"Tosca", auf 3sat, in der Barrie Kosky- Version | Seite 2 | OnlineMerker | Forum
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Wir überprüfen nun die Möglichkeit eines Forums, bei dem man die Wortmeldung zuerst dem Moderator senden muss, der dann darüber entscheidet, ob der Beitrag den Forumsregeln entspricht und der nur selbst online stellen kann. Ob wir da fündig werden und uns das leisten können oder wollen, werden wir ohne jeden Zeitdruck entscheiden.
Aber das widerspräche meiner Mentalität, denn das Freie Wort ist für mich ein hohes Gut. Schade dass es soweit kommen musste!
Ich bedanke mich bei den Diskutierern, die stets fair waren und unschuldig an der Einstellung sind. Mit den ganz wenigen "Verursachern" möchte ich aber keinen weiteren Kontakt haben und bitte dies zu respektieren.
Mit Grüßen
Anton Cupak, Herausgeber Online-Merker


8:50

19. Januar 2022

Oper ist schöngeistige Kunst, Gesamtkunstwerk mit vielen Ebenen, beinhaltet Tragik in allen Facetten.
Oper runter zu brechen auf solitäre Politik-Agitation zeugt von eindimensionaler Wahrnehmung. Auch wenn diese schöngeistigen Gesamtkunstwerke komplexe Themenfelder anbieten, gehören so gefilterte Erkenntnisse, Mutmaßungen unter Ausblendung wesentlicher Anteile eines Gesamtkunstwerkes in einen Politik-Blog, nicht in dieses Format.
Man unterschlägt Größe und künstlerische Inhalte dieser vielfältigen Kunstwerke indem Komplexes auf schmale Agitation einer Tagespolitik verzwergt wird.
Mögen dies in subjektiven Anschauungen wichtige Themen sein, sind dies ggf. auch, erschließt sich die Reduzierung in Beschwörungsformeln, Dogmatik und unbedingtem Geltungsanspruch unter Abwertung Anderer nicht.
Keine musikalische Seite genuiner Opern verdichtet Tagespolitik. Mit dem mlgw. erkennbaren Adressaten meiner Gedanken gehe ich in keine Diskussion.
Über Massenmanipulationen, immer in theatraler Perspektive, habe ich übrigens umfassend in div.
„DRAMATURGISCHE SCHRIFTEN“ schon 2018/19 im Oneline – Merker geschrieben. Die findet man archiviert, dank Herrn Cupak, im Feuilleton s.o..
20:12

28. Februar 2021

Natürlich, die ureigenste Aufgabe der Tosca ist der Edukationsauftrag in dem Sinne, die Besucher zu mehr Demokratie, Toleranz und pc zu erziehen. Habe ich bisher übersehen, überhört oder übergangen und bin unendlich dankbar, dass man diese Dimension des Werkes aufzeigt. Habe in meiner Naivität immer angenommen, es ginge um Despotentum und gegen Tyrannei, beides allerdings, wie Geschichte und Gegenwart lehren, mit demokratischen Spielregeln durchaus kompatibel.
18:52

24. August 2021

@dalmont
Nichts läge mir ferner, als das politische System in der Zeit, in der die "Tosca" spielt, mit den heutigen in Europa zu vergleichen. Dennoch wird man kaum leugnen können, dass es um Demokratie, Meinungsfreiheit und Rechtsstaatlichkeit bei uns schon einmal besser gestanden ist. Die Herabstufung unseres Landes in jenen Indizes, die Demokratie und Pressefreiheit bewerten, belegt halbwegs objektiv, dass wir uns in die falsche Richtung bewegen. Ebenso die Vehemenz, mit der seit ein paar Jahren gegen jene vorgegangen wird, die sich mit ihren Kommentaren zu gesellschaftlichen Entwicklungen außerhalb des Mainstream-Meinungskorridors bewegen.
Diese Fehlentwicklungen kann man leugnen, ausblenden oder schönreden. Zu behaupten, nur eine narzisstisch leicht kränkbare Minderheit würde sie mit kritischen Augen wahrnehmen, kann man jedoch nicht. Zumindest sprechen die Meinungsumfragen dagegen.
Das Regime, das in der "Tosca" eine Polizeistaatlichkeit unglaublicher Brutalität betreibt, ist nicht vom Himmel gefallen. Es hat sich allmählich entwickelt, wobei unkritsche Mitläufer einen unseligen Beitrag geleistet haben. Auch darin unterscheidet sich das autoritäre System des ausgehenden 18. Jahrhunderts im heutigen Italien nicht von denen späteren oder heutigen Zuschnittes.
Für mich ist die "Tosca" viel mehr als eine rührselige Liebesgeschichte. Sie ist (auch) Anklage von Gewaltherrschaft, die das Wohl der Masse über die Freiheit des Einzelnen stellt. Und sie ist Warnung davor. Was sollte sonst die häufig zu sehende Verortung dieser Oper in die heutige Zeit durch zahlreiche moderne Inszenierungen? Dass die Wahrnehmung bedenklicher politischer Fehlentwicklungen nicht die Sache der Mehrheit ist, wissen wir nicht erst seit dem 20. Jahrhundert. Dass diese Wahrnehmung eher jene Minderheiten teilen, die gegen den Strom schwimmen, ist eine Bauernweisheit. Bei dem, was man landläufig als Establishment bezeichnet, ist sie bekanntermaßen besonders getrübt. Auch hier ist der von mir bemühte und von Ihnen so empört zurückgewiese Vergleich zulässig - selbst dann, wenn es heute keine Folterkammern mehr gibt.
P.S.: Das Psychologisieren liegt Ihnen bekanntlich nicht. Den Vorwurf des Narzissmus kann man damit nur als eine ins Leere laufende argumentatio ad personam werten.
16:15

22. Januar 2021

Die autoritären Entwicklungen der Politik in Europa, die wir derzeit auch in Österreich erleben, lassen die Geschichte der "Tosca" leider wieder aktuell werden. Es geht um die Frage, wie in autoritären politischen Systemen mit Andersdenkenden umgegangen wird. Dieses Thema ist höchst zeitgemäß.
Es gehört schon viel dazu, die mörderischen Handlungen des „confessore e boia“, des „Scarpia carnefice“ und seiner Folterknechte, erwünscht in einem autokratisch und diktatorisch geleiteten klerikal unterfütterten Staatsgebilde, mit den nicht von der Mehrheit goutierten Meinungen einer sich hierzulande ständig als Opfer gerierenden und in dieser Pose zunehmend wohlfühlenden Gruppe gedanklich in Verbindung zu bringen. Bei ganz wenig Verständnis für die narzisstischen Kränkungen dieser Gruppe: ein öffentlich wenig zur Kenntnis genommener österreichischer Kritiker (der europäischen Pandemie-Politiken ist auf Grund der letzten Beiträge des Beiträgers anzunehmen) ist nun bei Gott kein Angelotti, beileibe kein „volteriano“. Er wird auch keinem Roberti in einem „luogo di lacrime“ vorgeworfen und fast zu Tode gefoltert. Parallelen zu ziehen ist eigentlich eine Vermessenheit.
PS: Unsereins hat nur drei Minuten gesehen, weil der Abend in der Großartigkeit der Dolomitenwelt durch ein Werk, das sofort Bilder von vergleichbaren ganz aktuellen Morden, Folterungen, Vergewaltigungen unter religiöser Begleitung hervorruft, beeinträchtigt worden wäre. Wiewohl unsereins Lorenzo Viotti als Dirigenten nebst seinen Überlegungen zum Klassikbetrieb besonders schätzt.
8:21

24. August 2021

Eine durchwegs gelungene Produktion! Schon klar - die Sänger waren nicht Weltklasse, das Dirigat von Lorenzo Viotti dafür um so stimmiger. Die Inszenierung war ganz nahe an der Partitur, auch wenn manche offenbar die Innenausstattung von Sant'Andrea della Vale oder des Palazzo Farnese vermisst haben. Aber mal im ernst: braucht's die wirklich zum Verständnis der Oper? Beeindruckend gelang das Te Deum am Schluss des ersten Aktes, bei dem sich der Bühnenhintergrund öffnete und den Blick auf einen barocken Flügelaltar freigab, der ein Jüngstes Gericht zeigte und vom Chor belebt wurde - offenbar eine Endzeitvision im Kopf des Scarpia. Die Personenführung war vom ersten bis zum letzten Takt dem Werk angemessen und realisierte fast alles, was in der Partitur an Regieanweisungen zu finden ist. Kein einziges modernes Mätzchen wäre mir aufgefallen, das die Aussage der Oper verzerrt oder verdreht hätte.
Ich wundere mich immer wieder über den Geschmack vieler Forenteilnehmer hier. Man bekommt oft den Eindruck, diese Menschen gingen wegen der Bühenbilder oder Kostüme in die Oper und nicht wegen der Aussagen der dort aufgeführten Werke. Die autoritären Entwicklungen der Politik in Europa, die wir derzeit auch in Österreich erleben, lassen die Geschichte der "Tosca" leider wieder aktuell werden. Es geht um die Frage, wie in autoritären politischen Systemen mit Andersdenkenden umgegangen wird. Dieses Thema ist höchst zeitgemäß. Für seine Herausarbeitung braucht man weder die Engelsburg noch Prozessionen mit allerlei Statisten.
19:11

8. März 2021

Also war ich doch nicht Einzige, der sich das angetan hat.....
Ich blieb dran, Puccini's wegen, und habe mich auch an die Sache aus dem Theater an der Wien erinnert; dagegen war es ja geradezu buchstabengetreu! Ist aber schon schlimm, was man den Zuschauern so alles zumutet. Wenn ich meinen Enkeln die Oper "Tosca" näherbringen wollte, bliebe ich doch bei
t=5854s
walter
18:30

20. Januar 2021

18:07

25. Juli 2021

immer an der story entlang, das stück war doch tatsächlich zu erkennen, kein users manual erforderlich. vielleicht hätte man doch länger dranbleiben sollen ? eine kalt-technische szene, gewaltherrschaft allenthalben. keine einzige sänger-stereotypische geste oder bewegung, erfreulich. die von lohengrin bisweilen monierten sauberen hemdkrägen nach gehabter folterung gab´s auch nicht, dafür einen kräftigen griff in´s bühnenblut - was soll´s, gewalt eben. einzig die entourage scarpia´s führte sich auf wie rotzlöffel auf dem pausenhof (net ausspüln!), halt statisterie. und gesungen ? wurde aller ehren wert ! ein vergleich mit dem thadw geht nicht gut für es aus.
gruß, nikki
17:27

23. März 2021

ich hab nach 20 Minuten umgeschaltet - kein Bühnenbild, alles schwarzer Hintergrund, mäßige Sänger - warum soll ich meine Zeit vertun - die sonst oft gute Personenführung von Kosky fand auch nicht statt, die Geschichte interpretieren kann er meistens auch nicht - immer wieder wird da doch, machmal auch originell, das Libretto ohne Perspektive durchgestellt.
Da hat er wohl Peter Brook (Buch "Der leere Raum") hilflos mißverstanden. Der WSTO steht da ja nun noch einiges bevor. Hoffentlich führt das nicht dazu, dass man bald, wie aktuell den überspannten, albernen Marelli-Falstaff, die alten Inszenierungen von Otto Schenk ausgräbt, die damals sicher passten - aber 2022 auch von dem Meister so nicht mehr angelegt würden.
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