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EUTIN/ Festspiele: DIE BLUME VON HAWAII – Premiere

03.08.2012 | KRITIKEN, Oper

Die Blume von Hawaii“- Eine Revolutions-Operette?

Von Horst Schinzel


Foto: Kerstin Ahrens

Als der ungarische Komponist Paul Abraham (1892 – 1960) 1931 seine Operette „Die Blume von Hawaii“ – die zwei Jahre darauf auch verfilmt worden ist – uraufführen ließ, stand er auf der Höhe seines Ruhms. Und wenige Jahre später vor dem Nichts. Von den Nazis als Jude rassisch, als Künstler ideologisch verfolgt, emigrierte er schließlich in die USA. Dort kannte ihn keiner, und er war mittellos. Auch als Spätfolge einer venerischen Krankheit verfiel er in geistige Umnachtung. Freunde holten ihn 1956 nach Deutschland zurück, wo er die letzten Jahre in einem psychiatrischen Krankenhaus vegetierte.

Seine Revue-Operette „Die Blume von Hawaii“ feierte zu ihrer Entstehungszeit und auch nach dem Zweiten Weltkrieg große Erfolge. Aber als um 1960 das damalige Operettenhaus in Hamburg das Werk in großer Aufmachung mit der damals unvermeidlichen Show-Treppe zeigte, war ihre Zeit schon fast am Ende. In der Folge geriet sie ob des Siegeszugs des Musicals in Vergessenheit, aus der sie einige Häuser in den letzten Jahren haben heraus zu holen versucht. Und nun also die Eutiner Festspiele. Die Premiere am Donnerstag wurde künstlerisch zu einem großen Erfolg. Pekuniär für die Festspiele kaum. Die Tribüne war gerade einmal zu einem Drittel gefüllt.

Regisseur Hardy Rudolz hat das Werk kräftig bearbeitet und zusammen gestrichen. Mehr sei nicht möglich, ließ er im Vorfeld wissen. Dann gehe es an die musikalische Substanz. Auch so bleibt die Operette äußerst sprachlastig und ist auf weite Strecken mehr ein gefälliges Schauspiel mit Musik. Weshalb entgegen der sonst in Eutin üblichen Praxis die Solisten mit Mikroports ausgestattet sind. Und was die Musik betrifft, wird erstmals bei einer Premiere in diesem Sommer die lästige Plane über dem Orchestergraben eingerollt. Um in der Pause wieder hervorgeholt zu werden. Es ist zu feucht, und die Instrumente leiden.


Foto: Kerstin Ahrens

Bei seinen Kürzungen hat Rudolz das Werk auf seinen Kern – die Darstellung des Aufstandes der Ureinwohner von Hawaii gegen die amerikanischen Besatzer – zurückgeführt. Dieser Teil des Abends hinterlässt den stärksten Eindruck – weniger die romantische Geschichte um die Prinzessin Laya, die übrigens historischen Vorbildern folgt. Der Regisseur hat ein Ensemble zusammen gestellt, das sprechen, singen, spielen und tanzen kann. Peggy Steiner als Prinzessin Laya, Bernardo Kim als Prinz Lilo Taro und Norbert W. Conrads gefallen und beeindrucken – in herrlichen Kostümen von Martina Feldmann – in dieser Dreiecksgeschichte zwischen Tradition und neuer Zeit. Yon-Ho Choi gestaltet die Figur des Kanako Hilo als Anführer des aufständischen Volkes äußerst folkloristisch. Claus J. Frank ist ein herrlich fieser Zigarre schmauchender Gouverneur. Süß das Buffo-Paar Thomas Burger und Thèrése Wincent. In weiteren Rollen agieren Lisa Jackson, Tina Benz und Luis Lay. Die amerikanischen Mitglieder des Festival-Chors gestalten eindrucksvoll ihre Rollen als Einwohner der Insel und amerikanische Matrosen.

Die Handlung spielt in der sehr luftigen Kulisse von Ursula Wandaress, in der selbst die Show-Treppe nicht fehlt, wohl aber erneut die Natur zu kurz kommt. Mit zunehmender Dunkelheit beeindruckt die Lichtführung von Klaus Ernst Zimmermann. Aus dem Orchestergraben kommen zum Teil recht ungewohnte Klänge von sonst kaum verwendeten Instrumenten. Die Musiker folgen dem Musikalischen Leiter Urs-Michael Theus aufmerksam. Der hält das Ganze ohne Probleme zusammen

Ein großer Erfolg vor zu wenigen Zuschauern.

Weitere Aufführungen am 4., 9. un f20 August, jeweils 20 Uhr, 5. und 12. August, 16 Uhr

 

 

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