GEDANKEN zum ORFEO in der WIENER STAATSOPER | OnlineMerker | Forum
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Wir überprüfen nun die Möglichkeit eines Forums, bei dem man die Wortmeldung zuerst dem Moderator senden muss, der dann darüber entscheidet, ob der Beitrag den Forumsregeln entspricht und der nur selbst online stellen kann. Ob wir da fündig werden und uns das leisten können oder wollen, werden wir ohne jeden Zeitdruck entscheiden.
Aber das widerspräche meiner Mentalität, denn das Freie Wort ist für mich ein hohes Gut. Schade dass es soweit kommen musste!
Ich bedanke mich bei den Diskutierern, die stets fair waren und unschuldig an der Einstellung sind. Mit den ganz wenigen "Verursachern" möchte ich aber keinen weiteren Kontakt haben und bitte dies zu respektieren.
Mit Grüßen
Anton Cupak, Herausgeber Online-Merker


9:27

21. Januar 2021

caro Toscanini, ich bin auch kompromissbereit. da aber von fast der gesamten Kritik diese Produktion wie das gelbe vom ei gefeiert wurde.....sehe ich, dass sich diese Herrschaften über das werk, seine musikalische Bedeutung und historische auffuehrungspraxis wenig Gedanken gemacht haben. und nicht vergessen Monteverdi und seinen Mitstreitern wie Peri, Caccini u Rinuccini ging ses um das ende des polyphonen Gesanges, bei dem man bei aller Kunstfertigkeit den text nicht versteht, es kam die MONODIE und RECITAR CANTANDO war der neue Stil. auch haben die Berufskritiker die doch einigen intonationsfehler bei der Premiere über- oder nicht gehoeert, und auch dass es bei den Damen schlecht um die teextverstaeendlichkeit stand, und auch, dass bei barocker Musik oszillierende stimmen nicht dem Stil entsprechen.
mit Gruss alcindo
8:24

9. Dezember 2021

alcindo sagt
caro Toscanini, in der premiere habe ich nicht einmal beim mitlesen von den Damen genug verstanden....RECITAR CANTANDO setzt eigentlich voraus, dass man den text versteht, ihn den Sängern praktisch vom Mund ablesen können sollte. deshalb finde ich , dass dieses werk in einem kleineren Rahmen dem Publikum näher kommt.... und vom Maestro mit grosser Geste dirigierte Rezitative sind nicht mein fall.col salute di sempre alcindo
Lieber alcindo, ich teile Ihre Meinung, bin jedoch aus theaterpraktischen Erwägungen zu Kompromissen bereit.
23:02

21. Januar 2021

caro Toscanini, in der premiere habe ich nicht einmal beim mitlesen von den Damen genug verstanden....RECITAR CANTANDO setzt eigentlich voraus, dass man den text versteht, ihn den Sängern praktisch vom Mund ablesen können sollte. deshalb finde ich , dass dieses werk in einem kleineren Rahmen dem Publikum näher kommt.... und vom Maestro mit grosser Geste dirigierte Rezitative sind nicht mein fall.
col salute di sempre alcindo
22:33

9. Dezember 2021

@Alcindo: Ich finde es sehr gut und wichtig, dass Sie hier Ihre Anmerkungen und Gedanken zum Monteverdi-Meisterwerk dargelegt haben.
Vielen Dank, dass Sie sich diese Mühe gemacht haben.
Kurzer Kommentar meinerseits: Für mich ist die Offenheit dieses Opern-Meisterwerks ein Grund, warum ich es so faszinierend finde. Es kann keine definitive Aufführungsversion geben. Letztlich wissen wir nicht ganz genau, was damals wie aufgeführt wurde und wie es klang. Und ab wann und bis wann gab es eine Schlussszene, wo Orpheus zerrissen wird? Es gibt somit nur Annäherungen an ein mögliches Ideal. Deswegen ist es jedes Mal überraschend, wie die jeweiligen Interpreten vorgehen. Bei jeder neuen Produktion zeigt sich, wie intelligent, gebildet, kreativ usw. die Macher sind.
Ich habe nicht das geringste Problem mit der Staatsoper als geeignetem Haus für Monteverdi. Es ist ja nicht die Met oder die Bastille, und sogar an der Scala hat man Monteverdi gespielt.
Die einfallsreiche Inszenierung hat dem Werk Gerechtigkeit angedeihen lassen und war von britischer Virtuosität und Intelligenz (siehe oben ...). Aus ihr spricht ein Zeitgenossentum, das nicht mit dem Holzhammer, sondern dem Publikum eigenständiges Denken zutraut.
Und auch der ochestrale Aspekt ist erfreulich. So wie das Staatsopernorchester eine wienspezifische Besonderheit ist, so garantiert auch der Concentus die Alleinstellung dieser gelungenen Aufführung.
Je mehr und länger Monteverdi an der Staatsoper gespielt wird, desto mehr Publikum wird sich auch finden. Viele wissen ja noch gar nicht einmal, was ihnen entgeht, und glauben womöglich, Monteverdi-Opern seien nur etwas für Spezialisten oder eingefleischte Alte-Musik-Fans. Was natürlich nicht zutrifft - das ist einfach geniale Musik und das sind faszinierende Opern.
13:21

20. Januar 2021

Sag ich ja ( zum xtenMale): Wien-zentriertes Denken!
Ich habe viele unvergessliche Erlebnisse auf dem Stehplatz der BSO gehabt, der ist aber nicht so billig wie in Wien und war genauso schwer zu kriegen wie Sitzplätze bei den interessanten Vorstellungen. Meistersinger, Parsifal, Otello, Tote Stadt, alles stehend genossen...........
13:10

22. Januar 2021

Für mich zählen viele Aufführungen die ich auf Stehplatz besucht habe zu den sehr schönen Opernbesuchen. Die Stimmung im Stehparterre ist mit keinem anderen Ort im Opernhaus zu vergleichen. Und es ist doch ein großer Vorteil der Wiener Staatsoper gegenüber anderen Opernhäusern, dass es diesen Stehplatz dort gibt. Wer es sich zeitmäßig leisten kann mehrmals in der Woche in die Oper zu gehen, der muss sich den Sitzplatz auch finanziell leisten können. Das können halt nicht alle jungen Leute. Ältere Menschen die berufstätig sind und eine Familie haben, können wohl nicht mehr so oft in die Oper gehen. Galerie Seite oder ein rückwärtiger Logenplatz wo man nur einen Teil der Bühne sieht, hätte mich früher nie interessiert. Bei Aufführungen von Regisseuren, die nicht mehr die Oper auf sdie Bühne bringen die geschrieben und komponiert wurde, ist es aber vielleicht wirklich besser, wenn man nicht alles sieht.
12:24

20. Januar 2021

12:06

28. Februar 2021

"....wahre Opernbegeisterung hat immer am Stehplatz ihren Ausgang genommen....".
Da kann ich mich nicht Ihrer Meinung anschließen, alcindo. Ich bin seit über 40 Jahren begeisterter Operngeher, war aber in meiner Gymnasialzeit 2 X (nolens volens) und während des Studiums 1 X (freiwillig) auf Stehplatz, ohne in Obsession zu verfallen. Die wahre Begeisterung setzte bei mir erst ein, als ich bequem sitzen und die Vorstellung genießen konnte, und da spreche ich nicht nur für mich, sondern kenne eine Menge Leute, die genauso denken.
Es war mir auch immer unverständlich, dass sich Menschen die ganze Nacht oder zumindest viele Stunden für eine Aufführung und ein paar Namen anstellen. Da fehlte der Sinn für Verhältnismäßigkeit.
18:54

21. Januar 2021

durch Inforematikprobleme mit einem neuen Mac und meinem forumpasswort habe ich im Forum längere zeit aktiv nicht mitmachen können. stark verwundert mich, dass es ausser guten Kritiken hier kaum Meinungen zu dieser Produktion gab. a posteriori hier einige Gedanken zu dieser Produktion, die mir von allen Neuinszenierungen der neuen Direktion am wenigsten, besser gesagt fast nicht missfallen hat
1...Orfeo von Monteverdi passt nicht in die Wiener Staatsoper, das Werk verlangt nach einem intimeren Rahmen. Orfeo ist am Beginn der Monodie und das Motto dieser ist RECITAR CANTANDO. recitar cantando ist schwer möglich, wenn man in einem grossen haus und einem stärker besetzten Orchester vor allem achten muss , dass die Stimme über das Orchester kommt und das Haus füllt. in der Monodie sollten die Rezitative nur vom Bass grundiert werden und ein Saiteninstrument ( ein Cembalo, Theorbe..) sollte dazu improvisieren. der saenger gibt das Tempo und die rubati mit den Verzierungen an, und die Musiker begleiten ihn dabei. hier in der WStO sind die Continuoinstrumente verdoppelt und verdreifacht, deshalb muss dirigiert werden, jetzt haben wir nicht recitar cantando, sondern cantar recitando. ein recitar, wo der Sänger auf Schlag singt ist nicht wie recitar wo der Sänger vom continuo begleitet wird. wie das funktionieren sollte kann man bei aufnahmen von Clemencic und Harnoncourt nachhören....
2...die typischen Monteverdiverzierungen wurden selten, und oft- Nigl und Lindsay ausgenommen- nur mit gewisser Mühe verwendet, wie die famosen staccati am Schluss von Phrasen und Bögen. auch die Läufe bei den Damen hatten oft Unreinigkeiten in der Mitte...bei der Premiere, wo ich live dabei war, gab es bei den Damen doch immer wieder Intonationsprobleme. auch waren die Damen im texte etwas schwer verständlich, im stream war das natürlich viel besser, auch gab es im stream(doch schon 4. oder 5.auffuehrung) weniger Intonationsprobleme. die Herren waren durchwegs gut textverständlich und tonrein. die Mezzosopranistin aus dem Opernstudio war trotz schöner Stimme mit ihrem starken vibrato für diese Art Musik fehlbesetzt. unter den Hirten hörte ich eine gut fokussierte Tenorstimme (Aaron McInnis)
3...Georg Nigl bot eine grosse, wenn auch nicht ideale Leistung...die Partie ist ja sehr fordernd. er war besonders gut verständlich, wenn auch sein italienisch gelegentlich etwas cisalpinen Anklang hatte und es einige Vokalverfärbungen gab, trotz allem, Hut ab. im Stream war er leider optisch ein Opfer des Streams, so wie er live darstellerisch sehr gut wirkte, im stream wirkte er wie 20 jahre zu wenig jung.....
4....die Inszenierung war nicht ganz nach meinem Geschmack, es ist aber schon schwierig, so eine werk heute im Zeitalter des RT auf die Bühne zu bringen. hier gab es halt statt eines Spiels im Schäfermilieu mit Wurzeln in der antiken Sage ein Happening, dass man glaubte bei den Seitenblicken zu sein. aber, zumindest die Farben stimmten, und wirklich ausserordentlich gut gelöst war die Verwandlung in die Unterwelt.
5....erschreckend das minimale Interesse des Publikums, wann hat es in der "guten alten Zeit" Karten in Menge für eine Premiere gegeben? viele junge Leute in den ersten reihen von Loge auf 20.-tickets...der Parterrestehplatz zu beginn nur ca 70% voll, nach der pause 50% nach 3 Minuten Applaus am Schluss waren noch ca 20 Besucher auf dem Parterrestehplatz. auf der Galerie zu Beginn 50%, Nach drei Minuten Schlussapplaus nur noch ca 10 - 15 Besucher dort eben....commentario ....superfluo.... ist das junge Publikum durch die Billigtickets last Minute verdorben, ist man zu bequem geworden?? wahre Opernbegeisterung hat immer am Stehplatz ihren Ausgang genommen
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