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EUTIN: DER LIEBESTRANK – trockene Premiere

21.07.2012 | KRITIKEN, Oper

EUTIN: „Der Liebestrank“: Melodienseliger Auftakt in Eutin am 20.7.2012

Von Horst Schinzel


Foto: Kerstin Ahrens

Das Wichtigste vorweg: Die Premiere von Donizettis Oper „Der Liebestrank“ als zweite diesjährige Premiere in Eutin ist trocken über die Bühne gegangen, nachdem die Generalprobe zwei Tage zuvor gründlich verregnet war. Der Wetterumschwung ist allerdings zu spät gekommen. So bleiben an diesem Abend beklagenswert viele Plätze im großen Rund der Tribüne leer. Wer nicht gekommen ist, hat ein ganz ungewöhnliches musikalisches Ereignis verpasst, das zu Recht vom Premierenpublikum stürmisch gefeiert wird.

Die Geschichte von dem Dorftrottel Nemonino, der sich unglücklich in seine reiche Nachbarin Adina verliebt hat und sie an den feschen Hauptmann Belcore zu verlieren droht, hat in den 180 Jahren seit ihrer Uraufführung nichts von ihrer Frische verloren.


Foto: Kerstin Ahrens

Zumal wenn sie so großartig auf die Bühne gebracht wird, wie hier von Wolfgang Dosch. Der hat eigene Bühnenerfahrungen als Sänger und vor zwanzig Jahren selbst in Eutin gesungen – kennt also die Besonderheiten der örtlichen Verhältnisse. Ihm gelingen großartige Massenszenen mit dem von Gabriele Pott glänzend einstudierten Chor und weiß die Solisten ansprechend zu führen. So ist auf der Bühne immer Bewegung, zumal Dosch einzelnen Chorsänger mit solistischen Aufgaben betraut. Ihren Höhepunkt findet diese Führung nach der geplatzten Hochzeit, als die Gesellschaft sich in ein bacchantisches Finale steigert.

In der diesmal sehr luftigen Kulisse – die auch die Natur einbezieht – von Ursula Wandaress agieren großartige Solisten – allen voran Jacques Le Roux als Nemorino. Er weiß seine große und schöne Stimme gefällig zu führen und beherrscht mühelos die Arena. Ihm gleichwertig zur Seite Ulrike Maria Maier als Adina. Auch sie verfügt über eine herrliche Stimme, neigt aber leider gelegentlich in den hohen Lagen dazu zu forcieren. Stefan Sevenich ist ein großartig komödiantischer Quacksalber Dulcamara, dessen Auftritt mit dem Werbe-Dreirad des „Brauhauses“ bereits sehr verheißungsvoll ist. Der Hauptmann Belcore ist hier ein Seeoffizier – Kostüme Marina Feldmann -, an dessen Hosen die Biesen davon zeugen, dass er schon in jungen Jahren den Generalstablehrggang bestanden hat. Der Koreaner Johan Hyunbong Choi hat den Maritim-Musikpreis gewonnen und lässt für die Zukunft Großes erwarten. Im Internationalen Opern-Elitestudio des Lübecker Theaters wird er in der kommenden Spielzeit häufiger zu erleben sein. Die in Lüneburg engagierte Ruth Frieder gibt die Gianetta. Das Lichtdesign von Klaus Ernst Zimmermann entspricht den Möglichkeiten der späten Dunkelheit.

Carlos Spierer– der über eine eiserne Gesundheit verfügen muss, weil er an diesem kalten Abend nur im Hemd dirigiert – hat es in seinem Eutin-Debüt leicht. Das Orchester – leider im lästigen Graben – ist gut aufgelegt. Ohne Schwierigkeiten kann er den großen Apparat zusammenhalten.

Der Schlussbeifall ist überwältigend.

Weitere Aufführungen: 28. Juli, 4. und 8. August, jeweils 20 Uhr, 26. Juli, 18 Uhr

 

 

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