavo Dudamel. Gebannt lauschte man dem außergewöhnlichen Sound, der Brillanz und Perfektion der Berliner Philharmoniker und nur schwerlich lassen sich die gehörten Eindrücke beschreiben. Beeindruckend, atemberaubend die immense Intensität dieses Klangkörpers im Spiel der tonalen Kombinationen von Harmonie, Melodie des programmatischen Gesamtkonzepts dieser Symphonie.

Musikalisch stets den variierten russischen Volksweisen, den abstrakten Disharmonien, der illustrativen Rhythmik dieser anspruchsvollen Partitur verpflichtet erklang das Moderato scheinbar bewusst heroisch, majestätisch geradezu in pathetischer Klangsprache. Dudamel fügte dem Allegro jene lebenserfüllten, fröhlichen Elemente zu.

Die himmlischen Sphärenklänge des Largo in ihrer so traumhaft musizierten Formation trieben mir unwillkürlich die Tränen in die Augen, bar diesem von Schwermut und hymnischer Größe gezeichneten Satz. Erregend steigerten sich Violinen, Bratschen, Celli zu prächtiger musikalischer Absolution.

Grandios, exzellent musizierten die Berliner Gäste in Präzision den überdimensionierten Überschwang des finalen Allegro non troppo und bescherten dem Hörer unbeschreibliche Glücksgefühle. Dudamel schien expressiv mit seinem Klangkörper orchestrale Urgewalten freizusetzen. In Anbetracht dieses exzeptionellen Erlebens erhielten die Worte des Komponisten „Echte Musik spiegelt immer den Inhalt des Lebens, der in der Seele des Menschen umgewandelt wurde, die Welt der Gefühle, Stimmungen, Leidenschaften, Gedanken und Ideen wider“ eine ganz besondere Bedeutung.

Das Publikum im randvollen Großen Saal der AOF tobte vor Begeisterung.

Gerhard Hoffmann

 

 

Diese Seite drucken